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Robert Symmes ist kein netter Mensch, im Gegenteil. Er beutet seine Arbeiterinnen aus, in seinen Fabriken herrschen unmenschliche Arbeitsbedingungen und seine politische Karriere ist alles andere als blütenweiß. Doch welcher seiner Gegner hasst ihn so sehr, dass er seine Fabriken anzündet? Ist es gar die Frauenrechtlerin Sally Woods, die von Symmes verdächtigt wird? Timothy Wilde, der New Yorker Polizist, soll den Feuerteufel finden und obwohl er selbst schon unter dem Fabrikbesitzer zu leiden hatte, setzt er alles daran, den Täter zu finden und weitere Brände zu verhindern.
Die große Hungernot in Irland ist schuld daran, dass so viele Immigranten in die Vereinigten Staaten einreisen wollen. Im Jahr 1848 gibt es auf der grünen Insel schon seit Jahren nichts mehr zu essen und viele verzweifelte, hungrige Menschen sehen ihren letzten Ausweg darin, ihr Land zu verlassen und ein neues Leben anzufangen. Ihre oft naiven Hoffnungen werden von Unternehmern und Gaunern nur allzu gerne ausgenutzt und die Lebensbedingungen unter den Ärmsten der Armen sind hart. Die Polizisten, die in den Armenvierteln ihren Dienst tun, stammen selbst oft aus den unteren Schichten und genießen daher nur wenig Ansehen, sind sie doch zum Teil korrupt, bestechlich und der Gewalt nicht abgeneigt. Kein Wunder, dass sich niemand auf sie verlassen mag.
Timothy Wilde ist da nicht nur eine wohltuende Ausnahme, er ist für den Leser auch der moralische Kompass in dieser harten, fremden Umgebung. Nicht dass Wilde zimperlich wäre; wenn es darauf ankommt, kann er durchaus hart zugreifen und sich ohne zu zögern durchsetzen. Doch er besitzt Mitgefühl und Verständnis für seine Umgebung, mag seinem Gegenüber oft nichts Böses zutrauen und ist bereit, sich für seine Mitmenschen einzusetzen. Ungelöste Konflikte mit seinem Bruder und die hoffnungslose, melancholische Liebe zu seiner Jugendfreundin lassen ihn menschlich sowie verletzlich wirken und machen einen großen Reiz des Buchs aus. Darüber gibt es ein Wiedersehen mit seinem Bruder Valentine und der schönen Bordellbesitzerin Silky, die beide ihre eigenen Pläne verfolgen.
Die Autorin schildert die damaligen Verhältnisse sorgsam und gut recherchiert. Die von ihr entworfene Geschichte ist vielschichtig und enthält viele geschichtliche Hintergrundinformationen. Ab und zu wird Lindsay Faye etwas weitschweifig und verliert sich in den farbenprächtigen Beschreibungen der Stadt und ihrer Bewohner, doch das macht nichts, ist ihre Beschreibung der frühen amerikanischen Frauenbewegung doch hochinteressant und verleiht der Handlung eine zusätzliche Würze.
Jedoch, die eigentliche Attraktion des Romans ist die damals in den New Yorker Slums übliche Gaunersprache "Flash". Lindsay Faye schwelgt in dieser heute kaum noch verständlichen Mundart, zelebriert sie und verleiht ihr Leben. Der Übersetzerin Michaela Meßner sei hier ein großes Lob ausgesprochen; sie hat hier großartige Arbeit geleistet.
"Feuer der Freiheit" ist der letzte Roman um den New Yorker Polizisten Timothy Wilde, seine Abenteuer sind nun abgeschlossen. Da er seine Leserschaft trefflich unterhalten hat, sei es ihm gegönnt.
Eine Leseprobe findet sich auf der Seite des dtv-Verlags.