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Im Kalten Krieg sind die Beziehungen der Sowjetunion zu den USA bestenfalls als angespannt zu bezeichnen. Als eine Gruppe christlicher Fanatiker durch ihren selbst erschaffenen Superhelden, den Zimmermann, in den Vereinigten Staaten immer mehr an Einfluss gewinnt, beschließt das russische Kommando dem Trend insgeheim entgegenzuwirken. Die Spionin Vera Jelnikova scheint genau die Richtige für diesen Job zu sein. Durchtrainiert, attraktiv, loyal - ahnungslos. Bislang ist sie völlig unberührt von den Verlockungen des Kapitalismus. Amerika ist für sie nicht nur geografisch, sondern auch philosophisch das andere Ende der Welt. Ihr Auftrag lautet, sich dem Zimmermann entgegenzustellen und selbst den Platz der Superheldin einzunehmen. Da das amerikanische Volk ganz versessen scheint auf Superhelden, soll Vera diesen Platz anstelle des fanatischen und gewalttätigen Christen, einnehmen. Ihre Botschaft: "mehr Bob Marley, weniger John Wayne". Liebe und Frieden sollen das Denken der US-Bevölkerung leiten, nicht der Hass auf Kommunisten und Schwule. Ihr Deckname: Red Skin.
Eine russische Spionin als amerikanische Superheldin. Was zunächst klingt wie eine neue "Black Widow", stellt sich schon bald als Gegenteil heraus. Auch Red Skin kann gut kämpfen und trägt einen hautengen Anzug, doch enden dort die Gemeinsamkeiten. Vera Jelnikova ist eine freizügige, teils recht einfach wirkende Frau. Sie ist direkt, sowohl mit Worten als auch im Umgang mit ihrem Körper, sie erscheint naiv, sorglos und in Bezug auf ihren Auftrag unvorbereitet. Von der Lebenswelt der Amerikaner hat sie nicht die geringste Ahnung und so stolpert sie in ihrer Tarnidentität durch die Handlung. Einzig ihre Einsätze als Red Skin führt sie fehlerfrei aus. Die ungezwungene Art der Protagonistin gibt der Story eine gewisse Leichtigkeit und Humor. Doch leider hat der Autor,
Xavier Dorison, den Bogen an einigen Stellen deutlich überspannt. Zuletzt erschien im
Splitter-Verlag der Band
Undertaker von ihm. Während er im Western-Genre durch klischee-trächtige Charaktere glänzen konnte, werden hier die typischen Klischees weiblicher Superhelden zur Farce. Vera wirkt weniger wie eine aufgeschlossene junge Frau, sondern eher wie ein sexistischer Männertraum. Die Werte, für die sie eintritt, verlieren an Aussagekraft und die Handlung verkommt zum schlichten Rahmen einer Präsentation des Körpers der Heldin. Zugegeben war dies genau die Botschaft, die das Cover bereits vermittelte. Warum sich der Splitter-Verlag entschieden hat, Vera statt im Superhelden-Outfit, wie es auf den Covern der englischen Heftreihe zu sehen ist, nackt auf das Cover zu stellen, kann der Konsument nur erraten.
Gezeichnet wurde der Band von
Terry Dodson, bekannt für verschiedene andere Comicreihen, wie etwa Wonder Woman, Star Wars oder X-Men. Für einen Superhelden angemessen liegt das Hauptaugenmerk der Grafik stets bei den Figuren, die Hintergründe bleiben eher flächig und schematisch. Die Aufteilung der Panels ist leider sehr klassisch und wenig kreativ, doch wird diese gefühlte Starre mehr als genug ausgeglichen durch die dynamischen Zeichnungen von Dodson. Kaum eine Figur erscheint statisch, alles befindet sich in Bewegung und bleibt trotzdem in den richtigen Proportionen. Zudem haben die verschiedenen Figuren eine besonders ausdrucksstarke Mimik. Gekonnt wechseln sich weiche, eher schematische Darstellungen mit detaillierten Close-ups ab. Die Kolorierung der Gesichter ist besonders, ansonsten bleibt die Farbigkeit der einzelnen Panels jedoch eher gedeckt und unauffällig.
"Welcome to America" ist der erste Teil der neuen Reihe um die Superheldin mit dem Decknamen Red Skin. Die Story hat durchaus Charme und die Protagonistin alle Anlagen für eine starke weibliche Heldin. Leider ist die witzige Naivität und Freizügigkeit von Vera an manchen Stellen derart übertrieben, dass die Figur dadurch eher verliert als gewinnt. Durchgehend ein Gewinn sind jedoch die Zeichnungen. Dynamische starke Figuren die Bewegung in die Panels bringen. "Red Skin" ist unterhaltsam und schön zu betrachten, aber nicht brillant.
Wer einen Blick in den Band werfen will, kann dies auf der Homepage des Splitter-Verlags tun.