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Noria hat sich immer für die Teezeremonie ihres Vaters, eines bedeutenden Teemeisters, interessiert und soll seine Nachfolge antreten. Er muss sie nun auch in sein größtes Geheimnis einweihen, das zu kennen eine große Verantwortung mit sich bringt. Denn Norias Vater und seine Vorgänger kennen beziehungsweise kannten eine verborgene Quelle von erstklassigem Süßwasser.
In Norias Zeit sieht die Welt anders aus als heute. Aufgrund der Klimaerwärmung sind weite Teile früheren Festlandes im Meer versunken, Rohstoffe und Trinkwasser knapp und frühere Einzelstaaten in riesigen, von Armeen beherrschten politischen Gebilden zusammengefasst.
Als ein Offizier den Teemeister verdächtigt, eine geheime Quelle zu kennen – ein schweres Verbrechen, da gutes Wasser der Armee vorbehalten ist -, beginnt für die junge Noria ein extrem beschleunigter Prozess des Erwachsenwerdens. Das Mädchen muss Verantwortung übernehmen und schwer wiegende Entscheidungen treffen, insbesondere, als die kleine Schwester seiner Freundin aufgrund des Wassermangels zu sterben droht. So verrät Noria schließlich das Geheimnis der Quelle – und setzt eine einerseits rettende, andererseits fatale Kette von Ereignissen in Gang.
In Deutschland erschien "Der Geschmack von Wasser" als Jugendbuch, in anderen Ländern als Roman für Erwachsene oder altersübergreifend. Tatsächlich nimmt die junge finnische Autorin Emmi Itäranta mit ihrem auf Anhieb international erfolgreichen Erstlingsroman immer aktuelle Themen auf: das Erwachsenwerden mit all seinen Begleiterscheinungen, den Zwang zu unbequemen Entscheidungen, die niemals aus jeder Perspektive richtig sein können, die Verpflichtung zur Verantwortung. Es geht um Werte wie Loyalität und Freundschaft und nicht zuletzt darum, ein Szenario aufzuzeigen, das künftig eintreten könnte – eine mögliche Welt in hundert, zweihundert Jahren.
Vor allem aber hat Emmi Itäranta einen Roman geschrieben, der von Stimmungen lebt. Dem Leser stehen ständig Bilder vor Augen, er empfindet mit und spürt den Sog der Handlung, die zwar weitgehend unaufgeregt verläuft, aber eine subtile, unterschwellige Spannung enthält, die nicht loslässt.
In Finnland firmiert Itärantas Roman unter "Finnish Weird", ein Genre, das sich gegen allzu akribische Schubladen wie Science-Fiction, Fantasy und Dystopie zur Wehr setzt, und in der Tat enthält "Der Geschmack von Wasser" Elemente von diversen Subgenres, wiewohl er "aus einem Guss" ist und eine auch auf intensiver Recherche beruhende, schlüssig gestaltete künftige Welt zeigt.
So präsentiert Itäranta einen Roman für ältere Jugendliche und Erwachsene, der mittels intensiver Stimmungen, einem poetisch anmutenden Stil – hier muss auch die Übersetzung gelobt werden – und einer durchdachten Handlung, die stets präsente Fragen aufnimmt, tief berührt und lange nachwirkt.
Interview mit der Autorin für Media-Mania.de (Frankfurter Buchmesse)
Eine
Leseprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.