Dorothy L. Sayers' fiktiver Held Lord Peter Wimsey gehört zu den Kultfiguren des englischen Krimis der letzten Jahrzehnte. Dank der Hörspielreihe des MDR dürfen sich nun auch Hörbuchfreunde an den skurrilen Geschichten um den adligen Hobby-Kriminalisten freuen.

Folgende vier Hörspiele bietet die hier besprochene Edition: "Das Spukhaus im Merriman's End", "Der Pfirsichdieb", "Die geheimnisvolle Entführung" und "Die Weinprobe". Diese vier Geschichten haben jeweils einen völlig unterschiedlichen Charakter: Während die ersten beiden eher sympathische und amüsante Anekdoten aus dem Privatleben ohne ein großes Drama darstellen – ein Polizist behauptet dem ihm zufällig begegneten Lord gegenüber steif und fest, einen Mord in einem offensichtlich nicht existierenden Haus beobachtet zu haben, und danach spielen, wie der Titel schon andeutet, möglicherweise von Lord Peters Sohn geklaute, potenziell preisgekrönte Pfirsiche eine zentrale Rolle -, geht es in der dritten durchaus heftig zur Sache: In einem abgelegenen Pyrenäenort treffen sich zwei miteinander bekannte Wissenschaftler und Landsleute nach einiger Zeit scheinbar zufällig wieder. Mit von der Partie ist die Frau des Älteren, in die der Jüngere seinerzeit verliebt war. Doch nun wirkt die vor Kurzem noch wunderschöne Dame verfallen und schwachsinnig. Ihr ehemaliger Verehrer mag sich damit nicht abfinden und versucht, die Ursachen für die schwere Krankheit zu ergründen. Schließlich gelingt es ihm, sich der Hilfe von Lord Peter zu versichern. Die vierte Geschichte hat Spionage zum Inhalt; im Auftrag der britischen Regierung soll Lord Peter einem Wissenschaftler die Formel für ein Giftgas abkaufen, doch vor Ort erhält er Konkurrenz durch zwei täuschend echt wirkende Doppelgänger seiner Person.

Heutige Thriller und hochkomplexe Kriminalromane sind nicht mit den vergleichsweise geradlinigen, dabei jedoch ganz wunderbar unterhaltsamen "Whodunnits" von Dorothy L. Sayers zu vergleichen. Ihre Storys haben Witz und Charme. Natürlich darf der Leser oder Hörer miträtseln und wird es auch tun, doch der Kreis der Verdächtigen ist stets klein und die jeweilige Aufgabe mit Eleganz und Bravour, Markenzeichen von Lord Peter, zu lösen.

Langeweile kommt in keinem Moment auf, zumal auch die Figuren so sympathisch gezeichnet sind – wenn es sich nicht um eigenwillige Unsympathen handelt wie Miss Quirk, ein altjüngferlicher Hausgast von Lord Peter, die unbedingt den Sohn des Detektivs als Pfirsichdieb sehen möchte und dabei sehr lästig wird. Besonders liebenswert wirkt der verwirrte Polizist, mit dem Lord Peter in der ersten Geschichte ins Gespräch kommt und der eine scheinbar hanebüchene Begebenheit erzählt, welcher Lord Peter natürlich erfolgreich auf den Grund geht. Ein wenig unheimlich präsentiert sich die dritte Geschichte mit ein paar zunächst "übersinnlichen" Elementen", während sich der Spionagekrimi eher als Spionagekomödie erweist.

Peter Fricke brilliert wie gewohnt als aristokratisch-gelassener Lord Peter, während Dagmar Thomas als Erzählerin stets geschickt den Tenor des Textflusses aufgreift und so die spannenden bis komischen und absurden Elemente bestens zu Gehör bringt, woraus sich ein rundes "akustisches Gesamtbild" ergibt. Auch die anderen Sprecher verstehen es, die von ihnen verkörperten Figuren überzeugend darzustellen.

So wird "Vier Fälle für Lord Peter" zu einem sehr kurzweiligen und amüsanten Hörerlebnis, das sich insbesondere Fans des englischen Krimis nicht entgehen lassen sollten.

Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite.

Die vier CDs befinden sich in einer Kunststoff-Doppelbox mit einer Halterung für jede CD.