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Ist dies das Ende? Victuals wurde gefangen genommen und es wurde ihm sein Anzug weggenommen, mit dem er deutlich kräftiger ist als in dem kleinen Katzenkörper, in den sein Gehirn eingepflanzt wurde. Sein Gegner, der König der Unterwasser-Echsenstadt, hat sogar seine Geliebte Cyrene an einen Operationstisch gefesselt, um mit ihrem Gehirn etwas ähnlich Fürchterliches zu machen wie mit dem seinen. Victuals ist fassungs- und hilflos. Aber wozu hat man Freunde und Mütter, die in letzter Sekunde zur Unterstützung heraneilen können?
Wieder auf freiem Fuß gelingt es ihm andere zu treffen, deren Gehirn ebenfalls verpflanzt wurde. Doch nicht alle, die sein Schicksal teilen, kämpfen auch auf der gleichen Seite. Auch wenn es nur das fehlende Wissen um die Wahrheit ist, kann genau das reichen, um Freunde zu Feinden zu machen. Können die anderen Verfluchten Victuals trotzdem noch eine Hilfe sein? Er weiß es nicht. In jedem Fall muss er versuchen, den grausamen König zu stoppen, der mit verrückten, wissenschaftlichen Experimenten, Lügen und Hass versucht, immer mehr Macht anzuhäufen. Und vielleicht kann der Echsenmann im Katzenkörper bei diesem Kampf sogar seine echte, fleischliche Hülle wiedererlangen. Was er nicht weiß, ist, dass auch die Echsenprinzessin Cyrene inzwischen auf einer Mission ist und noch eine ganz andere Gefahr erkannt hat. Ob das Volk der Echsenmenschen jetzt noch vor dem Untergang gerettet werden kann?
Der zweite Teil von "reMIND" wirft den Leser ohne Umstände wieder mitten in die Handlung um den Echsenmann im Katzenkörper. Die Geschichte ist genauso verrückt wie man denkt. Gehirnverpflanzung, sprechende Tiere, verrückte Technik, eine gigantische Anemone und eine ganze Stadt unter dem Wasser sind nur ein Teil von Jason Brubakers originellem Comic. Die erste Hardcover-Ausgabe ist nicht in einem Verlag erschienen, sondern wurde über eine Kickstarter-Kampagne finanziert. Die Fans des Werks haben also nicht unerheblich dazu beigetragen, dass "reMIND" schließlich ins Deutsche übersetzt wurde und hierzulande im Popcom-Verlag erschienen ist. Und wer die kleinen Dankestexte des Autos liest, sich die entsprechenden Online-Videos ansieht oder einfach nur die Panels ganz genau betrachtet, der merkt sofort, wie viel Liebe und Leidenschaft in diesem Projekt stecken. Denn es gibt auf der einen Seite Comics, die entstehen, weil ein Thema gerade angesagt ist und alle - egal ob Zeichner, Autor oder Verlag - daraus noch Profit schlagen wollen und es gibt ganz außen auf der anderen Seite diese Herzensblutprojekte: Comics, an denen ein einzelner über Jahre hinweg voller Inbrunst arbeitet und die nur Dank der Unterstützung von Freunden, Familie und Fans überhaupt realisiert werden können. Dazu gehört "reMIND" und das ist dem Werk deutlich anzumerken.
Vom Mainstream ist der Comic weit entfernt. Alles ist anders. Das fängt schon beim Zeichenstil an. Menschen sehen realistisch aus, die Tiere eher wie aus einem Cartoon. Irgendwo dazwischen sind die Echsenmenschen anzuordnen. Auch die Geschichte schwankt irgendwo zwischen trashigem Pulp, Fantasy, Dystopie und Science Fiction. Aber braucht "reMIND" diese Schubladen überhaupt? Nein. Der Leser muss nur bereit sein, sich auf einen Comic der ganz anderen Art einzulassen. Wer diesen Schritt mit dem ersten Band bereits gewagt hat, wird vermutlich schon sehnsüchtig auf das furiose Finale gewartet haben. Ein wenig hat er sich in der Erzählstruktur natürlich geändert. Die Umstände der Handlung sind klar, die meisten, großen Überraschungen bereits enthüllt. Jetzt geht es vorrangig um den großen Kampf zwischen dem katzenhaften Echsenmann Victuals und seinem Widersacher, dem König. Brubaker hat die einzelnen Stationen von Victuals Reise durch die Stadt der Echsen in fantastischen Farben zu Papier gebracht. Ob leuchtende Riesenanemone oder dunkler Luftschacht, alles sieht beeindruckend aus und scheint teilweise zu leuchten. Brubaker versteht sich hervorragend auf das Spiel mit Licht und Schatten. Auch in der bizarr-verrückten Handlung gibt er noch einmal alles. Sonja bekommt noch einen ganz besonderen Part zugewiesen und Victuals scheint mit nur einer Hand seines Taucheranzugs, den sie für ihn entworfen hat, ein bisschen was von Hellboy zu haben.
Das Finale kommt mit viel Getöse daher und macht genauso viel Spaß wie der erste Band. Die Geschichte ist damit abgeschlossen und findet hoffentlich als kleines Comic-Juwel ihren Platz im Comicregal so mancher Fans und Sammler. Etwas so Schräges und Gewagtes ist nicht alle Tage zu finden.
Das Comic-Portal des Verlags hält eine kleine Leseprobe bereit.