König von Schottland wird er sein, so prophezeien es drei Hexen Macbeth, dem Thane von Glamis. Das ist kaum vorstellbar, ist er doch ein treuer Vasall des derzeitigen Herrschers, Duncan, für den er in die Schlacht gezogen ist und diese gewonnen hat. Tatsächlich ist Duncan von Macbeth Treue so überwältigt, dass er diesem einen weiteren Titel verleiht und ihn feiern lassen will. Dieser Entschluss wird sein Ende sein. Angetrieben von seiner ehrgeizigen Ehefrau tötet Macbeth den König und nimmt seinen Platz ein. Doch damit ist das Morden nicht vorbei, denn fortan wird der neue König von seinem schlechten Gewissen und Wahnvorstellungen geplagt, die ihn immer tiefer in einen Strudel der Gewalt ziehen.
Königlich wirkt erst mal gar nichts an diesem Macbeth. Seine Heimat ist nicht mehr als ein kleines Dorf, ein paar Hütten im Schlamm. Kalt und unwirtlich ist die Gegend, aus der er stammt und Glanz ist nicht zu erwarten. Kaum zu glauben, dass dies das neue Oberhaupt der Schotten werden soll und doch, Macbeth hat es vernommen. Gerade hat er seinem König die Herrschaft gesichert, die Schlacht eben erst geschlagen, da trifft er auf drei Hexen, die ihm die Zukunft weissagen. Er würde es nicht glauben, hätte nicht sein Freund Banquo die Frauen ebenfalls gesehen. Nein, es muss wahr sein, glaubt der Fürst und erzählt seine Frau von der Begegnung mit den drei Hexen.
Hätte es das mal nicht getan, denn Lady Macbeth entwickelt schlagartig Ehrgeiz und setzt alles daran, die Prophezeiung wahr werden zu lassen. Sie wiegelt ihren Mann auf, stichelt, treibt ihn an und bringt ihn tatsächlich dazu, seinen Freund und König zu töten.
Visuell ist der Film eine Pracht. Regisseur Justin Kurzel lässt die Krieger in Slow Motion kämpfen, Macbeth wie ein Fremdkörper unter ihnen. Staub wirbelt auf, verfremdet das Schlachtfeld, verdeckt die erschöpften, ausgebrannten Männer, die teilweise nur silhouettenhaft erkennbar sind und immer wieder Macbeth, der von all dem schon zu viel gesehen hat und sich kein anderes Leben mehr vorstellen kann. Im Kontrast dazu steht das Heimatdorf der Männer, karg, schlammig, trostlos. Kein Wunder, will der Thane von Glamis gesellschaftlich aufsteigen, die Macht des Königs erobern und behalten. Michael Fassbender brilliert als schottischer Fürst, dem wohl bewusst ist, dass er langsam den Verstand verliert. Dieser verzweifelt an seiner Tat und ihren Folgen, zieht der erste Mord doch viele weitere nach sich. Herrlich, wie Fassbender und Marion Cotillard als Lady Macbeth hier interagieren. Leise, intensiv und verstörend gut setzen sie Shakespeares Zeilen um.
Von Skorpionen voll ist mein Gemüt.
Shakespeares Stück wird hier übrigens stark verkürzt wiedergegeben. Dafür nimmt sich Justin Kurzel ein paar Freiheiten heraus und ergänzt die Familie des Thane um eine weitere tragische Geschichte. Zu Beginn des Films begraben die Macbeths ihre Tochter, der Sohn stirbt in der ersten Schlacht. Dies treibt beide vor Gram in den Wahnsinn, zuerst den Fürsten, dann auch seine Frau. Dramaturgisch geht das, nötig gewesen wäre es nicht.
Im Laufe der Handlung tritt Macbeths Wahnsinn immer deutlicher zutage. Er sieht seine toten Weggefährten, murmelt vor sich hin und wirkt immer verlorener in dem Schloss, dass er sich so unrechtmäßig angeeignet hat. Immer enger zieht sich das Netz um ihn, dass seine Gegner spannen, allen voraus der Sohn König Duncans und Macduff, dessen Familie dem Wahnsinn des Herrschers zum Opfer gefallen ist. Sein verzweifelter Aufschrei als er von dem Tod der Seinen hören muss, ist einer der großen Momente dieses Films.
An der Leistung der Schauspieler gibt es nicht zu rütteln, der Film ist hochkarätig besetzt. Doch gerade bei den Bildern sieht das ein bisschen anders aus. Je länger der Film dauert, umso ermüdender werden die zu Beginn noch so eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen und die sorgsam choreografierten Schlachtszenen. Besonders gegen Ende versäumt der Regisseur es, die Geschichte auf den Punkt zu bringen und mäandert stattdessen durch die Handlung, um noch ihr ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen. So verliert sich "Macbeth" ein bisschen in großen Bildern und unheilschwangeren Andeutungen, was ihn aus dem Takt geraten lässt. Er ist, was das Auge des Betrachters angeht, großes Kino, kann aber nicht in allen Momenten überzeugen.