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Yyrkoon schäumt vor Wut. Statt Tod und Verderben, Hass und Gewalt verbreitet der Herrscher von Melniboné Langeweile und Sichtum. Sein Cousin Elric, mächtigster Herrscher der Welt, Gebieter über die Dämonen der Unterwelt, Spross einer seit vielen Jahrtausenden unangreifbaren Rasse blutdürstiger, menschenverachtender Tyrannen, ist in seinen Augen schwach und des Thrones unwürdig. Yyrkoon hasst den Albino. Verachtet den schwächlich wirkenden "Weißen Wolf" und sehnt sich nach einstiger Stärke und der gottgleichen Macht des Rubinthrons.
Doch seine Schwester Cymoril, Gefährtin Elrics und machtvolle Hexerin, gelingt es immer wieder, das schwache Blut des Herrschers zu erneuern, ihm Kraft zu spenden und die Schwäche des kranken Körpers aufzuheben. Gelangweilt, des eigenen Körpers müde, dem Volk von Melniboné entrückt und die eigene Macht verachtend, lässt Elric Yyrkoon gewähren und weist den Usurpator nicht in seine Schranken.
Da erschüttert eine Nachricht das so unangreifbare, mächtige Reich Melniboné. Barbarenhorden wagen es, die unangreifbare Insel der Drachen, den Hort der Götter und Dämonen, den unpassierbaren Irrgarten inmitten der kochenden See mit ihrer nichtswürdigen Flotte zu besudeln. Elric, von Yyrkoon bis aufs Blut provoziert, sieht sich gezwungen, den Angreifern persönlich gegenüberzutreten und einen Splitter seiner gewaltigen Macht zu präsentieren. Er ahnt nicht, dass er damit Yyrkoon die lange herbeigesehnte Chance gibt, ihn zu stürzen.
In fahrigen, hastig gemalt wirkenden Bildern lassen Didier Poli, Robin Recht und Jean Bastide eine Welt entstehen, die abscheulicher nicht sein könnte. Vergewaltigung, Folter, das Ausbluten zahlloser junger Frauen, die Zerstückelung von makellosen Körpern, allein, um der Langeweile zu entgehen, sind die Kulisse für die Protagonisten Yyrkoon und Elric, die sich belauern, umkreisen und doch auch einander brauchen. Da ist der hasserfüllte Yyrkoon, der sich einen grausamen Herrscher wünscht und nur aus seiner Enttäuschung über den kraftlosen Elric selbst die Macht zu ergreifen versucht. Ihm gegenüber der Albino, dessen schwacher Körper und gelangweilter Geist den Sinn seines Daseins an der Spitze einer Jahrtausende alten, unangreifbaren Dynastie nicht mehr erkennen können. Was bringt ihm diese Macht, die endlose Aneinanderreihung von Grausamkeiten und Niedertracht? Was hat das Schicksal mit ihm vor, dem Dahinsiechenden, dem Kranken und Schwachen?
Julien Blondel erweckt ein Szenario zum Leben, das seit Jahrzehnten Vorbild zahlloser Bücher, Spiele und Filme wurde. Das Szenario des düsteren, schwachen Helden, der sich seiner Welt entfremdet hat und auf Sinnsuche gehen muss. Ich habe diesen genialen Weltenentwurf – quasi das absolute Gegenstück zu Tolkiens "Herr der Ringe" – vor über dreißig (!) Jahren gelesen (den damals sechs Bücher umfassenden Sammelband) und nie mehr vergessen. Entsprechend groß waren meine Erwartungen, Befürchtungen und eine fast allergische Abwehr-Reaktion auf die mögliche Umsetzung als typischer Hochglanz-Splitter-Comic. Wie könnte man auch nur ansatzweise diesem melancholischen, grausamen, traurigen, heldenhaften und undurchschaubaren Epos auf wenigen Seiten mit bunten Illustrationen, versehen mit wenigen Textpassagen, gerecht werden?
Man kann! Von der ersten Seite an fühlt man sich in die Welt Melnibonés versetzt. Spürt man die Abneigung von Elric, den scheinbar vorherbestimmten Bahnen seines Schicksals zu folgen, ahnt man, welch üble Taten Yyrkoon zu vollbringen in der Lage ist.
Und auch wenn man voller Abscheu die Hintergrundillustrationen betrachtet, die menschenverachtend Details enthüllen, die man nicht sehen möchte und doch gezwungen ist, in sich aufzunehmen, will man diesen Epos verstehen.
Der Auftaktband spart nicht mit ekligen Details und ist doch ein genialer Entwurf einer fast schon vergessenen Welt – der Welt von Michael Moorcock, dem Schöpfer einer der unsterblichen, tragischen Helden der Fantasy-Literatur. Dieser Elric ist für Fans ein Muss, für Neueinsteiger eine große Herausforderung und befriedigende Erfahrung:
So muss Fantasy! Ebenfalls grandios sind die acht Sonderseiten mit Studien zur Entwicklung der Hauptcharaktere dieses Auftaktbandes.
Wer sich selbst von der bildgewaltigen Auseinandersetzung der vier Künstler Poli, Recht, Bastide und Blondel überzeugen will, sollte
hier einen Blick auf die Leseprobe werfen.