Den Ärger herauszulassen, kann befreiend sein. So sieht das auch Gernot Hassknecht, der sich nicht nur über die verschiedensten Dinge mit voller Inbrunst aufregen kann, sondern auch erkannt hat, dass Choleriker einfach besser leben. Damit sich der Zuschauer nicht nur anschreien lassen muss, bietet Hassknecht ein Coaching an, das seine Zuschauer "in 12 Schritten zum Choleriker" macht. Mit Tipps für den Alltag, anschaulich illustriert an den aktuellen (politischen) Themen. Mitmotzen, anstatt den Kummer in sich hineinzufressen. Und wenn gerade kein Grund zur Aufregung vorhanden ist, dann regt er sich einfach so auf. Vorhang auf für Gernot Hassknecht.



Hans-Joachim Heist schlüpft erneut in seine bekannte Rolle des wütenden, schimpfenden, cholerischen Nachrichtensprechers Gernot Hassknecht, der einem breiten Publikum durch die Auftritte in der "heute-Show" bekannt ist. Seine gelungene Interpretation des immer wieder aufs Äußerste gereizten Nachrichtensprechers, der sich bei seinem Kommentar stetig bis in den Wutanfall steigert, hat solch eine positive Resonanz erhalten, dass Heist seinen Hassknecht in einer Liveshow auf die Bühne gebracht hat. Ausschnitte aus dieser Show, aufgenommen in Mannheim, wurden hier als Doppel-DVD veröffentlicht. Eine DVD enthält dabei das Programm "Das Hassknecht-Prinzip", während die zweite ein "best of" seiner Clips in der "heute-Show" beinhaltet.



Entgegen seinen sonstigen Auftritten gestaltet sich das Bühnenprogramm anders, was es allerdings sehenswert, kurzweilig und unterhaltsam macht. Der stetig gleiche Verlauf seiner Aufreger in Clipform würde auf einer Bühne und insbesondere bei über einer Stunde Laufzeit - der Ausschnitt aus der Show ist knapp 85 Minuten lang - nicht funktionieren. Stattdessen wird hier ein lockeres Programm präsentiert, bei dem sich Hassknecht an allen möglichen Themen abarbeitet. Bauruinen, Steuerhinterziehung, Minister und Ressorts, aber auch die eigene Familie, Grundrechte oder Überwachung werden meist ruhig, aber sowohl sarkastisch als auch bissig bearbeitet. Zwischendurch sind diese Ausführungen natürlich mit den für diese Figur so typischen Wutanfällen versehen. Aber auch seinen Ursprung bezieht er immer wieder mit ein, denn zwischendurch werden die gut erzählten Geschichten durch die Einspielung von Clips aus der heute-Show unterbrochen. Davon wurden auch etliche für die Bonus-DVD ausgewählt, sodass diese ungefähr die gleiche Laufzeit wie das Showprogramm besitzt.



Den Titel "in 12 Schritten zum Choleriker" sollte der Zuschauer dabei nicht zu wörtlich nehmen, denn letztendlich ist das Programm einfach in zwölf Kapitel unterteilt, die lose unter gemeinsamen "Überschriften", wie zum Beispiel "Ernährung", "Sport" oder "Politik in der Familie" zusammengefasst wurden. Bis auf das "autoaggressive Training", bei dem das Publikum animiert wird, sich einfach einmal ohne Grund aufzuregen, ist in dieser Richtung nicht viel vorhanden. Egal, denn wenn Hassknecht kein Blatt vor den Mund nimmt und zum verbalen Rundumschlag ausholt, hat er in weiten Teilen nicht nur recht, sondern auch die Gabe, den Zuschauer mit seinen Wutanfällen zu unterhalten.


Kurzum: Hassknechts "In 12 Schritten zum Choleriker" sorgt für Spaß. Er verbindet in seinem Auftritt Kritik an Politik und Gesellschaft gekonnt mit spitzen Pointen, grandiosen Lachern und schafft es zugleich, seiner Kunstfigur eine neue, ruhige Seite zu geben, die über weite Strecken unterhaltsam ist.