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Auch unter Tage haben Großstädte wie Berlin einiges zu bieten. Dennoch ist Berlin besonders, da dieses nicht nur einer der Brennpunkte während des Kalten Krieges, sondern auch Hauptstadt der Nationalsozialisten war. So befinden sich in Berlin noch zahlreiche Bunkeranlagen. Hinzu kommen Wasserspeicher, Gewölbekeller und sogar eine Trainingsanlage für die U-Bahn-Katastrophensimulation. Weiterhin befindet sich auch ein Rohrpostsystem im Berliner Untergrund. Neben diesen "neueren" Orten im Untergrund gehören aber auch die Spandauer Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert sowie die Gruft der Parochialkirche in Berlin-Mitte zu den dunklen Orten Berlins, welche Niko Rollmann in dem Band "Unter Berlin – Verborgene Orte im Untergrund" vorstellt.
Im Gegensatz zu dem ähnlich gelagerten Band "
Geisterstätten Berlin – Verborgene Orte" (Jaron Verlag, 2014) versprüht der vorliegende Band deutlich weniger Aura, da dieser weniger großformatige, doppelseitige Bilder enthält. Hinzu kommt, dass einige vorgestellte Objekte so gar nicht mehr existieren (Führerbunker, Fluchttunnel), so dass entweder nur Orte der Erinnerung oder historische Aufnahmen als Illustration herangezogen wurden. Dadurch sind die Beschreibungen der Orte auch deutlich nüchterner und stellen mehr die Umstände statt den Ort selbst in den Mittelpunkt. So enthält der Band von Niko Rollmann zwar viele Fakten rund um die Unterwelt Berlins, kann jedoch nicht mit der Schilderung der besonderen Atmosphäre vor Ort punkten.
Insgesamt wirkt der Band deutlich weniger abwechslungsreich, da sich die Orte unter Tage manchmal etwas gleichen, auch wenn sie vielleicht ganz unterschiedlichen Zwecken dienten. Dennoch gibt es auch einzelne Passagen, welche das Interesse der Leser entfachen - beispielsweise bei der Vorstellung des ausgeklügelten Notfall-Systems bei einem ABC-Angriff, bei dem etwas mehr als 4300 Personen im ABC-Bunker Siemensdamm Schutz gefunden hätten. Wer hier Interesse zeigt, für den ist das schmale 96-seitige Buch jedoch nicht mehr als ein Appetizer für den in der Einleitung erwähnten Sammelband "Reise durch den Untergrund". Ähnlich verhält es sich auch mit dem abschließenden Beitrag zur "Archäologie des Nationalsozialismus", der etwas lose einzelne Funde kurz abhandelt.
Als "Service" erhalten die Leser bei einigen Beiträgen wie dem Bunker Littenstraße auch Hinweise auf entsprechende Führungen, bei anderen wie dem ABC-Bunker Siemensdamm jedoch nicht. Auch Karten finden sich mit Ausnahme einer historischen Karte zum Berliner Rohrpostnetz nicht, was schade ist, da beispielsweise eine räumliche Vorstellung über die Lage von Fluchttunneln oder über die Fundorte nationalsozialistischer Hinterlassenschaften sinnvoll gewesen wäre.
FAZIT: Ein gut gemeinter Band, der ein interessantes Kapitel Berlins aufschlägt, ohne dabei ganz zu überzeugen, da vieles nur angerissen wird und auch die besondere Atmosphäre der Orte Berücksichtigung findet. Daher letztlich für interessierte Leser maximal ein Appetizer.
Weitere Informationen sowie ein Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.