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Zu den zentralen Entdeckerfiguren des frühen 20. Jahrhunderts gehört Ernest Shackleton, der nach dem Erreichen des Südpols durch Amundsen und dessen Konkurrenten Scott sinngemäß befand, nun bleibe als große Herausforderung für die Antarktisforscher nur noch die Durchquerung des Kontinents von Meer zu Meer. Er selbst versuchte es mittels der Endurance-Expedition (1914-1917), scheiterte jedoch. Erst 1957/58 sollte diese Aufgabe gelöst werden. Von der erfolgreichen Trans-Antarctic Expedition (TAE) unter der Leitung von Vivian Fuchs und Edmund Hillary handelt das hier besprochene Buch.
Auf Prolog, Vorwort und Einleitung folgt das erste Kapitel von George Lowes Expeditionsberichts. Lowe war an dem Unternehmen vor allem als Fotograf beteiligt und erzählt in diesem Kapitel insbesondere davon, wie er zu dieser Aufgabe kam, sowie von den Vorbereitungen für das große Abenteuer. Die beiden darauf folgenden Kapitel schildern die Durchquerung des südlichsten Kontinents einschließlich eines "Boxenstopps" am Pol. Im vierten Kapitel finden sich Betrachtungen einiger Autoren zu dieser Reise. Das Nachwort bietet ein weiteres Stimmungsbild. Biografien, weiterführende Literaturhinweise, das Register, der Abbildungsnachweis und Danksagungen bilden den Abschluss.
Wohl zu Unrecht steht die gewaltige Leistung des Teams um Vivian Fuchs und Edmund Hillary im Schatten des Wettlaufs zum Südpol und der Erstbesteigung des Mount Everest; sie ist ein wenig in Vergessenheit geraten, obwohl sie seinerzeit viel Aufsehen erregte - nicht zuletzt wegen der perfekten Logistik, die sie überhaupt erst möglich machte. So legten Hillary und seine Leute, von der anderen Seite des Kontinents kommend, Vorratslager an, während die Gruppe um Fuchs und den Fotografen und Buchautor George Lowe die schwierige Etappe vom Weddell-Meer über das Eis zum Südpol in Angriff nahmen, wo beide Teams sich vereinigten und Hillarys Route zum Ross-Meer zurückgingen.
Lowe erzählt von den aufwändigen Vorbereitungen, dem Teamgeist, den enormen Herausforderungen - wie lebensgefährlichen Spalten im Eis, die mehrfach ums Haar das ein oder andere Raupenfahrzeug verschlungen hätten -, den klimatischen Eigenheiten und nicht zuletzt von den beteiligten Menschen. So lernt der Leser die großen Forscher- und Entdeckerpersönlichkeiten Vivian Fuchs und Edmund Hillary geradezu unmittelbar kennen. Gelegentlich darf er auch schmunzeln, etwa wenn der Fotograf umständehalber und ohne entsprechende Übung das Hundegespann übernehmen muss. Es ist aber nicht nur der spannende Expeditionsbericht, der mitreißt und fesselt, sondern die Fotos tragen hierzu ebenso bei: eine Mischung aus Dokumentation, Fotokunst und recht persönlichen Aufnahmen der Expeditionsteilnehmer. Auch bleibt der Humor hier nicht außen vor.
Die Fotos weisen eine durchweg hohe Qualität auf, was angesichts der Umstände und der Technik vor rund sechzig Jahren umso mehr beeindruckt. Lowe nutzte zum Teil bereits Farbfilme, die sehr authentische Stimmungen transportieren, nicht zuletzt wegen des eisigen Blaus, das viele Bilder dominiert. Ob Landschaft, Technik oder Porträt - der Fotograf versteht es meisterlich, seine Motive im konkreten wie im übertragenen Sinne ins rechte Licht zu rücken und dabei trotzdem die Distanz zu wahren, die für eine gute Dokumentation unerlässlich bleibt.
Sowohl die einleitenden Texte als auch die Betrachtungen am Ende des Buchs und das Nachwort liefern weitere tiefe Einblicke in den Expeditions- und Entdeckergeist. Sie zeigen auf, was die fast magische Anziehungskraft der Antarktis ausmacht, und sie lassen frühere Expeditionen lebendig werden. Die Verbindung aus diesen Ergänzungen, den Fotografien und dem bebilderten Bericht Lowes ergibt ein wahres Leseabenteuer.
Eine Leseprobe bietet die Verlagsseite.