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Sozialistisch soll Paris, ja soll Frankreich werden, das ist der Wunsch der Pariser Kommune im Jahr 1871. Es ist eine Zeit des Umbruchs in der ganzen Welt und der sich verändernden Politik. Verwaltung durch die Bürger, so heißt die neue Maxime, was jedoch nicht gleichbedeutend ist, dass damit auch Frauen gemeint sind. Sie sollen nach wie vor am heimischen Herd walten und die große Politik den Männern überlassen. Nicht alle Frauen sind damit einverstanden und so setzen sie sich mit List und Mut durch. Den Anfang macht hier im ersten Band die russische Gräfin Elisabeth Dmitrieff, die extra nach Paris kommt, um ihre Ideale zu vertreten. Ihre Schönheit und Klugheit macht sie den Männern ebenbürtig und diese werden so manche Überraschung mit ihr erleben.
Wer hätte gedacht, dass Geschichte so unterhaltsam sein könnte? Autor Wilfrid Lupano (
Die alten Knacker, Ein Ozean der Liebe) nimmt sich hier der Pariser Kommune an, die sich im Jahr 1871 dem Ideal einer gerechten, von Bürgern regierten Gesellschaft verschreiben hatte. Mit gleichermaßen Geschichtskenntnis und Humor schildert er die Ereignisse um die Herrschaft des Proletariats, die nur zwei Monate dauerte.
Heldin dieses Bandes ist Elisabeth Dmitrieff, die uneheliche Tochter eines russischen Adeligen. Durch eine Scheinehe endlich unabhängig und mit viel Selbstbewusstsein ausgestattet, macht sie sich über Genf und London auf, für den Sozialismus zu kämpfen. Dabei setzt sie ihren Verstand ebenso ein wie die "typischen" Waffen einer Frau. Geschickt weiß sie sogar führende Vertreter des Sozialismus wie Karl Marx zu beeindrucken und dieser entsendet sie dann auch noch Paris, wo sie sich sofort in die Belange der Kommune einmischt. Da sie ihre Unverfrorenheit mit Charme und Liebreiz zu vertreten weiß, schafft sie es leicht, die Männer nach ihrem Willen zu beeinflussen. So einfach ist es jedoch nicht, eine gerechte Welt zu errichten und die Zentralregierung will die Pariser Kommune nicht länger dulden. Bald tobt der Kampf durch die Straßen der Stadt und alle, die darin verwickelt sind, müssen einen hohen Preis dafür zahlen.
Zeichner Anthony Jean (
Das Einhorn) weiß die Geschichte in Szene zu setzen und er tut dies in bunten, mutigen Farben. Seine Panels strotzen vor Leben und entwerfen ein turbulentes, chaotisches Paris voller lauter, lebensfroher Bewohner. Damit unterscheidet er sich enorm von den typischen, sepiafarben Zeichnungen, die sonst gerne in historischen Comics zu finden sind. Ein guter, ein richtiger Entschluss, zu kräftigen Wasserfarben zu greifen und der "geheimnisvollen Gräfin" einen eigenen Look zu verpassen. Merci dafür.
Sicher, die ungeheuer vielen Informationen, die Wilfrid Lupano dann auch noch in die Dialoge packt, fordern dem Leser einiges ab. Einfach nur durch die Seiten zu blättern, reicht hier nicht, sonst gehen zu viele Eindrücke verloren. Nein, der Comic um die junge, mutige Gräfin und ihre Mitstreiterinnen ist ein Fest der Sinne, das genossen werden will, sich dann aber auch voll entfaltet bis zum dramatischen Höhepunkt.
Die Geschichte der Elisabeth Dmitrieff ist hiermit erzählt, doch warten auf den Leser noch weitere, mitreißende Frauenfiguren. Wie schön, dass der zweite Band bereits im August 2016 erscheint und ebenso viel Unterhaltung verspricht wie der erste Teil der Reihe.
Eine Leseprobe befindet sich auf der Verlagsseite.