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Ein Mann stiehlt heimlich eine Postkarte aus einem Briefkasten. Doch um die Karte selbst geht es ihm dabei gar nicht, sondern um eine geheime Botschaft, die sich auf der Rückseite der aufgeklebten Briefmarke befindet. Wir befinden uns am Beginn des Jahres 1917, es herrscht Krieg. Schon seit drei Jahren. Alle wollen, dass das Kämpfen und Töten ein Ende hat, aber eine Frage scheint von besonderer Brisanz zu sein: Was ist wichtiger? Den Krieg zu beenden oder ihn zu gewinnen?
Silas Corey spielt sein eigenes Spiel. Sein Auftrag ist es, den Mann zu schnappen, bei dem sich die mysteriöse Briefmarke zur Zeit befindet. Die Mission wird ihm gleich von drei verschiedenen Parteien anvertraut. Der Politiker Georges Clemenceau setzt alles daran, mit der Opposition an die Macht zu kommen, Colonel Fernand Ledoux will mit seinem Deuxième Bureau dem ganzen ein Ende setzen und Celestine Zarkoff hat als Waffenhändlerin, die keinen Unterschied zwischen den Seiten macht, ein ganz anderes Interesse an den Ereignissen. Auf seine einmalige Weise verspricht Corey allen, für sie zu arbeiten und das ohne auch nur einen von ihnen zu betrügen. Er spielt ein gefährliches Spiel, bei dem ihm eine schöne Frau immer noch einen Strich durch die Rechnung machen kann.
Der Gentleman-Agent erfreut sich seit einigen Jahrzehnten ungebrochener Beliebtheit. Ob James Bond, Sherlock Holmes oder Arsène Lupin, egal ob Geheimagent, Detektiv oder Meisterdieb, sie alle versprühen diesen gewissen Charme. Silas Corey reiht sich hier nahtlos ein. Mit seinem Gehstock ist er ebenso bewandert wie mit Feuerwaffen und seine Intelligenz ist unbestritten brillant. Da ist es kein Wunder, dass diese Figur mühelos den Leser auf ihre Seite zu ziehen weiß, auch wenn sie nicht nur charmant ist und sich ebenso als Schuft präsentieren kann. Corey geht seinen eigenen Weg als Spion und Kämpfer und tut das, was er, und nur er, für richtig hält. Hineinreden lässt er sich weder von seinem Assistenten noch von einer attraktiven Frau und erst recht nicht von seinen Auftraggebern. Moral ist in seiner Geschichte etwas, das seiner ganz eigenen Definition unterliegt.
"Der Aquila-Ring" ist Action pur. Da wird geflüchtet und gerannt, geschossen und geprügelt. Es fliegen Dinge in die Luft, es bricht Panik aus. Es geht über Stock und Stein, unter die Erde, über Häuserdächer und sogar durch die Luft und mitten durch ein Einkaufscenter. Der Leser wird ebenso wie der Protagonist von einer Extremsituation in die nächste katapultiert. Dazu kommt die gut erdachte Spionagestory. Nach und nach fügen sich alle Puzzleteile zusammen, so dass am Ende eine echte Intrige aufgedeckt werden kann.
Der Autor Fabien Nury setzt bei seiner Geschichte auf eine geschickte Verbindung zwischen realen Begebenheiten und Personen aus dem Geschehen rund um den ersten Weltkrieg. Die fiktive Handlung wirkt dadurch sehr stimmig. Auch die Figuren sind durchweg gut gelungen und hinterlassen gerade wegen ihrer exzentrischen, nicht immer sympathischen Art, einen sehr menschlichen Eindruck. Coreys Assistent Nam sticht als einzig klar loyaler Charakter mit ausschließlich positiven Eigenschaften aus dieser Riege hervor.
"Silas Corey" ist ein Comic für Liebhaber von klassischen Agenten-Thrillern und Spionage-Geschichten voller Action und Freunden des sprühenden Charmes eines selbstbewussten Protagonisten. Wer dazu noch Spaß an einem Setting rund um den ersten Weltkrieg hat, ist hier genau richtig.
Übrigens besteht jedes Album aus der Reihe aus zwei ursprünglich einzeln erschienen Teilen und ist damit immer in sich abgeschlossen.
Für einen ersten Eindruck lohnt sich ein Blick in die Leseprobe auf der Webseite des Splitter-Verlags.