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Ob die "Buddenbrooks", der "Zauberberg" oder gar die mehr als 1000 Seiten starke Roman-Tetralogie "Joseph und seine Brüder" - Thomas Mann gehört zu den ganz Großen der deutschen Literatur. Nicht umsonst erhielt er 1929 den Literatur-Nobelpreis. Fast unerschöpflich und bisweilen nur schwer zu überschauen ist inzwischen aber auch die Forschungsliteratur.
Das Thomas-Mann-Handbuch will [...] das Gesamtwerk neu vermessen und Grundlagen für die Auseinandersetzung mit Manns Werk im 21. Jahrhundert legen.
Lange Zeit war das von Helmut Koopmann herausgegebene Handbuch die Adresse, um an einschlägige Informationen über Thomas Manns Werk und Wirken zu gelangen. Mit dem vorliegenden Band von den beiden Herausgebern Andreas Blödorn und Friedhelm Marx erhält dieses nun einen jüngeren Bruder, welcher deutlich schlanker daherkommt - immerhin stehen dem Koopmanschen Handbuch mit circa 1000 Seiten lediglich gut 400 Seiten gegenüber. Gleichwohl gelingt es auch hier, die ganze Vielfalt in Manns Werk zu umreißen und dessen ganze Vielschichtigkeit aufzuschlüsseln. Besonders die in einzelnen Abschnitten herausgearbeiteten Konzeptionen (Denkfiguren, Schreibweisen, Motive) von Ambiguität über Märchen bis hin zu Schuld und Rechtfertigung sind so nicht bei Koopmann zu finden und daher ein echter Gewinn. Auf der anderen Seite fällt der biografische Teil bei Blödorn und Marx sehr skizzenhaft aus, sodass hier der "Koopmann" die bessere Wahl ist. Auch die großen Romane Thomas Manns werden bei Koopmann deutlich umfangreicher besprochen. Erzählungen, Essay, Reden sowie weitere Schriften finden sich dagegen in beiden Handbüchern in ähnlicher Form, wenngleich natürlich im aktuellen neueste Forschungserkenntnisse eingearbeitet sind. Ein Unterschied lässt sich dahin gehend ausmachen, dass das vorliegende Handbuch die Forschungsgeschichte nur marginal berücksichtigt und stattdessen neuere Forschungsansätze, wie die Diskursanalyse oder die Gender Studies thematisiert. Etwas enttäuschend ist hingegen, dass die Umsetzung von Manns Werk in Filmen bei Blödorn und Marx sehr dürftig ausfällt.
In jedem Fall überzeugt dieses aber durch einen klaren und gut strukturierten Aufbau, sodass sich der Nutzer sehr schnell zurechtfindet. Hilfreich zur Seite steht ihm dabei auch ein im Anhang befindliches separates Werk- und Personenregister. Gleichzeitig fällt die Differenziertheit auf, mit der das Werk von Thomas Mann hier aufgeschlüsselt und in all seinen Facetten durchleuchtet wird. Auch die kurzen und prägnanten Darlegungen zu einzelnen Erzählungen, Essays, politischen Schriften und vielen anderen Texterzeugnissen aus der Feder Thomas Manns dürften in der Praxis sicherlich von Vorteil sein, da das Handbuch auf diese Weise einen schnellen Überblick vermittelt und somit einen idealen Ausgangspunkt für ein tieferes Eindringen in sein Schaffen darstellt. Letztlich werden viele Nutzer wohl dem Vorwort beipflichten, dass dieses Handbuch aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunktsetzung das frühere
"nicht ersetzen", sondern
"ihm an die Seite treten" soll.
FAZIT: Der Band bietet eine gut strukturierte und facettenreiche Annäherung an das Werk von Thomas Mann, welches nicht als Gegenwerk zum bisherigen Standardwerk von Helmut Koopmann gesehen werden sollte, sondern als eine sinnvolle Ergänzung.
Weitere Informationen, eine Leseprobe sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags.