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Dave Bioshop hat es geschafft. Einst Londoner Kleinkrimineller, jetzt an der Spitze eines ergiebigen Drogenimperiums und eigentlich im Ruhestand, was ihn aber nicht davon abhält, weiterhin seine Finger im Geschäft zu haben. Das ist gut so, noch immer ist der ein- oder andere Mord ausschließlich Chefsache, zumal brutale Al-Qaida-Terroristen seinen Geschäftszweig übernehmen wollen. Damit nicht genug, denn Dave muss sich nicht nur um den Fortbestand seines Einkommens, sondern auch um seine schöne Frau kümmern, die einem prunkvollen Leben an seiner Seite nicht abgeneigt ist, die Finger aber auch nicht von jüngeren Liebhabern lassen kann ...
Jamie Sullivan (Jamie Bannerman) führt ein bemitleidenswertes Leben. Nachdem er als Soldat in Afghanistan, im Dienste ihrer Majestät, Volk und Land verteidigt hat, sitzt er traumatisiert, abgebrannt und ohne Perspektive unter den Brücken Londons. Insofern ist die gefundene Brieftasche von Dave Bioshop (Dave Courtney) nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern zuerst einmal die Möglichkeit, ein ausgiebiges "English Breakfast" zu genießen. Frisch gestärkt, gehört die nachfolgende Idee nicht unbedingt zu den Besten von Jamie, denn sein Entschluss, dem Drogenbaron im vorzeitigen Ruhestand, die Geldbörse zurückzugeben, führt gleichzeitig dazu, dass er kurzerhand als Fahrer und Mädchen für eher unangenehme Tätigkeiten, in das Geschäftsleben von Bioshop eingegliedert wird.
Die anfänglichen Begleiterscheinungen sind durchaus positiv. Jamie wähnt sich kurzzeitig wieder auf der Sonnenseite des Lebens. Ein Dach über dem Kopf, das nette Trinkgeld und eine übersichtliche Arbeitsplatzbeschreibung - die eigentlich nur den rechtzeitigen und stetigen Drogennachschub, der im Firmengeflecht involvierten Diskothek und Bar beinhaltet -, scheinen angenehme Nebeneffekte und lösbare Aufgaben zu sein. Doch das Leben in Saus und Braus ist zeitlich begrenzt und endet jäh, als sich herausstellt, dass der Vorgänger von Jamie nicht ganz freiwillig von der Bildfläche verschwunden ist, afghanische Terroristen im Drogengeschäft eine nicht unerhebliche Rolle spielen und er, zu allem Überfluss, auch nicht die Hände von Daves Vorzeigegattin Susan (Lucy Drive) lassen kann.
Britische Gangster-Streifen versprühen oftmals ihren ganz eigenen Charme, leider gelingt die Umsetzung im Fall von "British Scarface" nur bedingt. Der Film leidet ganz offensichtlich nicht nur unter den wiederkehrenden Begleiterscheinungen vergleichbarer B-Movies (übersichtlicher Cast, schlechte Synchronisation, belanglose Drehorte), sondern auch unter einer abstrusen, vorhersehbaren und völlig überfrachteten Story. In seinen Grundzügen und fernab von schlechten schauspielerischen Leistungen könnte das Grundgerüst für einen annehmbaren Drogen- und Gangsterfilm, nach Vorgabe alter Klassiker, gerade noch ausreichen, wird durch die belanglosen Nebenkriegsschauplätze allerdings unübersichtlich, ermüdend und nervtötend. Denn für den Fortgang der Handlung ist es letztlich völlig unerheblich, ob Jamie - wie im Film verankert - nun als ehemaliger Soldat, die Kontrahenten als Terroristen und der Drogenboss selbst als passionierter Schriftsteller auftreten, wenn am Ende von 109 Minuten nicht viel mehr als stumpfe Unterhaltung, garniert mit einer stetig wachsenden Anzahl von Blutspritzern, auf der Haben-Seite verbucht werden können.
Anhänger und Freunde derber und teils lustiger Brit-Gangster-Streifen können "British Scarface" genau aus diesem Grund gerne links liegen lassen. Wer allerdings schon immer wissen wollte, welchen tödlichen Charme der Golfsport ausübt, darf gegebenenfalls einen kurzen Blick riskieren.