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 Der Angstmann


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als 1944 in Dresden die verstümmelte Leiche einer Frau gefunden wird, steht ein vermeintlich Schuldiger schnell fest. Der "Jud" soll es gewesen sein, der jüdische Ehemann des Opfers. So will es die Propaganda, so soll das Ergebnis sein. Für den Polizisten Max Heller ist der Fall nicht ganz so einfach. Er ist fest entschlossen, den wahren Schuldigen zu finden und bald schon kommt ihm ein Gerücht zu Ohren. Der "Angstmann" zieht nachts durch die Straßen, so erzählen es sich die Leute. Viele schon haben ihn gehört und es kommt zu immer neuen Mordfällen. Immer wieder wird Heller von dem Fall abgezogen, weil seinem Vorgesetzen dessen politische Einstellung nicht gefällt und doch wird er bei jedem neuen Mord wieder auf den Mörder angesetzt. Als der Feuersturm über Dresden hereinbricht, kommt der "Angstmann" augenscheinlich ums Leben. Doch ist das wirklich so? Heller kann mit dem Fall nicht abschließen und ermittelt weiter.

Es gibt Bücher, die sind so gut, dass sie ihren Leser auch bei hohen Erwartungen überraschen. "Der Angstmann" ist ein solches. Einerseits liegt das an dem spannenden Kriminalfall, der unerwartete Haken schlägt. Immer neue Verdächtige präsentieren sich, nie kann Kriminalinspektor Heller sicher sein, dem Richtigen auf der Spur zu sein. Seine Stärke spielt der Roman jedoch andererseits auf einer ganz anderen Ebene aus, indem er die Stimmung der Bevölkerung und die Lebensumstände in der Kriegszeit beklemmend und eindringlich wiedergibt.

Wem kann Heller in dieser Zeit trauen? Die Bevölkerung fürchtet die Polizei, sind doch deren Mitglieder meist in der SS organisiert. Nachbarn beobachten einander misstrauisch und niemand kann sicher sein, dass er nicht denunziert wird, selbst von den eigenen Kindern. Wer vergisst, den Hitlergruß zu zeigen, oder den Führer zu loben, macht sich verdächtig und muss Repressalien fürchten und Hellers Vorgesetzter muss so schnell wie möglich Ergebnisse vorzeigen können, sonst ist die Karriere vorbei. Kein Wunder, dass der gründliche, sachliche Max Heller sich unbeliebt macht und manches Mal um seine eigene Sicherheit fürchten muss. Der bedächtige Beamte sorgt sich außerdem um seine Söhne, die beide an der Front sind, sowie um seine Frau, die unter dieser Situation leidet. Es ist unmöglich, nicht mit ihm zu fühlen und sein Unverständnis über diesen Wahnsinn, der sich vor ihm ausbreitet, zu teilen. Nein, ein Held ist Heller nicht, will er nicht sein, aber er ist nicht bereit, seinen Gerechtigkeitssinn und sein Mitgefühl der Propaganda zu opfern. Ihn dabei zu beobachten, wie er behutsam nach Menschen sucht, denen er trauen kann, ist ebenso anrührend wie aufwühlend. Denn nie kann er sich sicher sein, ob er nicht doch verraten wird. Bei solchen Gelegenheit entwickelt der Roman eine unglaubliche Eindringlichkeit, die das Herz höher schlagen lässt.

Gegen Ende des Buchs wird "Der Angstmann" dann ein wenig unübersichtlich, da Autor Frank Goldammer die Spannung ordentlich anzieht und die Geschichte dadurch ein wenig gehetzt wirkt, zumal immer neue Verdächtige dann an der Glaubwürdigkeit der Handlung rütteln, bis ein grandioser Twist für ein spannendes und gelungenes Ende sorgt.

Eine Leseprobe findet sich auf der Seite des dtv-Verlags.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 23. September 2016 | ISBN: 9783423261203 | Preis: 12,99 Euro | 336 Seiten | Sprache: Deutsch

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