Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Sheldon Sampson träumt. Alle Menschen träumen und viele erinnern sich an ihre Träume. Aber Sheldon Sampsons Traum ist anders. Sein Traum ruft ihn an einen bestimmten Ort. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts macht er sich schließlich mit einer kleinen Mannschaft, der auch seine Frau Grace und sein Bruder Walter angehören auf den Weg zu der in seinem Traum erschienenen Insel. Dort soll ihre Bestimmung und die Rettung Amerikas liegen.
Einmal erreicht, finden sie auf der Insel eine geheimnisvoll Sphäre, in der alle zu Superkräften gelangen. Als neue "Union" verlassen sie den Ort und helfen Amerika durch kritische Zeiten. Fast einhundert Jahre ist dies nun her, die zweite Generation Superhelden ist mittlerweile herangewachsen. Sheldon (alias Utopian) und Grace (Lady Liberty) gehören zu den letzten Superhelden, die noch verdeckt unter Geheimidentitäten leben. Ihre Kinder Chloe und Brandon sind da offener, wie auch all die anderen Menschen mit Superkräften, die sich immer mehr mit der Gesellschaft vermischt haben. Sie haben eher eine Art Rockstar-Status, den Brandon geflissentlich ausnutzt und sich in seinem Ruhm als cooler Sohn des ehemals größten Superhelden suhlt. Er selbst fühlt sich nutzlos und von seinem Vater ungeliebt. Chloe hingegen taucht immer wieder mal mit Drogeneskapaden in den Medien auf. Auch sie scheint gelangweilt und ziellos durchs Leben zu gehen.
Aber die Zeiten haben sich geändert. Es gibt nur noch wenige Kämpfe gegen große Widersacher. In den Kreisen der amerikanischen Superhelden keimt Unmut, Neid, Eifersucht. Utopian und Lady Liberty stehen für Gerechtigkeit, Güte und das Gute. Zeit, Amerika in eine andere Richtung zu bewegen. Zeit, für einen Umbruch. Ohne Utopian. Ohne Lady Liberty ...
Steht "Mark Millar" auf einem Werk, ist cineastische Action gepaart mit einer kritischen und kontroversen Story zu erwarten. In "Jupiter's Legacy" zeigt er so richtig, dass er es drauf hat. Hübsch verpackt in eine Familienstory mit Superheldenbeteiligung liefert er hier eine Abrechnung mit dem immer wieder aufgewärmten amerikanischen Superheldengenre in einer packenden Dystopie. "Jupiter's Legacy: Familienbande" ist mitreißend und liest sich so rasant, dass der Leser von der plötzlichen Brutalität in manchen großformatigen, teils ganzseitigen Panels eiskalt erwischt und auf die Bretter gelegt wird. Dass es sich trotz des Titels "Familienbande" bei diesem Autor nicht um eine dahinplätschernde Soap handelt, ist abzusehen. Die Härte trifft einen aber gerade deswegen wohl umso unvermittelter, worin auch eine der Stärken dieses Comics liegt.
Millar will die Gefühle seiner Leser aufwühlen, er will auf Missstände hinweisen und er will nicht angepasst sein. Auch wenn er dies natürlich nur selbst wissen kann, vermittelt er diesen Eindruck sehr stark. Er orientiert sich an dem besonders in den USA verbreiteten Superheldengenre und macht seine eigene Abrechnung mit den immerwährenden Helden. Den immer wieder erstarkenden und siegreich hervorgehenden Überhelden, die niemals wirklich auf die Bretter gehen. Mit diesen rechnet er übertragen auf seine Protagonisten kräftig ab. Und sorgt so für eine Metamorphose aus der, wie in den großen Events der führenden US-Publisher, neue "Helden" hervorgehen. Nur kommen die "Alten" bei ihm nicht zurück. Sie sind endgültig ausgemerzt.
Frank Quitely hat mit feinen Strichen und eher detailarmen Kulissen dem Ganzen ausdrucksstarke Bilder verschafft, die von Peter Doherty mit zurückhaltenden pastelligen Tönen koloriert wurden. Äquivalent zum Szenario gibt es auch zeichnerisch einige Stellen, die den Leser mit plötzlicher Härte treffen und beeindrucken. Hier herrschte eine sehr gute Abstimmung zwischen den Autoren.
Der erste "Jupiter's Legacy"-Band ist ein Comic mit großem Wow-Faktor. Authentisch, brillant geschrieben, spannend, emotional - ganz klar ein Highlight unter den "Superhelden"-Publikationen!
Auf der Webseite von Panini steht eine Leseprobe zur Verfügung: reinlesen.