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So hatte sich Seraphin die Reise in den Aether nicht vorgestellt. Zusammen mit seinem Vater, seinen beiden Freunden Hans und Sophie und König Ludwig II. befindet er sich an Bord der Schwanstern. Dabei handelt es sich um ein Aetherschiff, an dessen Bau sein Vater maßgeblich beteiligt war. Auftraggeber war der König persönlich, der die Aufzeichnungen von Seraphins verschollener Mutter gefunden hat, der es tatsächlich gelungen war, den Aether als Antriebsquelle einzufangen. Nur hatte keiner damit gerechnet, dass sie plötzlich fliehen mussten, weil die Preußen einen Anschlag auf König Ludwig II. verübten. Nun ist er auf dem Schiff zwar vorerst in Sicherheit, aber es muss entschieden werden, wie es weitergeht.
Schon nach kurzer Zeit merkt die Gruppe allerdings, dass sie ein Opfer der äußeren Umstände geworden ist. Sabotage und Pannen zwingen sie nicht nur immer weiter in den Weltraum zu fliegen, es ist sogar nötig, auf dem Mond zu landen. Niemals hätte Seraphin in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt, jemals so weit zu kommen, doch jetzt erwachen seine Abenteuerlust und die Hoffnung, doch noch seine Mutter wiederzufinden von Neuem. Allerdings ist die Erkundung des Mondes gefährlich, Hitze und Kälte machen der Gruppe zu schaffen. Und dann ist da vor allen Dingen das Problem mit dem Antrieb: Wie kommen sie wieder zurück zur Erde?
"1869: Die Eroberung des Weltraums" schließt nahtlos an den ersten Band
"Das Geheimnis des Aethers" an. Gemeinsam ergibt sich eine runde Geschichte, deren Ende allerdings viele Fragen offen lässt und klar macht, dass es noch weitergeht mit Seraphin, Sophie und Hans. Doch hier müssen sie sich erstmal mit ihrer Weltraumreise und speziell den Problemen auf dem Mond auseinandersetzen. Damit ändert sich das Flair der Geschichte im Vergleich zum ersten Teil sehr stark. Dort überwog noch die Frage, ob die Technik überhaupt funktionieren könne und es gab einen politischen Kampf auszufechten. Von der Erde wird das Geschehen nun nahezu komplett auf das Aetherschiff Schwanstern und den Mond verlegt. Natürlich handelt es sich bei dem Schiff nicht um ein klassisches Raumschiff und der Mond hat ebenfalls Eigenarten, die ihn zu einem fantastischen Ort machen. Und genau da ist der Zauber vom "Schloss in den Sternen" zu suchen. Autor und Zeichner Alex Alice geht einen ähnlichen Weg wie Jules Verne, hat es dabei aber deutlich schwerer seine Geschichte für den Leser spannend zu gestalten, denn dem sind (aus der damaligen Sicht gesprochen) derartige Science-Fiction-Ausflüge in die Zukunft durchaus bekannt. Doch das schwierige Unterfangen gelingt Alice mit Bravour. Er lässt sich nicht nur von alten Abenteuerromanen inspirieren, sondern auch von Filmen aus dem Studio Ghibli. Seine Figuren (allen voran Hans) wären ohne diese Vorbilder nie so ausgearbeitet worden, wie der Leser es nun erleben darf. Damit bekommt das Werk diesen ganz besonderen Schuss an Liebenswürdigkeit und Niedlichkeit, der ihm eigen ist. Den gibt es im Charakteraufbau ebenso wie in den Zeichnungen.
Auch rein optisch zeigt sich der Comic als ein wahrer Augenschmaus. Schon im ersten Band von "Das Schloss in den Sternen" hat Alice mit seinem detailreichen, zarten Zeichenstil, in dem er die Story präsentiert, brilliert. Doch in der Darstellung des Weltraums und seiner fantastischen Eigenarten kann er sein Können noch einmal auf eine ganz andere Ebene ziehen. Kraterlandschaften, Sternenhimmel, Planeten und Kristallpaläste wissen den Betrachter immer wieder aufs Neue zu verzaubern.
Ein ganz besonders exquisites Schmankerl ist der Anhang, in dem der Leser Einblick in die fiktive Planungsmappe zum Aetherschiff Schwanstern erhält. Neben Skizzen, Briefen und Erläuterungen finden sich hier Fotos eines echten Modells des Schiffs und Raumanzugs, von denen der Autor bereits in dem Interview gesprochen hat, das sich am Ende von Band 1 befand.
Damit wurde der erste Zyklus um "Das Schloss in den Sternen" würdig abgeschlossen, aber schon jetzt sehnt sich der Leser nach mehr.
Die ersten Seiten des Comics lassen sich auf der Webseite vom Splitter Verlag als Leseprobe entdecken.