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Atemlos steht ein offensichtlich angeschlagener Mann bei den drei Fragezeichen auf dem Schrottplatz und behauptet, dass er von Musik angegriffen wurde. Wenig später stellt er sich als Mr Kappelhoff vor und erzählt daraufhin den Freunden, was er bei einer Probe der Colorphoniker, einem neuen andersartigen Orchester, erlebt hat, wie die Musik sich seines Körpers bemächtigte, ihm Angst einflößte und ihn letztendlich zusammenbrechen ließ. Die drei Fragezeichen übernehmen getreu ihres Mottos auch diesen Fall. Kappelhoffs Kontakte ermöglichen den Detektiven einen Besuch des Orchesters, den sie nutzen wollen, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Aber sie werden von den Auswirkungen der Musik erfasst ...
Einen interessanten Weg schlägt Autorin Kari Erlhoff mit ihrem neusten Werk "Sinfonie der Angst" ein, das auch zugleich als - sehr grobe und entfernte - Vorlage für die derzeitige ???-Live-Tour "Phonophobia" dient, jedoch wartet sie erneut mit ihrem typischen Stil auf: Innovative Ideen werden mit altbekannten Orten und Charakteren verbunden, allerdings leidet die Handlung des Falls darunter, da die Rückgriffe zwar kurzweilig das Fanherz höher schlagen lassen, aber den Inhalt nicht voran bringen.
Ein geheimnisvolles Orchester, das mysteriöse Klänge auf ominösen Instrumenten erzeugt, bildet die Basis des Abenteuers. Das Besondere daran ist der Umstand, dass die Colorphoniker mit den gespielten Stücken auch andere Sinne ansprechen. Die dort spielenden Synästhetiker vermischen unterbewusst ihre Sinnesebenen und können Farben, Formen, Buchstaben oder eben Klänge miteinander verbinden - praktischerweise ist nun einer der drei Detektive ein Synästhetiker, mal schauen, ob sich das in Zukunft in weiteren Büchern auswirkt. Nur, wo ist da der Fall? Der Leiter des Orchesters plant etwas, doch die Umsetzung ist weder spannend noch gelungen. So viel Aufwand für so wenig Erfolg.
Neben dieser Erweiterung der Fähigkeiten im Team bietet sich inhaltlich beim Thema "Töne beeinflussen das Empfinden" natürlich einer der frühen Fälle von Justus, Peter und Bob an: das Gespensterschloss im Schwarzen Canyon. So wird auf etlichen gedanklichen Umwegen das alte Setting reaktiviert und in diese Geschichte integriert, sonderlich spannend oder überzeugend ist diese Einbindung allerdings nicht, denn der Handlung fehlt es an Substanz. Die anfängliche Freude über den erneuten Aufgriff des uralten Spukfalles verfliegt so schnell, wie sie eintrat. Ein Bösewicht, der mit seiner Musik die Menschen quälen und mitunter töten möchte passt nur wenig in den Kosmos der drei Freunde aus Rocky Beach und vermag es nicht den Leser zu erreichen. Die aufgegriffene Synästhesie ist zwar ein spannendes Thema, aber der Kriminalfall hinkt ordentlich hinterher. Das Cover, das die alte Orgel im Schloss zeigt, ist mit einer Folie überdeckt, womit die angedeutete Überlagerung von Musik, Farben und Stimmung angedeutet wird - zumindest das sieht super aus.
Kurzum: "Sinfonie der Angst" ist eine Aneinanderreihung von alten Gegebenheiten und Anspielungen, die davon lebt, dass der Leser sich an den Klassiker im Gespensterschloss erinnert. Wer das nicht kann, dem entgeht die nostalgische Note des Werkes und übrig bleibt ein sehr moderner Kriminalfall, der einige Lücken und Tücken in sich birgt.