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Dave ist ein ganz normaler Bürger, der in dem Land Hier jeden Morgen zur Arbeit geht, seine festen Routinen hat und sich vor dem Meer und dem dahinterliegenden Land Dort fürchtet. Er unterscheidet sich darin nicht von irgendeinem seiner Mitbürger. Doch eines Tages wächst ihm ein Bart, obwohl er bis dahin keinen Bartwuchs hatte. Das Gesichtshaar wächst in großer Geschwindigkeit und unkontrollierbar. Dave kann es nicht schnell genug abschneiden und muss schließlich akzeptieren, dass sich der Bart über seine ganze Nachbarschaft ausbreitet. So wird er schließlich für die Bürger von Hier zu einer Bedrohung ...
Stephen Collins Graphic Novel "Der gigantische Bart, der böse war" ist kein typischer Comic. Die Story ist letztlich eine 240-seitige Metapher für die Angst vorm Unbekannten. Sie funktioniert, sie liest sich unterhaltend und kurzweilig, aber irgendwie ist sie auch ein wenig plump und wenig originell.
Von Anfang an weiß der Leser, worauf der Autor hinauswill. Die Monotonie des Lebens der Bürger vom Land Hier, ihre Ordnungsliebe und ihre Furcht vor dem unbekannten Dort lassen von der ersten Seite keinen Zweifel aufkommen, dass ein Geschehnis bevorsteht, dass die Menschen mit ihren Ängsten konfrontiert. Der Titel des Bandes lässt nicht einmal einen Zweifel, was dieses Geschehnis sein wird, nämlich, dass der Hauptfigur Dave sehr bald ein Bart wachsen wird und er aus seiner Normalität herausgerissen und von seinen Mitmenschen ausgegrenzt werden wird. Der Leser wird den Band daher kaum wegen seiner dramaturgischen Spannung in einem Rutsch verschlingen, dafür aber vielleicht wegen seines eigenwilligen Humors. Viele amüsante Ideen verleihen der Story zumindest einen gewissen Reiz, zum Beispiel, wenn alle Friseure des Landes eingezogen werden, um dem Bart Einhalt zu gebieten.
Letztlich ist es aber die zeichnerische Umsetzung, die diese Graphic Novel lesenswert macht. In durchgehender Schwarz-Weiß-Zeichnung und variationsreichen Bildformaten und Bildfolgen wird dem Leser sehr intensiv die triste Stimmung im Land Hier vermittelt. Auch verstärken die Bildfolgen und die knappen und wortkargen Dialoge den subtil wirkenden Humor des Autors. Collins holt, wenn man so will, künstlerisch alles aus der vorhersagbaren Handlung und der wenig originellen Message des Bandes heraus. Er zeigt damit im Grunde, dass weniger die Story über ein gutes Comic entscheidet als vielmehr ihre Umsetzung!
Fazit: Ein künstlerisch großartiges Comicbuch, das trotz einer vorhersagbaren Handlung und plumpen Message einfach toll zu lesen ist!