Jerry Hickfang ist einfach knuffig. Gut aussehend, kontaktfreudig und bescheiden fühlt er sich an seinem neuen Arbeitsplatz pudelwohl. Er mag die Kollegen, seine Arbeit und seine Haustiere. Ein Traumtyp, wie es aussieht. Da ist nur ein kleiner Haken. Jerry muss gerichtliche Auflagen erfüllen, regelmäßig seine Medikamente nehmen und eine Psychiaterin aufsuchen, denn er hat ein kleines Problem. Er hört Stimmen und die sind nicht immer nett. Sein Hund und seine Katze reden mit ihm und geben ihm Tipps, doch manchmal passieren Jerry einfach Missgeschicke. So auch, als er sich mit Fiona, einer Kollegin, verabredet. Erst lässt sie ihn sitzen, dann versteht sie ihn falsch und am Ende landet ihr Kopf in seinem Kühlschrank. Was für ein Schlamassel! Jerry versucht wirklich, ein guter Mensch zu sein, doch manchmal ist das nicht so einfach.
Eine schwarze Komödie soll der Film "The Voices" sein, doch erst einmal beginnt er rosa. Der Arbeitsplatz Jerrys, der Hauptfigur, ist ein bonbonfarbener Traum. Arbeitskleidung, Verpackungen, sogar die Gabelstapler erstrahlen farbig wie Kaugummis und sie passen damit hervorragend zu Jerrys Laune. Es ist fast unmöglich, ihn nicht zu mögen, so zufrieden und freundlich ist er. Jede Aufgabe begeistert ihn und er mag alle Kollegen so sehr, dass diese vielleicht ein bisschen genervt von ihm sind. Alles in allem ist die Welt aber schön, betrachtet der Zuschauer sie durch Jerrys Augen. Kein Wunder bei den Halluzinationen, die dieser hat. Ganz anders sieht es aus, wenn Jerry brav seine Medikamente nimmt. Dann ist seine Wohnung trostlos, sein Leben langweilig und ohne dass Hund und Katze mit ihm reden, ist Jerry unerträglich einsam.
Diese Gegensätze sind schön dargestellt und unterhalten, wenn auch nur oberflächlich. Ryan Reynolds Hauptfigur ist ebenso warmherzig wie komisch und egal wie viele Unglücke Jerry einfach passieren, er bleibt ein Sympathieträger. Kein Wunder, dass seine herrlich überzogene Schauspielleistung positiv auffällt und aus dem Ensemble deutlich hervorsticht. Die anderen Figuren jedoch sind, ebenso wie seine Haustiere, Langweiler. Sie bleiben zu brav und austauschbar. Haustiere sprechen zu lassen ist ganz witzig, reicht aber nicht aus, um die Unterhaltung zu heben. Ihre Dialoge sind belanglos und die klassische Aufteilung in Gut und Böse lockt niemandem hinter dem Ofen hervor.
Die Idee des Films mag knackig schwarzhumorig gewesen sein, die Ausführung ist nett. Das ist das Problem, denn es ist durchaus möglich, einen angenehmen Abend mit "The Voices" zu verbringen, doch es ist genau so schön unverbindlich, den Film dann auch wieder zu vergessen. Er ist vorhersehbar und bleibt flach, wo er sarkastisch, frech und hintertrieben sein müsste.
"The Voices" ist gut, aber nicht mutig genug. Er bleibt hinter seinen Möglichkeiten und zum großen Teil bleiben die Darsteller es auch. Der Film unterhält, geht aber nicht in die Tiefe. Für einen DVD-Abend reicht das allemal, doch wer "The Voices" verpasst, der muss sich nicht grämen.