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 MISS HOKUSAI

Regisseure: Keiichi Hara
Verlag: AV Visionen

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Jeder kennt das japanische Bild mit der großen Welle auf die zwei kleine Ruderboote zufahren. Das Werk stammt von Katsushika Hokusai, dem wohl berühmtesten Maler Japans. Er lebte im 19. Jahrhundert in Edo, dem heutigen Tokio. Doch der vorliegende Film "Miss Hokusai" erzählt nicht seine Geschichte, sondern die seiner Tochter O-Ei. O-Ei malt ebenfalls und arbeitet mit ihrem exzentrischen Vater zusammen. Dabei muss sie sich in einer Männerdomäne durchschlagen und die Allüren ihres Vaters ertragen. Gleichzeitig kümmert sie sich liebevoll um ihre kleine blinde Schwester, die darunter leidet, dass der Vater ihr aus dem Weg geht, weil er eine Phobie vor Krankheiten hat. O-Eis Versuche, sie zusammenzubringen, scheinen aussichtslos zu sein ...



"Miss Hokusai" ist ein episodenhaft erzähltes Biopic, das historisch Authentisches mit fiktiven und teilweise fantastisch-metaphorischen Elementen kombiniert. Es geht weniger um die Geschichte, sondern mehr um Kunst, Atmosphäre und Selbsterkenntnis in diesem großartig gezeichneten Anime. Die Handlung ist dementsprechend eher zweitrangig und leider etwas zäh und langatmig. Mehr oder weniger unterhaltende oder spannende Episoden reihen sich aneinander, die von mehreren roten Linien zusammengehalten werden, etwa der Phobie Katsushika Hokusais vor seiner blinden Tochter oder O-Eis Unbedarftheit gegenüber Männern und Intimität. Der Film ist daher mehr eine Charakterstudie über die Protagonisten, wobei - wie bereits gesagt - historisch belegte Tatsachen mit fiktiv-metaphorischen Ereignissen gefüllt werden.

Gleichzeitig ist der Anime aber auch eine Darstellung der japanischen Hauptstadt Edo zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Japan ist noch in der Tokugawa-Zeit vor seiner erzwungenden Öffnung. Edo ist da bereits eine pulsierende Metropole, die mit modernen westlichen Großstädten der Zeit mithalten kann. Die Handlung spielt vor diesem Hintergrund einer komplexen Gesellschaft und einer dicht bevölkerten Metropole, welche in wunderbaren und authentischen Bildern dargestellt wird, die eine ganz eigene Atmosphäre vermitteln.

Überhaupt ist es die Atmosphäre, die dieses Werk ausmacht. Langsam und behutsam erzählt, mit starken aber zurückhaltenden Klängen untermalt, detailreich und stringent durchdacht gezeichnet ist dieser Anime mehr ein Kunstwerk als ein Film. Diese Wirkung wird noch dadurch verstärkt, dass die Macher viele Originalkunstwerke von O-Ei und ihrem Vater eingebaut haben. Ob als Werk im Film oder als Hintergrund, der plötzlich einfriert, die Referenzen sind zahlreich und originell verarbeitet. Insgesamt ist dieser Anime daher ein großes Kunstwerk, das zu schauen sich lohnt. Dennoch hätte auf die ein oder andere Länge vielleicht verzichtet werden können. So toll die Bilder und die ganzen kunstgeschichtlichen Anspielungen auch sind, so ein Film darf trotzdem kurzweiliger sein.

Die technische Qualität der Bluray ist einwandfrei. Bild und Ton sind sehr gut. Schade ist aber, dass auf jegliches Zusatzmaterial verzichtet wurde und dieses nur auf teureren Special Editions zu finden ist. Zumindest ein paar Hintergrundinformationen wären selbst für 20,00 Euro nett gewesen. Das einzige Extra ist ein kleines Poster, das zwar ganz schön ist, aber sich wahrscheinlich nur wenige wirklich an die Wand hängen. Gerade ein solch anspruchsvoller Film braucht eine bessere Präsentation, auch in der günstigen Variante!

Andreas Schmidt



Blu-ray Disc | EAN: 1000000000011 | Erschienen: 28. Oktober 2016 | FSK: 6 | Laufzeit: 93 Minuten | Preis: 19,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Japanisch

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