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 Mein Weg aus dem Burnout

Der Stress-Falle entkommen, Lebenskunst entwickeln


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Burnout. Für Jens Brehl ein Synonym für Versager. Für einen Menschen, der für seine Arbeit lebt, durch seine Arbeit lebt, sich jahrelang nur als Leistungsmaschine wahrnimmt und Zeitdruck und Stress als natürliche und nahezu einzige Bestandteile seiner Existenz ansieht, bedeutet dieser Zustand eine herbe Niederlage. Eine Niederlage, die endgültig ist, Selbstmord nahelegt und keine Zukunft mehr zulässt.
Therapie ist etwas für Weicheier, Hilfe von anderen peinlich, sich outen und über Gefühle sprechen, ja, überhaupt welche zulassen, zutiefst verstörend und ängstigend.
Dennoch begibt sich der Journalist und PR-Berater auf diesen Weg in seine eigene Seele, versucht sich zu öffnen, zu ändern, sich neu zu erfinden oder durch die Hilfe und die Fähigkeiten anderer erfinden zu lassen. Vom Alleskönner zum Empfänger kostenloser Speise der Fuldaer Tafel.
Ein Abstieg, endloser Tunnel und ein Aufstieg ohne Schminke, ohne Maske und ohne Scham. Ein Bericht ohne Wenn und Aber, ohne sich selbst zu schonen und mit dem Eingeständnis oder besser der Erkenntnis, das Burnout keine Versager-Krankheit ist, sondern ein Warnsignal, dem die Chance innewohnt, das eigene Leben so zu gestalten, dass nicht Erfolg und Geld, Besitz und Konsum, sondern Glück und Erfüllung zum Maßstab werden.

Jens Brehl mutet dem Leser viel zu. Einfach ist diese Schilderung nicht, Brüche im Text, Gedankensprünge und Lücken tun sich immer wieder auf, ganze Kapitel scheinen in der Luft zu schweben und ohne Zusammenhang dazustehen. Weder der Zusammenbruch noch der Weg zu einem neuen Leben sind leicht nachzuvollziehen. Vieles muss sich der Leser denken, erahnen oder hinzudichten, manches wird nicht erhellt oder bleibt bewusst im Dunklen. Einiges ist auch unverständlich und so bruchstückhaft, dass man kaum in der Lage ist, den neuen Jens Brehl einzuordnen. Ist er wirklich fundamental ein anderer geworden oder kocht er nur noch auf Sparflamme? Ist er einfach nur noch zu halber Leistung fähig oder hat er wirklich eine innere Balance gefunden, die über seine eigene Person hinaus dem Leser eine Art Hilfestellung geben kann, sein eigenes Leben zu überdenken? Hat dieser Bericht einen exemplarischen Sinn oder ist es "nur" der Lebensweg eines in der Leistungsgesellschaft gescheiterten? Ist dieses Buch eine Art Therapie für Jens Brehl – das wäre ja bereits viel und für ihn extrem wichtig – oder kann es auch anderen helfen?

Es kann. Burnout ist zwar als Begriff in jeder Zeitung jeden Tag vertreten, beherrscht Chefetagen ebenso wie Gewerkschaftsvertreter, lässt Ärzte Nachtschichten schieben und die Rentenkasse zittern, doch was sich wirklich hinter diesem "Ausgebrannt sein" verbirgt, ist gar nicht so leicht zu definieren. Zu viele Symptome lassen sich zu einem viel zu komplexen Krankheitsbild zusammenfassen, als dass der einfache Zeitungsleser, Arbeitgeber oder Arbeitnehmer etwas damit anfangen könnte.
Jens Brehl gelingt es diesem Klischee des Leistungsverweigerers unendlich viele Facetten zu geben, dieser nebelhaften Gestalt der modernen Arbeitswelt ein Gesicht zu geben, das erkennen lässt, wie sehr ein Mensch, der mit dieser Diagnose aus der Arzt-Praxis kommt, zu kämpfen hat. Mit sich seiner Umwelt und seinem ganzen restlichen Leben. Dieser Bericht macht Betroffenen und Angehörigen Mut, gibt Halt und lässt hoffen – was will man mehr?

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 6. Dezember 2013 | ISBN: 978-3943304213 | Preis: 14,80 Euro | 308 Seiten | Sprache: Deutsch

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