Jack Taylors Leben ist bei Licht betrachtet eine recht traurige Angelegenheit: Nicht nur, dass er ein massives Alkoholproblem hat, er wurde auch bei der irischen Polizei gefeuert, nachdem er einem hochrangigen Politiker bei einer Verkehrskontrolle kurzerhand eine reingehauen hat. Nun versucht sich Jack als Privatermittler - und Fälle gibt es im irischen Galway, so beschaulich es auch wirken mag, mehr als genug: als Selbstmord getarnte Morde, Selbstjustiz, Missbrauch. Gegen die Widerstände seiner Ex-Kollegen und mit der ihm eigenen Sturheit und Unbestechlichkeit löst der Ex-Bulle die Verbrechen und gerät dabei mehr als einmal selbst in Lebensgefahr ...
Promovideo für die erste Folge auf Englisch:
Jack Taylor, die vom irischen Autor Ken Bruen geschaffene, sehr eigenwillige und unendlich tragische Romanfigur, hat schon in vielen Fällen ermittelt - nun also auch in einer TV-Serie, die in Deutschland im ZDF zu sehen war. Die erste Staffel vereint sechs Fälle; die DVD-Box enthält als Bonus zusätzlich noch Interviews mit den Machern und Darstellern der Serie. Diese sechs Folgen sind enthalten:
1. Der Ex-Bulle (The Guards) 2. Auge um Auge (The Pikemen) 3. Gefallene Mädchen (The Magdalen Martyrs) 4. Königin der Schmerzen (The Dramatist) 5. Tag der Vergeltung (Priest) 6. Das schweigende Kind (Shot down)
Auch wenn die englischen Episodentitel teilweise den Romantiteln entsprechen, handelt es sich nicht um 1:1-Umsetzungen der Stories, sondern eher um lockere Anlehnungen, bei denen einiges verändert wurde - eben "based on ...".
Was die Besetzung der Hauptfigur angeht, haben die Macher mit Iain Glen als Jack ein glückliches Händchen bewiesen. Der 1961 geborene Schotte mit dem markanten Gesicht, den man bereits aus diversen Filmen, aber auch aus Serien wie "Game of Thrones" oder "Downtown Abbey" kennt, verkörpert die Ecken und Kanten des desillusionierten Privatermittlers gut. Aber - und für Leser der Romanreihe ist es ein ziemlich großes Aber - die Serie hat nur noch wenig mit dem Jack Taylor zu tun, den man aus Ken Bruens großartigen Büchern kennt.
Als TV-Produktion sind die Fälle eben nur an die Romane "angelehnt" und wurden ziemlich deutlich entschärft, was sie dann doch recht mainstreamig macht. Wo Ken Bruens Antiheld von einem menschlichen Drama zum nächsten taumelt und von Roman zu Roman mehr und mehr vernichtet wird, so ist der TV-Jack eher eine wohlmeinende Weichzeichnung: ein bisschen versoffen, aber immer noch charmant, gut aussehend und ganz gut über die Runden kommend. Wo Pater Malachy in den Büchern ein echter Kotzbrocken ist, wirkt er hier geradezu gemütlich und annehmbar. Die große Traurigkeit, die vielen Verfehlungen, die toten Wegbegleiter, der Sturz ins Bodenlose, all das wurde für die Serie in großen Teilen weggelassen. Für Fans der Buchreihe ist diese Interpretation von Jack Taylor ganz klar eine Enttäuschung.
Auf der anderen Seite: Wer die Bücher nicht kennt und daher vorab keine Erwartungen an Jack Taylor in Serienform hat, der erhält sechs durchaus spannende und gut gemachte Krimifälle, die unterhalten und endlich einmal eine andere Stimmung bieten als skandinavische Kühle oder englische Behäbigkeit. Das irische Städtchen Galway, das teilweise als Originalschauplatz zum Drehort wurde, präsentiert sich als wunderbare Kulisse mit seiner Lachswehrbrücke, den typischen Pubs, der malerischen Küstenlinie.
Die DVD-Box von edel motion macht insgesamt einen guten Eindruck, zumal diesmal ausnahmsweise auch etwas Bonusmaterial in Form von Interviews enthalten ist. Allerdings: Es gibt nur eine einzige Tonspur, nämlich Deutsch - der englische Originalton ist nicht enthalten. Auch Untertitel sucht man vergeblich. Eine schwer nachvollziehbare Entscheidung, die die Box abwertet.
Zusammenfassend: gute Krimiunterhaltung mit einem kantigen und oft strauchelnden Ermittler. Als Adaption der Romane aber eher enttäuschend, weil nahezu alles, was wirklich berühren würde, gestrichen wurde. Dass der englische Originalton nicht enthalten ist, ist ein deutliches Manko.
Auf der ZDF-Website zur Serie gibt es Interviews unter anderem mit Regisseur Stuart Orme sowie den Darstellern Iain Glen und Nora Jane Noone: