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Alvarado ist ein Randplanet und der richtige Platz für Outlaws und Abenteurer. Genau dorthin sind Jonathan Donovan und die Crew der Mary Jane Wellington unterwegs. Im Laderaum des Raumschiffs befinden sich Longhorns und Jonathan erhofft sich einen satten Gewinn. Daraus wird nichts, denn Jonathan findet seine Geschäftspartner nur noch tot vor. Ganz eindeutig wurden sie ermordet und ehe die Crew der Mary Jane Wellington sich versieht, ist sie verstrickt in die Intrigen, die auf Alvarado herrschen. Nun müssen sie tunlichst sehen, dass sie den Planeten mit heiler Haut verlassen können.
Es kommt ja nicht so häufig vor, dass sich in einem Buch eine Widmung für Sergio Leone und Clint Eastwood findet, noch dazu in einem Science Fiction-Roman. Sie ist jedoch sehr passend, denn so ahnt der Leser gleich, wohin die Reise geht. "Blutfehde auf Alvarado" ist zwar ein Buch, in dem ein Raumschiff vorkommt, ansonsten ist es jedoch eindeutig ein Western. So geht es auch gleich passend los. Im Bauch der Mary Jane Wellington befindet sich eine Herde unruhiger Rinder und die Crew ist voller Freude, die stinkende, ungeduldige und hungrige Fracht loszuwerden. Unversehens befindet sich jedoch der Captain des Frachters, Jonathan Donovan, am Schauplatz eines Verbrechens und wird so in eine Fehde der Großgrundbesitzer verwickelt. Mehr Klischee geht nicht, denn es gibt nicht nur Rinder und fiese Farmer, sondern auch noch eine unterdrückte Minderheit, die es zu schützen gilt. Eine Liebesgeschichte kommt ebenfalls vor und schnell entsteht der Eindruck, dass der Roman die Geschichte eines jeden Westerns erzählt, der jemals gedreht wurde.
Mit anderen Worten: Die Handlung besteht aus Versatzstücken, die alle schon einmal erzählt wurden. Überraschungen sind also nicht zu erwarten, aber das ist nicht schlimm, wenn die Geschichte gut erzählt wird. Was macht es schon, wenn aus den rothäutigen Indianern eben grünhäutige Außerirdische werden? Nichts macht es aus und auch, dass die Spannung keinen bemerkenswerten Anstieg erlebt, geht in Ordnung. Die Handlung ist schlichtweg genau so ebenmäßig und weit einsehbar wie die Prärie, dabei aber auf einem durchaus unterhaltsamen Niveau. Auffällig ist, dass der Autor Wes Andrews eine Vorliebe für Bindestriche und kleine, dramatische Pausen hat, die durch die berühmten Punkte "…" dargestellt werden. Von den kleinen Biestern treiben sich mindestens so viele durch die Handlung wie Longhorns. Es ist kein Drama, fällt aber auf und stört ein wenig den Lesefluss.
Weitaus auffälliger ist die poetische, beinahe blumige Ausdrucksweise der Figuren, die wohl ironisch wirken soll. Sie klappt nicht. Wenn Jonathan die Leichen ermordeter Farmer findet, dann wäre es glaubhaft, wenn er flucht, schimpft oder verzweifelt, doch er umschreibt, mildert ab und wird daher der Wucht dieser Szene nicht gerecht. Die Dialoge wirken ein ums andere Mal deplaziert und können nicht überzeugen. Daher bleibt der Roman zwar ein netter Zeitvertreib; zu mehr als Durchschnitt reicht es aber nicht.
Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.