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Arizona 1875. US-Soldat Roy Clinton wurde als Kurier nach Fort Bowie geschickt, und er weiß, seine Nachricht ist dringend. Doch als er an einem geplünderten und ausgebrannten Planwagen vorbeikommt, kann er seiner Neugier nicht widerstehen. Er steigt vom Pferd und untersucht den Überfall. Eine Entscheidung, die ihn fast das Leben kostet und die ihn hineinzieht in eine verworrene Geschichte aus Hehlerei, Verrat und den Kampf um Freiheit.
Apache Junction ist der erste Band einer neuen Wild-West-Reihe im Splitter Verlag, gezeichnet und geschrieben von Peter Nuyten. Der niederländische Grafiker ist spezialisiert auf historische Illustrationen und so verwundert es nicht, dass er sich auch in seinen Comics - nach eigener Aussage eine Freizeitbeschäftigung - mit geschichtlichen Themen auseinandersetzt. Nachdem er sich 2010 zunächst mit den römischen Rheinlegionen beschäftigte, spielt die Handlung seines zweiten Comics inmitten des Apachen-Guerilla-Krieges. Die Geschichte ist fiktiv, wie Nuyten im Anhang betont, in dem er auch den historischen Hintergrund für seine Story kurz umreißt. Zwischen 1849 und 1886 kam es immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen US-Truppen und Apachen, die sich aus dem Zwang der Reservate befreiten, plünderten und brandschatzten. Der wohl berühmteste Anführer dieser Apachen war Geronimo, mit dessen Kapitulation 1886 der "Krieg" endete.
Peter Nuytens Geschichte beginnt nach dem Tod des Anführers Cochise, der direkte Vorgänger Geronimos. Die Hauptfigur Roy Clinton erscheint zunächst wie ein typischer Westernheld, ein leicht verschrobener Einzelgänger, der in Gedanken nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seinem Pferd Daisy spricht. Doch zeigt sich bald, dass Clinton in den vorherrschenden Konflikten viel tiefer drinsteckt, als ihm selbst vielleicht lieb ist. Als Halbindianer und Cousin des Apachen-Anführers Schwarzer Wolf einerseits, Angehöriger der US-Truppen andererseits, steht er zwischen den Fronten.
Die Vielschichtigkeit der Figuren und Umstände zeigt, das Peter Nuyten sich mit seiner Geschichte am modernen Western orientiert. Seine Zeichnungen dagegen erscheinen wie eine Hommage an die amerikanischen Film-Klassiker. Großformatige Landschaftsbilder, die die Weite der Ödnis zeigen, kontrastieren mit detaillierten Nahaufnahmen, sei es von der Hand, die das Messer aus dem Gürtel zieht, der Schnauze des knurrenden Hundes oder dem Abzug des Gewehres. Nuyten paart scharfe schwarze Linien und Schraffuren mit verwaschenen pastellfarbenen Kolorierungen, die die eintönige und dennoch faszinierende Landschaft des amerikanischen Westens gut wiedergeben. 2011 ist der Band zunächst in niederländischer Sprache erschienen und wurde im selben Jahr für den belgischen Prix Saint-Michel nominiert.
"Apache Junction" steigt recht unvermittelt in die Geschichte um die Apachen-Kriege ein und bleibt die erste Hälfte des Bandes hindurch ziemlich undurchsichtig. Zum Ende hin setzen sich die einzelnen Puzzelteile jedoch nach und nach zusammen und Peter Nuyten schafft es geschickt, die Sicht des Lesers auf Ereignisse und Personen im Laufe der Erzählung zu wenden. Schlussendlich liest man gespannt die letzten Seiten und möchte sofort zum nächsten Band greifen. Ein gelungener Einstieg in eine neue Wild-West-Reihe, bei der man nur hoffen kann, dass der Schöpfer bald Zeit findet für einen zweiten Band.
Einen Einblick in den Band gibt es hier auf der Website des Splitter Verlags.