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Winter 1709. Die Kälte hat Europa fest im Griff. Monatelang fegen Eis und Kälte über das Land, das Wild in den Wäldern erfriert und die Menschen leiden Hunger. Von nirgendwo scheint Hilfe zu kommen und als wäre das nicht schlimm genug, wühlen politische Ränke die europäischen Königreiche auf. Spaniens König starb ohne Nachfolger und ausgerechnet der Enkel des französischen Sonnenkönigs soll ihn nun beerben. Natürlich kommt es zum Krieg, doch wie sollen die Armeen versorgt werden? Da erreicht ein Gerücht den französischen Hof. Ein Schiff voller Weizen liegt vor Anker und mit seiner Ladung könnten die Soldaten versorgt werden. Schnell wird ein Bote losgeschickt, um den Weizen zu kaufen, doch auch andere Gruppen haben Interesse an der Nahrung. In bitterer Kälte entbrennt ein gnadenloser Wettlauf zu dem Schiff.
Historische Quellen berichten von einem Hungerwinter im Jahr 1709. Minus dreißig Grad herrschten in den Städten, selbst in Spanien und Portugal erfroren Bäume. Monatelang waren Seen und Buchten von Eis bedeckt, bis weit in den Juni hinein. Zu diesem Zeitpunkt herrschte bereits seit einigen Jahren Krieg um die spanische Thronfolge und Hunger und Not waren an der Tagesordnung. Diesen Hintergrund nehmen Autor und Zeichner Philippe Xavier sowie seine Co-Autorin Nathalie Sergeef als Szenario für ihre Geschichte um den französischen Gesandten Loys Rohan, der für den König Ludwig XIV loszieht, um eine Schiffsladung Weizen zu besorgen.
Für ein bloßes Abenteuer ist seine Mission zu ernst, zu bitter. Rohan wird auf seinem Weg mit Grausamkeit und Verzweiflung konfrontiert, aber auch mit Verantwortung und menschlicher Größe. Da sind hungernde, zu allem bereite Menschen einerseits, die nicht einmal vor Kannibalismus zurückschrecken, auf der anderen Seite finden sich barmherzige Taten und es gibt noch einige wenige, die sich für andere einsetzen und sie versorgen. Die Gräben zwischen den Ständen, den Religionen und den politischen Überzeugungen sind tief und beeinflussen das Leben der Bewohner Frankreichs. Auf Frieden braucht hier niemand zu hoffen.
Kein Wunder, dass sich diese Lebensbedingungen in die Gesichter der Menschen eingegraben haben. Ausgemergelt, hart und kalt handeln die Figuren und so sehen sie auch aus. Auf 56 Seiten entwirft Philippe Xavier eine spannende Geschichte, die eine unglaublich beeindruckende Kraft entwickelt. Ihre Stärke zieht sie nicht aus den Interaktionen der Protagonisten, sondern eindeutig aus den Umständen, die in den Panels eindrucksvoll zur Geltung kommen.
"Winter 1709" hat sich einen Platz im Regal redlich verdient. Philippe Xavier kennt sich in der Geschichte Frankreichs aus und schafft es, komplexe Fakten mitreißend in eine unglaublich interessante Handlung einfließen zu lassen. Bereits dieser erste Band hinterlässt einen unglaublichen Eindruck. Die Leser dürfen gespannt sein, wie es mit Loy Rohan weitergeht.
Eine Leseprobe befindet sich auf der Verlagsseite.