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Dirk Lüddecke und Felicia Englmann wollen mit ihrem Sammelband "Zur Geschichte des politischen Denkens" zeigen, wie vielfältig das politische Denken in Geschichte und Gegenwart ist. Dazu haben sie elf Aufsätze verschiedener Autoren zu diversen Themen der politischen Ideengeschichte versammelt.
Das Themenspektrum reicht dabei von antiken Republik-Konzeptionen über Aristoteles-Rezeptionen im Mittelalter bis hin zu modernen Themen wie Social Media. Die verbindende Klammer der Beiträge soll dabei das Werk Henning Ottmanns sein, dessen Lebenswerk, die mehrbändige Geschichte des politischen Denkens, gewürdigt wird mit diesem Sammelband. Am Ende des Bandes findet sich ein Personenregister.
Dirk Lüddeckes und Felicia Englmanns Sammelband "Zur Geschichte des politischen Denkens" bietet fast ein Dutzend spannender Beiträge aus der aktuellen Forschung, allerdings ist das Themenspektrum so breit, dass dem Band ein roter Faden fehlt. Der durchgehende Bezug auf Ottmanns Standardwerk reicht als Aufhänger, aber kaum als Klammer für einen derart breit angelegten Sammelband.
Die meisten Beiträge sind für sich genommen spannend geschrieben und bieten gerade für Philosophen und Politikwissenschaftler einige Anregungen. Allerdings wurden die Themen teilweise auch sehr speziell gewählt. So sind etwa Beiträge zum Pyrrhonismus oder zu den Frontispizen aus frühneuzeitlichen Werken des politischen Denkens fast nur für Studenten und Wissenschaftler mit ähnlichen speziellen Forschungsinteressen spannend. Zumeist dürften dann nur ein oder zwei Beiträge lesenswert sein. Für einen breiteren Leserkreis sind allenfalls die letzten Beiträge interessant, die sich mit modernen Themen wie dem politischen Konservativismus, politischen Slogans während der Prohibition in den USA oder Social Media beschäftigen.
Auch wenn der Band insgesamt eher an Experten der politischen Ideengeschichte gerichtet ist, und auch unter diesen kaum jemand alle Beiträge interessant finden wird, so punktet er doch damit, dass er eine Reihe innovativer Zugänge zum politischen Denken aufzeigt. So bietet zum Beispiel Englmanns Aufsatz zu Titelkupfern politischer Bücher in der frühen Neuzeit eine neue Annäherung an die Ideengeschichte in dieser Epoche. Sehr gelungen ist auch die Einleitung des Bandes, die sehr unterhaltend beschreibt, wie wohl so ein Kupferstich zu diesem Band aussehen könnte. Überhaupt versuchen in diesem Band mehrere Autoren, nicht nur klassische Textgattungen der Ideengeschichte zu verwerten, sondern auch Satiren, Autobiographien, Reiseberichte oder journalistische Texte. Damit wird der Fokus auch auf bisher oft vernachlässigte Quellen gerichtet.
So bietet der Band zwar einige inhaltliche und methodische Anregungen für Experten, aber es fehlt der rote Faden. Die Beiträge stehen alle für sich und bieten kaum Gelegenheit, miteinander in Verbindung gesetzt zu werden. Es fragt sich, ob nicht eine zeitliche, thematische oder methodische Einschränkung sinnvoll gewesen wäre. So wie er geworden ist, besteht er zwar aus einer Reihe interessanter Beiträge, von denen für die meisten Leser aber eben nur ein oder zwei wirklich relevant sein dürften.
Eine Leseprobe gibt es auf der
Verlagswebsite.