Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Verheilt sind die Wunden des Zweiten Weltkrieges noch längst nicht, aber es gibt bereits wieder eine verlässliche Währung, die Lebensmittelrationierung wurde abgeschafft, und die neu erwachende Freude am Konsum kann bedient werden: Die 50er-Jahre und das Wirtschaftswunder haben begonnen.
Dies äußert sich nicht zuletzt durch ein zunehmend breites Spektrum an Automobilmodellen. Vom winzigen Goggomobil bis zur repräsentativen Limousine, vom Sportwagen bis zum Kombi (bei Opel unter "Caravan" bekannt geworden) ist alles zu haben, und das zu für immer mehr Menschen erschwinglichen Preisen. Dass die Zumischung von Bleitetraethyl zum Benzin nicht gerade der Höhepunkt an Umweltfreundlichkeit darstellt, interessiert zu dieser Zeit kaum jemanden.
In Wort und Bild erzählt Walter Hönscheidt, selbst gewissermaßen ein Produkt der 50er-Jahre, die Kulturgeschichte dieser Dekade nach.
Oldtimer-Rallyes, -Schauen und –Ausstellungen auf Messen zeigen, dass nicht nur die allerersten Autos, halbe Pferdekutschen noch, große Aufmerksamkeit beim Publikum genießen, sondern ganz besonders auch die Wagen aus den 50ern. Die Konstrukteure streben bereits nach Optimierung sämtlicher relevanter Parameter wie Leistung, Komfort, Design, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit, zugleich entwerfen sie jedoch ganz individuelle Modelle mit Charakter. Wer würde die "Knutschkugel" Isetta, die denn auch den Einband des hier besprochenen Buches ziert, nicht mögen? Oder aber, in der Mittelklasse, die leider nicht abgebildete, doch erwähnte, allseits bekannte Borgward Isabella? Und die Corvette ... Daneben stehen neben beliebten Standard-Autos wie dem VW-Käfer die schicken Italiener, und auch die Franzosen haben einiges zu bieten, auch die USA - siehe - Corvette - kommen zum Zuge. Ein bisschen fehlt wohl der Autobau in Asien.
"Wirtschaftswunderwagen" erweist sich als eine Art Tagebuch der Jahre von 1950 bis 1960. Entwicklungen auf dem Autosektor mit Schwerpunkt Pkw und Bundesrepublik, die DDR und internationale Marken jedoch keineswegs vernachlässigend, werden gewissermaßen Hand in Hand mit politischen und allgemein kulturellen Ereignissen und Aspekten der Entfaltung dargestellt, sodass Blicke weit über den Tellerrand möglich werden, auch und insbesondere für Nachgeborene, die sich für die Automobilgeschichte und/oder die 50er-Jahre allgemein interessieren.
Lebendig lässt der Autor die Eindrücke von damals Revue passieren, sowohl über die kurzweiligen Texte als auch die Fotos. Hier wechseln sich Aufnahmen von Automodellen, Produktionsstätten, Verkehrssituationen und anderen autobezogenen Motiven ab mit reizvollen Bildern aus dem kulturellen und privaten Bereich. Der Leser darf über die damalige Bademode schmunzeln, sich an nostalgisch anmutenden, authentischen Straßenszenen erfreuen und dank einem Porträt von Felix Wankel über dessen geniale Motorkonstruktion und deren kommerzielles Scheitern nachdenken – unter vielem anderem!
Sowohl die Aufbruchsstimmung jener Dekade als auch die noch bestehenden Mängel und Probleme werden geschildert, das Buch vermittelt jedoch einen sympathischen Optimismus und Nostalgie ohne Kitsch. Handlichkeit (sowie ein ziemlich kleiner Schriftgrad als einziges Manko) und Qualität in jeder Hinsicht finden sich in einer gelungenen Verbindung. Eines von den Büchern, die liebevolle Menschen als Geschenk für Nahestehende kaufen – und dann am liebsten selbst behalten würden.
Mehr Informationen zum Produkt gibt es auf der Verlagswebseite