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Nachdem der berühmte Detektiv Sherlock Holmes im ewigen Eis eine mehr als merkwürdige Vision hatte, bei der er sich selbst und seinen Feind James Moriarty im alles entscheidenden Kampf an den Reichenbachfällen beobachten konnte, zieht es ihn auf magische Weise zurück nach London. Holmes hat sich verändert. Er liest Bücher, die früher nie sein Interesse geweckt hätten, und schließt Freundschaften, was beides noch nie seinem Naturell entsprach.
In London muss Holmes erkennen, dass viele seiner früheren Informanten Opfer grausiger Misshandlung geworden sind und ermordet wurden. Besonders schmerzt ihn der Verlust von Norton Fisback, dem er zu einem anständigen und ehrenwerten Leben verholfen hatte. Bei der Untersuchung des Tatortes findet er nicht nur Hinweise, die ihm helfen könnten, die Mörder zu finden, er begegnet auch der charmanten Schwester Fisbacks, Kathleen, der er sich sofort verbunden fühlt.
Schnell wird klar, dass tatsächlich der totgeglaubte Moriarty hinter den Vorfällen steckt, weil er ein besonderes Interesse an Holmes hat. Zwischen den beiden Männern besteht eine Verbindung, von der der Detektiv noch nichts wusste, obwohl er sie bereits spüren konnte. Doch welche bösartige Magie wirklich hinter all dem Geschehen steckt, übersteigt jeden gesunden Menschenverstand, selbst den von Sherlock Holmes.
In "Sherlock Holmes & das Necronomicon" treffen zwei Klassiker der Literatur aufeinander: Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes" und H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos. Dass die Welt des Übernatürlichen wieder Erwarten sehr gut mit der kühlen Analytik des Detektivs vereinbar ist, haben Sylvain Cordurié und Vladimir Krstic-Laci bereits in "Sherlock Holmes and the Vampires of London" bewiesen. Der Band erscheint in Kürze als Neuauflage beim Splitter Verlag und komplettiert die Reihe. Chronologisch ist die Handlung vor dieser Geschichte anzusiedeln, die einzelnen Teile sind jedoch problemlos unabhängig voneinander zu lesen.
Zugegeben, der Leser sollte natürlich Spaß an dieser Art von Genre-Mix mitbringen und wenigsten ein bisschen Vorwissen aus beiden Welten haben, um diesen Comic zu mögen. Verstanden werden kann die Handlung auch ohne, sie bringt dann aber einfach nicht so viel Vergnügen.
Insgesamt bringt die Geschichte vielleicht ein bisschen zu wenig Abwechslung und unerwartete Wendungen, da darf nicht zu viel erwartet werden. Viele Aspekte der Plotentwicklung sind schon früh zu erahnen, aber trotzdem gut umgesetzt worden. Gelungen ist die Rolle von Moriarty, der maßgeblich das Fortschreiten der Geschichte beeinflusst.
Die Zeichnungen sind stimmungsvoll, auch wenn an manchen Stellen etwas deutlicher herausgearbeitete Details nicht geschadet hätten. So haben viele Einzelbilder von Personen einen einfarbigen Hintergrund. Hier wäre auch eine etwas intensivere Mimik der Charaktere wünschenswert gewesen. Kurioserweise sind es ausgerechnet die Protagonisten, die dabei negativ auffallen. Ein Highlight sind die cthulhuesken Gruselszenen, in denen Menschen zu merkwürdigen Gebilden zusammenschrumpfen oder umherfliegende Holzsplitter ein eigenwilliges Eigenleben entwickeln.
"Sherlock Holmes & das Necronomicon" ist vermutlich ein Comic, der nur Leser mit einer ganz besonderen Vorliebe für Mash-Ups begeistern wird. Doch wer diesen Band mochte, darf sich auf eine weitere mystische Holmes-Geschichte freuen, die hier bereits angedeutet wird.
Auf der Verlagsseite gibt es eine ausführliche Leseprobe.