Die junge Helen ist Haushälterin in einem einsam gelegenen Landhaus in der englischen Provinz. Dort versetzt seit einiger Zeit ein Mädchenmörder die Menschen in Angst und Schrecken. Schon sind mehrere junge Frauen ihm zum Opfer gefallen und einen gewaltsamen Tod gestorben. Auch Helen fühlt die Bedrohung mehr als deutlich, doch im Haus ist sie sicher - oder etwa doch nicht? Während draußen ein Gewitter um das Anwesen tobt und die Zufahrtsstraßen unpassierbar macht, sind die Bewohner und Angestellten im Inneren auf sich gestellt. Einer nach dem anderen fällt aufgrund merkwürdiger Zufälle aus. Bald ist Helen fast ganz allein - und hat das ungute Gefühl, dass sich der Mörder möglicherweise bereits im Haus befindet ...
"Die Wendeltreppe" ist eine schaurig-spannende Geschichte, die die Autorin Ethel Lina White im Jahr 1933 unter dem Titel "Some Must Watch" (später auch "The Spiral Staircase") veröffentlichte. Im Jahr 1945 wurde das Buch erfolgreich verfilmt; heute gilt "Die Wendeltreppe" mit Dorothy McGuire in der Hauptrolle als Hollywood-Klassiker.
Das gleichnamige Hörspiel von Regine Ahrem greift die Vorlage auf und verspricht durch die aufwendige Aufnahmetechnik ganz großes Kino für die Ohren - was den Machern auf jeden Fall auch brillant gelungen ist. Wer als Hörer komplett eintauchen möchte in das Herrenhaus mit seinem knisternden Kaminfeuer, den quietschenden Stufen und polternden Schritten, der sollte auf jeden Fall Kopfhörer aufsetzen, um die Illusion perfekt zu machen. Dann entfaltet die Inszenierung ihren vollen 3D-Hörgenuss, was bedeutet, dass der Hörer sich durch eine spezielle Aufnahmetechnik (die im Booklet erläutert wird) von den Geräuschen komplett umgeben fühlt. Die Toneffekte und Stimmen kommen nicht nur von links und rechts, sondern gefühlt auch von vorne und hinten, sodass der Hörer sich mitten im Geschehen wähnt, statt nur ein Zuhörer zu sein. Der Effekt ist faszinierend und wer die Augen schließt und sich ganz auf die Klänge von "Die Wendeltreppe" einlässt, der sieht vor seinem inneren Auge tatsächlich die Handlung wie in einem Film ablaufen, in dem er mitspielt. Der Hörer sitzt mit am Tisch im Wintergarten, wenn Tee serviert wird, er steigt gemeinsam mit Helen die schaurige Wendeltreppe in den Keller hinab und zuckt atemlos zusammen, wenn es an der Tür klopft und jemand - etwa der Mörder? - Einlass begehrt.
Die Handlung ist aus heutiger Sicht teils etwas naiv, die Reaktionen der Beteiligten sind nicht immer komplett nachvollziehbar, dies passt aber wunderbar zum altmodischen Charme des in die Jahre gekommenen Krimis, der auch heute, mehr als 80 Jahre nach seinem Erscheinen, immer noch in seinen Bann zieht und für ordentlich Gänsehaut und spannende Unterhaltung sorgt. Ganz großartig ist die Besetzung der einzelnen Personen. Die Stimmen sind allesamt ausgezeichnet gewählt, die Sprecherinnen und Sprecher hochkarätig und dem Hörer oft wohlbekannt. Unter anderem sind hier Chris Pichler als Helen, Tina Engel als Schwester Barker, Christine Oesterlein als Lady Warren und Regina Lemnitz als Mrs. Oates zu hören. In weiteren Rollen überzeugen Gerd Wameling (Erzähler), Alexander Radszun (Dr. Parry), Michael Mendl (der Professor) und andere mehr mit ihren lebendigen und glaubwürdigen Interpretationen der einzelnen Rollen.
Fazit: "Die Wendeltreppe" ist in der vorliegenden Hörspielinszenierung ein absoluter Hörgenuss, der großartige Unterhaltung verspricht. Der altmodische Charme der Handlung, die tollen Stimmen, die zunehmend beklemmende Atmosphäre, die heraufbeschworen wird, und vor allem die fantastische Aufnahmetechnik in "3D-Ton" sorgen für rund 60 Minuten akustische Auszeit vom Alltag. Kopfhörer sind hier allerdings Pflicht, damit die Aufnahme in Kunstkopfstereophonie ihre volle Wirkung entfalten kann.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website: "Die Wendeltreppe"