Sind wirklich Industrieabgase schuld an der Erderwärmung? Können wir Menschen noch mehr tun, um den Klimawechsel aufzuhalten und gibt es vielleicht noch ganz andere Ursachen, die bisher noch nicht bedacht wurden? Dokumentarfilmer Kip Anderson geht dieser Frage nach und findet heraus, dass die industrielle Viehzucht zu einem großen Teil für den CO2–Ausstoß verantwortlich ist. In seinem Film "Cowspiracy" zeigt er, wie es dazu kommt, wer verantwortlich ist und dass die großen Umweltschutzorganisationen - wie Greenpeace, Sierra Club, Surfrider Foundation oder dem Rainforest Action Network - sich nur ungern mit diesem Thema befassen.
"Cowspiracy", das ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den englischen Begriffen für Kuh und Verschwörung. Was also ist die Rinderverschwörung? Auf die Erklärung muss der Zuschauer ein bisschen warten, denn in einer kurzen Einleitung stellt sich Kip Anderson, der Co-Regisseur erst einmal vor. Dem jungen Mann liegt unsere Erde am Herzen und er lebt schon lange sehr umweltbewusst. Er leitet durch den gesamten Film und führt auch die Gespräche mit den Interviewpartnern. Anlass für ihn und Keegan Kuhn, diesen Dokumentarfilm zu drehen, war ein Bericht des World Watch Institute (WWI) aus dem Jahr 2009, aus dem hervorgeht, dass die industrielle Rinderzucht für sage und schreibe 51 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich ist. Das ist mehr als die Schwerindustrie produziert, mehr als die privaten Haushalte jemals sparen können! Warum also ist diese Tatsache so wenig bekannt?
Andersen und Kuhn vertreten die Auffassung, dass der Einfluss der Viehzuchtindustrie so groß ist, dass sich die renommierten Umweltschutzorganisationen nicht an das Thema wagen, um ihre Spender und Anhänger nicht zu verprellen. Sie untermauern ihre These mit verschiedenen Interviews, in denen sie gezielt nach der Rinderzucht und ihren Folgen fragen.
Die Interviews sind kurz und der Zuschauer bekommt nur Ausschnitte zu sehen. In die Tiefe gehen die Gespräche nicht und sie sind so einfach und verständlich gehalten, dass auch jemand ihnen folgen kann, dem das Thema komplett fremd ist. Bei Statistiken ist das sehr schön, Fakten werden leicht und einprägsam präsentiert und manche Gesprächspartner werden vor der Kamera geschickt in Verlegenheit gebracht, was die Theorie der Regisseure natürlich untermauert. Hingegen liegt der Informationsgehalt eines Interviews, in dem gefragt wird, ob es möglich ist, als Vegetarier gesund zu leben, jedoch bei Null. Der Verdienst dieses Films ist es jedoch, das Wissen einprägsam aufzuarbeiten, für eine weitergehende Bearbeitung des Themas bietet er dagegen wenig Neues. Mittlerweile finden sich auch Statistiken, welche den Behauptungen des WWI widersprechen, unter anderem die Albert-Schweitzer-Stiftung, die Viehzucht "nur" für 33 Prozent des CO2–Ausstoßes verantwortlich macht.
Trotzdem ist "Cowspiracy" ein sehenswerter Film, der Denkanstöße liefert. Seine Finanzierung durch Crowdfunding zeigt, dass die Regisseure einen Nerv getroffen haben und es großes Interesse an diesem Thema gibt. 2015 gewann "Cowspiracy" auch den Preis für den besten ausländischen Film beim zwölften "Festival de films de Portneuf sur l'environnement" sowie den Publikumspreis auf dem Südafrikanischen "Eco Film Festival".