Was für ein idyllisches Familienleben! Dawn und David sind aufs Land gezogen, wo die beiden jungen Lehrer eine Familie gründen wollen. Ein schönes Haus haben sie auch gefunden, auch wenn es arg renovierungsbedürftig ist. Nun fehlt nur noch ein Kind zu ihrem Glück, doch es stellt sich keine Schwangerschaft ein. Stattdessen taucht Nick, Davids Bruder, auf. Die anfangs herzliche Freude wandelt sich, als klar wird, dass Nick psychische Probleme hat und nicht nur das. Auch David und Dawn haben Geheimnisse voreinander und schon bald ahnt der Zuschauer, hinter der scheinbaren Idylle steckt mehr, als beide geahnt haben.
Da kann sich Regisseurin Dictynna R. Hood wohl selber auf die Schulter klopfen. Mit der Verpflichtung der Akteure Benedict Cumberbatch (Sherlock, Star Trek), Claire Foy (Little Dorrit, Vampire Academy) und Shaun Evans hat sie den großen Wurf gelandet, der ihrem Regiedebüt eine Menge Aufmerksamkeit einbringt. Nicht nur, dass Cumberbatch seit der TV Serie "Sherlock" eine unerschütterlich treue Fangemeinde hat, auch die Leistung der drei Schauspieler kann sich sehen lassen und wertet das Regiedebüt der bis dahin als Drehbuchautorin tätigen Britin auf. Das ist ihr Glück, denn "Wreckers" will viel, schafft es aber nicht, alle vorkommenden Themen adäquat unterzubringen. Denn ein Problem reicht der Regisseurin als Thema nicht, vielmehr beschäftigt sich der Film gleich mit Kindheitstraumata, Krieg, Eheproblemen und Vertrauen. Das ist selbst für derartig gute Schauspieler eine Herausforderung, die sie jedoch hervorragend meistern.
Ihre Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich langsam entfalten und die schmutzigen Geheimnisse der Beteiligten ans Tageslicht bringen, überzeugen absolut. Der Wandel Davids von einem liebenden Ehemann zu einem Mann, der seiner Umwelt gefährlich werden könnte und die Art und Weise, in der Dawn ihn zu täuschen bereit ist, retten den Film, der sich ansonsten in Andeutungen und losen Enden verlieren würde. Zu viel bleibt unerklärt, wird nur an der Oberfläche angerissen und macht keinen tieferen Sinn, als dem Film eine gewisse Bedeutungsschwere zu verleihen, was für das Finale dann jedoch völlig unnötig ist. Auch sonst ist "Wreckers" nicht überragend. Die Schnitte könnten glatter sein und die an und für sich stimmungsvollen Aufnahmen englischer Dorfidylle nehmen doch arg überhand. Überhaupt verliert sich der Film in scheinbar symbolischen Bildern, wie zum Beispiel unscharfe Aufnahmen der Brüder und rauschender Blätter. Selbst auf 81 Minuten verlangt der Film dem Zuschauer einiges an Geduld ab.
Nein, der Film ist nicht mehr als guter Durchschnitt und das ist jammerschade, denn die darstellerische Leistung der Beteiligten kommt dadurch nicht genug zur Geltung. Die Rolle der Ehefrau Dawn ist mit der hinreißenden Claire Foy ideal besetzt und Benedikt Cumberbatch kann schauspielern, das steht außer Frage. Doch es ist vor allem Shaun Evans, der hier als gestörter Ex-Soldat und jüngerer Bruder eine außergewöhnliche Leistung zeigt. Schade, dass Regie und Drehbuch hinter den Akteuren zurückbleiben, "Wreckers" hätte es wahrlich besser verdient.