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Was für ein Frevel, die göttliche Abstammung des aradischen Herrschers nicht anzuerkennen und dann auch noch zu glauben, es gäbe nur einen Gott. Wer so etwas behauptet, der ist zu gefährlich, als dass er nicht bestraft werden müsste. Doch als die Stadt Arades mit einer feindlichen Besatzung konfrontiert wird, müssen die Menschen umdenken. Offensichtlich geht die Welt hinter dem Horizont noch weiter und ebenso offensichtlich sind die Arader den anderen Völkern nicht so überlegen, wie sie dachten. Doch was wollen die Schilves, die fremden Soldaten und Seeleute, die nun über die Stadt herrschen und Fragen nach den vielen Göttern der Stadt stellen? Nicola, ein junger Mann, der sein ganzes Leben in der Stadt verbracht hat und sich durch besondere Neugier auszeichnet, findet sich bald mitten in verschiedenen Ränkespielen wieder und wird mit Fragen konfrontiert, die sich in Arades so noch niemand gestellt hat. Die Antworten zu ihnen werden seine Welt komplett verändern.
Kein Wunder, dass die Menschen der Stadt Arades in Aufruhr sind. Noch nie hatten sie Kontakt zu dem fremden Volk, dessen Schiffe nun im Hafen der Stadt lagern. Von jenseits des Meeres kommen sie, behaupten die Seeleute - dabei weiß doch jeder, dass hinter dem Horizont nur der sichere Tod liegt. Auch der Herrscher der Stadt, Alexandru, ist davon überzeugt, dass die Fremden nicht nur lügen, sondern auch Böses im Schilde führen. Dementsprechend schlecht verläuft eine Audienz, die er den Kapitänen der Schiffe gewährt. Nein, von ihnen, so denkt der Herrscher, kann nichts Gutes kommen und so sorgt er dafür, dass sie seinem Volk nie wieder gefährlich werden können. Für lange Zeit scheint die Gefahr gebannt, doch 26 Jahre später wird seine Entscheidung Folgen haben, die nicht nur sein Volk gefährdet, sondern die ganze Welt.
So führt der Klappentext den Leser an die Geschichte heran,was ein bisschen erstaunt, denn er umfasst nur die ersten sechzig Seiten des Romans. Was also ist so wichtig an dem Intro? Die Frage ist berechtigt, denn auch wenn der Grundstein der Geschichte gelegt ist, so wäre es durchaus möglich, sie zu verstehen, ohne das erste Kapitel zu lesen. Immerhin, die beiden Hauptfiguren der Geschichte, der Kronprinz Katalin und Nikola, ein meist mittelloser Einwohner der Stadt Arades, werden kurz in die Geschichte eingeführt, doch erst Jahre später als Erwachsene sind sie wirklich wichtig für die Geschichte - und auch dann bekommt der Leser genügend Gelegenheit den Charakter und die Lebensumstände der beiden kennen zu lernen, denn Autor Karl-Heinz Witzko nimmt sich reichlich Zeit, sowohl Stadt als auch Gesellschaft des Stadtstaates zu beschreiben. In der Tat ist er dabei so gründlich, dass er sich manchmal ein bisschen in den Beschreibungen verliert. So muss die Antwort auf die Frage nach dem ersten Kapitel denn auch lauten, dass es eigentlich nicht nötig wäre - außer um die Ignoranz der Arader zu beschreiben, die sich selbst für den Nabel der Welt halten und nichts außerhalb ihrer kleinen Welt wirklich kennen.
Überhaupt ist "Das Blut der Götter" gut geschrieben, die von Witzko erdachte Welt detailliert und interessant. Doch die Handlung, die sechshundert Seiten umspannt, bleibt nicht durchgehend interessant. So manches Mal fragt sich der Leser, wo die Geschichte eigentlich hin will, zumal sie einige doch recht seltsame Haken schlägt. Dass die Schilves, das fremde Volk, nach dem misslungenen Versuch einer friedlichen Kontaktaufnahme lieber gleich mit Kriegsschiffen auftauchen, ist völlig verständlich. Doch nach einem vernichtend geführten Krieg ist zunächst unklar, warum sie dann auf Freundschaft und Verständigung setzen. Welche Rolle spielt der leicht zurückgebliebene erste Sohn des späteren Königs? Spielt er überhaupt eine?
Relativ schnell geht es um Göttergeschichten, das alleine erklärt aber noch nicht das Verhalten der beteiligten Personen, bei denen einige dann so oberflächlich sind, dass es schwerfällt, sie ernst zu nehmen. Wenigstens Nicola, erst Waise und dann Puhler, einer aus der Unterschicht, der in den Armenvierteln so etwas wie das Gesetz durchsetzt, hat als Charakter etwas Fleisch auf den Knochen. So richtig ans Herz wächst er dem Leser allerdings auch nicht.
Nun ist es möglich, dass die Geschichte um die Götter der Araden und Schilves noch weitergeht und diesem Buch noch weitere folgen und dabei unter Umständen offene Fragen beantwortet werden. Wenn die weitere Handlung dann gestrafft und gerade durcherzählt wird, lohnt es sich bestimmt, die eventuell noch folgenden Bände zu lesen. Für sich alleine überzeugt "Blut der Götter" jedoch nur in Teilen.
Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.