Catherine Cawood, eine Polizeibeamtin in den hohen Vierzigern, arbeitet in der Kleinstadt West Yorkshire und führt kein leichtes Leben. Zusammen mit ihrer Schwester zieht sie ihren Enkel auf, da ihre Tochter nach einer Vergewaltigung Selbstmord beging. Der Täter wurde nie überführt, Catherine hat einen starken Verdacht, doch derjenige wurde nur aufgrund von Drogenbesitzes verurteilt und ins Gefängnis geschickt. Ihr Exmann hat eine neue Frau, was beide aber nicht davon abhält sich ab und an auf Kaffee und Sex zu treffen, die Beziehung untereinander ist der Vergangenheit wegen kompliziert. Als dann eine junge Frau entführt wird und Catherine erfährt, dass der mutmaßliche Vergewaltiger aus dem Gefängnis herauskam, bringt sie die beiden Ereignisse miteinander in Verbindung und begibt sich auf die Jagd, um das Leben der Frau zu retten und ihrem persönlichen Verdacht nachzugehen.
Bereits in der ersten Folge der Serie werden die grundlegenden Handlungsstränge nicht nur gelegt, sondern derart zügig ausgebreitet, dass der Zuschauer dem sich anbahnenden, gnadenlosen Drama erliegt. Nicht nur das Dilemma der innerlich gebrochenen Catherine, die miterleben muss, wie der mutmaßliche Vergewaltiger ihrer toten Tochter frei umherläuft, sorgt für Unterhaltung, die unter die Haut geht. Ihre ganze Familie ist zerbrochen. Der Enkel, gezeugt vom Vergewaltiger, erinnert Catherine jeden Tag an die Tat und den Tod der Tochter.
Komm mit rein, ich bin zu alt, um in Autos zu vögeln.
Als Polizeibeamtin sorgt Catherine - hervorragend verkörpert von Sarah Lancashire (Coronation Street, Last Tango in Halifax) - für Ordnung in ihrem Bezirk, egal wer ihr gegenübersteht und mit vollem Körpereinsatz. Gebrochene Kommissare oder Protagonisten mit belastender Vergangenheit gibt es mittlerweile in vielen Serien, dennoch schafft es "Happy Valley" sich von diesen positiv abzuheben. Beispielsweise, da die Protagonisten glaubhafte Wandlungen ihrer Gefühlswelt durchmachen und Catherine auch ihre weiche, verletzliche Seite zeigen kann, ohne dass es unpassend wirkt. Das liegt zum Teil daran, dass eine große Rahmenhandlung erzählt wird und die Serie im Prinzip ein sechsteiliger Spielfilm ist, der sich über einige Wochen erstreckt und der es in sich hat.
Wenn er sich ins Jenseits befördern will, ist das seine Sache, aber meine Augenbrauen wird er nicht abfackeln.
Auch ein zweiter Handlungsstrang, bei dem mit einer Entführung Lösegeld erpresst werden soll, sorgt für unruhige Momente vor dem Fernseher. Beide Stränge für sich betrachtet sind packend inszeniert und leben von den Emotionen der Beteiligten. Langeweile kommt hier garantiert keine auf, allerdings ist der Stoff der Erzählung nichts für schwache Nerven. Dieser britische Krimi kommt mit geballter Kraft und reißt den Zuschauer mit. Zwar besteht die erste Staffel nur aus sechs Folgen mit je knapp fünfzig Minuten Spielzeit, aber die haben es in sich. Drogen (inklusive der Anspielung "Happy Valley" - ein Tal voller "fröhlicher" Drogensüchtiger), sexuelle Gewalt und menschliche Abgründe treffen gnadenlos in der Handlung aufeinander. Drama vom Feinsten, packender Krimi - eine gelungene Vereinigung der Genre und das in bester Blu-ray Qualität.
Kurzum: "Happy Valley" präsentiert die Art von Krimi, die wirklich für Spannung sorgt. Eine gute Handlung mit beachtenswerter emotionaler und persönlicher Note der Protagonistin. Düster und sehr gut umgesetzt und definitiv eine Empfehlung wert.