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 Das Lächeln der Leere

Autoren: Anna S. Höpfner
Verlag: cbt

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Sofia ist gerade erst 14 Jahre alt und bereits magersüchtig. Aus eigenem Entschluss lässt sie sich auf einen Aufenthalt in einer Spezialklinik ein, die bereits Erfahrungen im Umgang mit von Magersucht betroffenen Jugendlichen und anderen Essstörungen hat. Doch gerade zu Beginn ist es gar nicht so einfach, denn Sofia fühlt sich nicht verstanden und leidet unter Einsamkeit. Sie ist traurig und kommt nur schwer gegen ihren eigenen Zwang an, sich zu kontrollieren. Dabei hat sie aber neben ihrem Gewicht noch etwas ganz Anderes verloren, ihr Lächeln.

Zitat: „Ich hatte nie Fressanfälle gehabt und seit knapp einem Jahr wirklich kein einziges Stück Schokolade gegessen. Generell keine Süßigkeiten. Ich konnte nichts tun. Es schmeckte mir. Es schmeckte vorzüglich. Es war, als schwebte ich in einem anderen Raum. Als zählte nichts als dieser Geschmack, der meinen ganzen Körper einnahm. Sekunden. Und dann die Erinnerung daran, wer ich bin. Das sind Kalorien, meine Liebe. Das sind Kalorien und du isst keine Süßigkeiten. Du tust hier schön so, als wärest du magersüchtig und dann isst du Schokolade? Dass ich nicht lache.“

Aus der Feder von der deutschen Debütautorin Anna S. Höpfner wird hier ein sehr lebendiger autobiografischer Roman geschildert, der schnell unter die Haut geht und von einem wahren Schicksal berichtet, das keinen Leser kalt lässt.

Sofia ist gerade zu Beginn noch sehr schüchtern, traurig und von sich selbst gequält. Eigentlich fühlt sie sich wohl, jedes Kilo zu wenig lässt sie aufatmen und frohlocken. Dabei weiß sie selbst, dass es nicht gesund ist. Die Haare fallen aus, Krämpfe in den Beinen und Füßen, und immer diese Bauchschmerzen. Doch sie hat sich daran gewöhnt, denn eines ist gewiss, sie will nie wieder dick werden.
In der Klinik wird sie mit anderen Mädchen konfrontiert, die alle unter den gleichen Symptomen leiden. Aber jedes Mädchen geht anders damit um. Lediglich das Kalorienzählen und das Verweigern der Nahrungsaufnahme haben sie gemeinsam. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gibt es aber irgendwann den Punkt, an dem Sofia spürt, dass sie leben will. Das ist ein Wendepunkt in ihrem Denken und ihrem Handeln. Aber auch dann wird es nicht einfacher. Sie will wieder Freude empfinden, aber der Weg ist noch weit.

Zitat: „Es ist, als wäre man monatelang tot gewesen, um noch zu spüren, dass man nicht lebt. Und dann taut man auf, ganz langsam und vorsichtig, und man fängt an, die Zehen zu bewegen, die Füße kreisen zu lassen, man tanzt mit den Fingern und spürt den Wunsch, einfach loszurennen. All das Eis soll zersplitternd vom Körper abfallen und vor den Füßen dahinschmelzen, davonfließen.“

Der Roman ist fesselnd und mitreißend geschrieben. Immer wieder überzeugt die Autorin durch eine poetische Erzählweise und bindet kleine Gedichte und Verse in die Abschnitte mit ein. Mittels einer täglichen Analyse ihrer eigenen Gedanken ist es aufregend, die Entwicklung mitzuerleben und in die Handlung hineinzufinden. Wenn in diesem Buch auch eigentlich nur Sofia im Mittelpunkt steht, so ist es dennoch möglich, sich auch in die Eltern und Geschwister des Mädchens hineinzuversetzen. Sie alle leiden unter Sofias Magersucht. Alle lieben das Mädchen, doch keiner weiß, wie man ihr helfen kann.

Da der Roman nur gut 250 Seiten beinhaltet, ist es leicht, das Buch in einem Rutsch zu lesen und sich ganz auf die liebenswerte und sympathische Sofia einzulassen. Sie ist ein warmherziger Mensch, der es einfach verdient hat, den Teufelskreis zu durchbrechen. Zusätzlich macht Anna Höpfner auch noch auf andere Essstörungen aufmerksam, die sich zwar grundlegend unterscheiden, doch eines gemeinsam haben: Essen und Kalorien. Denn egal ob Magersucht, Bulimie, Esssucht oder Binge Eating, jeder einzelne, betroffene Mensch, egal ob jung oder alt, muss erst neu das Essen erlernen und mit sich selbst zufrieden zu sein.

Fazit: Autorin Anna S. Höpfner hat mit diesem Roman gezeigt, was in ihr steckt und welche persönlichen Grenzen sie bereits gemeistert hat. Sie überzeugt durch eine sehr authentische Erzählung, die bewegt und zum Weiterlesen animiert. Außerdem hat sie mit Sofia eine Persönlichkeit erschaffen, die für Mut und Tapferkeit steht und damit zu einem Vorbild für eine ganze Reihe von Jugendlichen, die mit sich selbst und ihrem Körper nicht im Reinen sind, steht und motiviert.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite verfügbar.

Anja Gollasch



Taschenbuch | Erschienen: 11. August 2014 | ISBN: 9783570309261 | Preis: 7,99 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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