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Neda kommt unter qualvollen Umständen in einem Teheraner Gefängnis zur Welt, denn ihre Eltern haben sich gegen das Khomeini-Regime aufgelehnt. Bald schon wird Neda ihrer Mutter weggenommen. Die beiden werden sich erst nach einiger Zeit wieder sehen.
Im Haus der Großeltern, deren großer Jacarandabaum die Erinnerungen aller Sprösslinge der Familie zusammenhält, wachsen Neda und weitere Enkelkinder ihrer Großeltern auf, darunter Sheida, deren Vater nach Jahren im Gefängnis eines Tages einer Hinrichtung durch Erhängen zum Opfer fällt, wie Tausende andere.
Als die Kinder von damals erwachsen geworden sind und die politischen Zustände im Iran neuerlich unerträglich werden, gehen einige von ihnen wie einst ihre Eltern auf die Straße - und die Bilder der Vergangenheit wiederholen sich -, während andere teils schon früher und meist aufgrund des Drucks ihrer Eltern im Ausland Zuflucht gesucht haben. Zu ihnen gehören Neda und Sheida. Vor beiden stehen Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit: Sheida muss erkennen, dass ihre Mutter sie ihr Leben lang bezüglich des Todes ihres Vaters belogen hat, wenn auch, um sie zu schützen. Und Neda erfährt, dass der Vater des Mannes, den sie liebt, zunächst zu Khomeinis Garden gehörte, ehe er sich der Revolution zuwandte.
Wie ihre Protagonistin Neda wurde die Autorin Sahar Delijani im Evin-Gefängnis, Teheran, geboren, und auch die Schicksale der anderen Familienmitglieder haben einen authentischen Hintergrund. Delijani arbeitet mit "Kinder des Jacarandabaums" die entsetzlichen Erfahrungen auf, denen die kritischen Iraner in den vergangenen Jahrzehnten ausgesetzt waren und teils immer noch sind.
Eindringlich, doch nicht mit "Druck auf die Tränendrüse" - den es auch gar nicht braucht, die Entwicklungen und Ereignisse sprechen für sich -, erzählt die Autorin ihre Geschichte von zwei Generationen vor allem weiblicher Familienangehöriger, die alle erdenklichen Tiefen des Lebens durchmachen und sich, zumeist nach einer vermeintlichen Normalisierung, plötzlich wieder mit den Schatten der Vergangenheit konfrontiert sehen.
Zwar hätten die einzelnen Charaktere etwas mehr ausdifferenziert werden können, und die Fülle an Personen mit ähnlichen oder parallelen Schicksalen verwirrt gerade in einer Hörbuchversion bisweilen erheblich, dennoch ergibt sich in der Zusammenschau eine schlüssige und frei von Brüchen vorgetragene Erzählung. Auch die Übersetzung wirkt gelungen bis auf eine gelegentlich zutage tretende Abneigung der Übersetzerin gegen den Konjunktiv und das Präteritum in bestimmten Satzkonstruktionen.
Maria Schrader liest gediegen, geht auch auf Charaktere und Handlung in Tonfall, Ausdruck und Tempo ein, doch wäre an einigen dramatischen Stellen mehr Intensität denkbar, und die vereinzelten langatmigen Passagen gestaltet sie nicht fesselnder.
Die Aufmachung des Hörbuchs ist hochwertig mit in Kunststoffhalterungen befestigten CDs, die ein Kartoncover zusammenhält.
Insgesamt eine gelungene, empfehlenswerte Hörbuchedition eines tief berührenden Romans, der ein im Westen weitgehend vergessenes Thema aufarbeitet und auch für die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten sensibilisiert.
Eine
Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.