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Bastian Balthasar Bux. Wer kennt ihn nicht, den kleinen dicken Jungen aus der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende. Er fühlte sich einsam und allein gelassen, seine Mutter war gestorben, der Vater kümmerte sich nicht mehr um ihn, in der Schule lachten die anderen Kinder ihn aus und er hatte schlechte Noten. Deswegen fiel es ihm nicht schwer, sich in die fantastische Welt fallen zu lassen, die er in einem Buch entdecken konnte. Er begleitete den jungen Krieger Atréju auf seiner Suche nach einem Heilmittel für das wunderbare Land Phantásien. Diese Welt der Fantasie droht vernichtet zu werden und keiner ihrer Bewohner weiß, warum oder was dagegen zu unternehmen sei. Allerdings ist allen klar, dass das seltsame Nichts, welches ihre Welt zu verschlingen scheint, immer mehr wird. Es scheint einen Zusammenhang mit der Krankheit der Kindlichen Kaiserin zu geben, die keiner der phantásischen Ärzte zu heilen vermag. Die letzte Hoffnung liegt auf Atréju, ihn hat die Kindliche Kaiserin auserwählt, auf die große Suche zu gehen und zu finden, was Phantásien wieder gesund machen kann.
Bastian ist beeindruckt; der Junge, von dem er da liest, ist genauso wie er selbst noch ein Kind und doch mutig und stark. Er trotzt allen Gefahren, um seine Aufgabe zu erfüllen. Noch ahnt Bastian nicht, wie viel ihn mit diesem Geschöpf aus einem Buch verbindet, denn bald soll er selbst ein Teil der "Unendlichen Geschichte" und von Phantásien werden, "aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden."
Diesen Satz kennt jeder, der Michael Endes Roman gelesen hat. Verweist er im Original darauf, was einigen Figuren im Buch widerfahren wird, ist die "andere Geschichte" oder "andere Umsetzung" diesmal die sechsteilige Hörspielproduktion des WDR. Im Radio zu hören war sie 2014 zur Weihnachtszeit, fast gleichzeitig erschien sie in der hier besprochenen CD-Box. Die sechs Teile finden sich auf jeweils einer Audio-CD. Bereits in den 1980er Jahren wurde das Buch als Hörspiel umgesetzt, jedoch längst nicht so opulent und liebevoll.
Vom ersten Augenblick an fällt die Musik auf, die die Geschichte untermalt. Sie wirkt wie aus einem großen Hollywoodfilm und schafft es in wenigen Sekunden, ein stimmungsvolles Bild im Kopf des Hörers entstehen zu lassen. Jede Szene hat ihre ganz eigene Klangwelt in Geräuschen und Musik bekommen, was für eine besondere Lebendigkeit sorgt.
Die Sprecher sind fast durchgehend hervorragend besetzt. Besonders Irm Hermann und Wolf-Dietrich Sprenge als die Zweisiedler, Mechthild Großmann als die Uralte Morla und Cathlen Gawlich als die Uyulála wissen vom ersten Augenblick an zu verzaubern und unterstreichen genau das Bild, das Michael Ende in seiner Erzählung von diesen Figuren gezeichnet hat. Was das gedruckte Buch mit Schrift in zwei Farben deutlich macht, wurde beim Hörspiel durch zwei verschiedene Sprecher verdeutlicht: Bastians Welt hat Anna Thalbach als Erzählerin, in Phansásien ist Hans Kremer zu hören. Das erleichtert es dem Zuhörer zu begreifen, wo er sich in der Geschichte gerade befindet. Einzig Sebastian Rudolph als Glücksdrache Fuchur ist eine glatte Fehlbesetzung. Ganz im Gegensatz zu Endes Beschreibung einer tiefen Stimme, die an den Ton einer Bronzeglocke erinnert, hat er eine eher hohe Stimme. Zwar versucht er durch ein tierhaftes Schnauben und Schnaufen wie ein Drache zu klingen, was sicher gut gemeint ist, die ursprüngliche Erhabenheit dieses Wesens aber nur noch mehr in den Hintergrund rückt. Benny Hogenacker und Finn Oleg Schlüter als Bastian und Atréju machen ihre Sache gut, an manchen Stellen hätte man sich aber etwas mehr emotionale Tiefe von ihnen gewünscht.
Wie nicht anders zu erwarten, musste für die Hörspielumsetzung, die lediglich 270 Minuten umfasst, gekürzt werden. Grundsätzlich ist das gut gelungen, die Geschichte wirkt in sich weiterhin und es wurden keine Kapitel bzw. Szenen ausgelassen. Liebhabern des Buches werden trotzdem einige Stellen auffallen, denen es an kleineren oder größeren Bemerkungen, Begegnungen und Momenten fehlt. Es sind nur Kleinigkeiten, die den großen roten Faden, der sich durch die Handlung zieht, nicht betreffen, die aber trotzdem dafür sorgen, dass es der Geschichte ein wenig an emotionaler Tiefe fehlt. Trotzdem: Was im Rahmen eines zeitlich so beschränkten Spielraums möglich war, wurde so gut wie irgend möglich umgesetzt.
Wer den berühmten und bereits erwähnten Satz "Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden" vermisst, muss übrigens nur bis zum Ende warten. Hier finden sich die offenen Erzählfäden und geben der Vorstellung der Mitwirkenden einen gelungenen Rahmen.
Ein so berühmtes Werk wie das von Michael Ende neu zu bearbeiten ist immer ein Wagnis. Die Kritik fällt hart aus und allen recht machen wird man es sowieso nie. Doch trotz kleinerer Fehler ist dieses Hörspiel auf jeden Fall gut gelungen und es macht Spaß, es anzuhören. Alle Fans der "Unendlichen Geschichte" können sich hier noch mal neu in ihr Lieblingsbuch fallen lassen.
Eine
Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.