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In ihrem Hotelzimmer in Cambridge wurde die Bestsellerautorin Clare Abbott tot aufgefunden. Alles sieht nach einem natürlichen Tod durch Herzinfarkt aus, doch Clares Lektorin und Freundin Rory Statham vertritt entschieden die Meinung, Clare sei ermordet worden. Scotland-Yard-Polizistin Barbara Havers, die beide eher zufällig während einer Autorenlesung kennen gelernt hat und von Rory um Hilfe gebeten wird, neigt ebenfalls zu deren Ansicht. Aber wie soll sie ermitteln, wenn eigentlich die Polizei in Cambridge zuständig ist? Auf eigene Faust kann sie es nicht riskieren, denn seit dem letzten
Fall darf sie sich keinen Fauxpas mehr erlauben, da sie andernfalls in den hohen Norden des Landes versetzt würde. Ihre Chefin kennt kein Pardon.
Dann findet Barbara Rory Statham in deren Londoner Wohnung – halb tot, vergiftet. Damit sieht die Sache anders aus. Barbaras Partner beim Scotland Yard, Lynley, setzt durch, dass sie die Ermittlungen aufnehmen kann, allerdings sorgfältig bewacht von ihrem Kollegen Winston Nkata. Die Nachforschungen führen die beiden aufs Land und in ein sonderbares Familiengefüge, das mächtig kracht.
Seit dem Tod von DI Lynleys Frau Helen hoffen Elizabeth-George-Fans, dass die Reihe sich wieder erholen und zu altem Glanz auflaufen möge. Der bereits erwähnte letzte Teil erwies sich als besonders "mäßig" und hätte die Talsohle sein sollen und können. Nun aber treten Clare Abbott und Rory Statham auf sowie, sehr viel schlimmer, eine gewisse Caroline Goldacre, die eine massive Persönlichkeitsstörung aufweist, diese ihren Söhnen vermacht hat und ihrem Umfeld samt Söhnen und deren Partnerinnen das Leben so schwer wie möglich macht. Sie ist die recht nutzlose Assistentin der Autorin Clare Abbott und im Roman ausgesprochen präsent.
Das Grundkonzept überzeugt zwar, und der Schluss hat das gewisse Etwas - verraten wird er natürlich nicht -, doch der Weg dorthin ist lang. Quälend lang. Bis der Mord an der Autorin geschieht, hat der Hörer bereits fast ein Drittel des üppigen Buchs hinter sich und nichts sonderlich Aufregendes erlebt. Immer wieder versucht Lynley, seine und Barbaras Chefin Isabelle Ardery der Mitarbeiterin gegenüber gnädig zu stimmen. Dies artet in langgezogene, überflüssige Dialoge aus. Lynleys neue Flamme, die Tierärztin Deirdre, hält ihn aus unerfindlichen Gründen hin; vielleicht hat sie ja wie der Hörer erkannt, dass Lynley, dem die Autorin beinahe einen Heiligenschein aufsetzt, zu einem ausgemachten Langweiler mutiert ist. Die Liebesgeschichte bewegt sich irgendwo zwischen schnulzig und absurd behäbig im Kreis.
Zudem hat sich die überdrehte Sekretärin der Abteilung zum Ziel gesetzt, die in Sachen Gefühle vom letzten Band her noch angeschlagene Barbara modisch aufzupeppen und ihr via Speed-Dating oder Tanzkurs zu einem Mann zu verhelfen. Es bleibt unklar, wen diese Grausamkeit mehr trifft, Barbara oder den Hörer. Barbara widersteht, ist aber in diesem Band trotzdem nicht die Alte, ihre einst geistreich-schnodderigen Sprüche wirken jetzt platt bis dämlich.
Neben Winston Nkata sind Clare Abbott und Rory Statham wohl die einzigen Figuren, die authentisch wirken - die das sind, was sie als Krimi-Charaktere sein sollen. Der gesamte Clan von Caroline Goldacre samt Freundin beziehungsweise Frau der Söhne ist dermaßen überzeichnet, dass die meisten Hörer vermutlich die Passagen, in denen dies besonders hervortritt, am liebsten überspringen würden. Bei den meisten davon können sie das auch unbesorgt tun, sie verpassen nichts, denn die Handlung kommt sowieso nur sehr schleppend voran. Und viele Dialoge bringen sie überhaupt nicht weiter. Es gibt in diesem Krimi einfach eine Fülle an nicht nur unnötigen, sondern schlichtweg nervenden Passagen. Leider gehen die durchaus vorhandenen spannenden Passagen bei dieser "Konkurrenz" unter. Kräftiges Kürzen hätte die Hörbuchfassung enorm bereichert.
Sprecher Stefan Wilkening, den die Fans von Elizabeth-George-Hörbüchern bereits kennen, hellt den Gesamteindruck auf, indem er den Text möglichst lebendig liest und so manche Passage kurzweiliger wirken lässt, als es die Druckausgabe vermöchte. Er kann mit seiner Stimme Figuren Wiedererkennungswert geben, Spannungsbögen verstärken und Stimmungen vermitteln. Ihm gebühren reichlich Bewertungssterne, dem Gesamteindruck eher nicht.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlagsseite zum Hörbuch.Geliefert wird das aus zwei mp3-CDs bestehende Hörbuch in einem Karton-Leporello mit Einsteckfächern.