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London, 1728: Tom Hawkins, wegen Mordes zum Tode verurteilt, ist auf dem Weg zum Galgen. Auf der Fahrt durch die Gassen der Stadt, begleitet von Schaulustigen, die die Hinrichtung kaum erwarten können, erinnert sich der junge Mann, der beteuert, unschuldig zu sein, an die letzten Wochen und Monate. Joseph Burden, das Mordopfer, war Toms Nachbar. Der Handwerker, der seine Familie tyrannisierte, versuchte vor seinem Tod alles, um Tom zu verleumden und einen Mord anzuhängen. Als Burden schließlich mit mehreren Messerstichen in seinem Bett aufgefunden wurde, fiel der Verdacht schnell auf den Nachbarn, doch noch fehlten die Beweise. Tom, der merkte, wie sich die Schlinge um seinen Hals zuzuziehen drohte, versuchte es mit eigenen Ermittlungen. Scheinbar zu spät, denn seine Hinrichtung rückt immer näher.
"Der Galgenvogel" spielt wenige Monate nach
"Das Teufelsloch". Tom Hawkins hat mittlerweile seine Zeit im Gefängnis Marshalsea unbeschadet überstanden und lebt mit Kitty Sparks, mit welche er zusammen eine Buchhandlung führt, in wilder Ehe. Dank ihres Vermögens droht ihm zwar nicht mehr das Schuldnergefängnis, aber ansonsten ist sein Leben nicht viel ruhiger geworden. Tom spielt immer noch und trinkt gerne einen über den Durst. Nicht nur mit Kitty haben alte Bekannte aus dem vorherigen Roman ihren Auftritt. Auch James Fleet, der Kopf einer Mörderbande aus dem berüchtigten Stadtteil St. Giles, mischt kräftig mit. Sein Sohn Sam lebt zwischenzeitlich bei Tom und Kitty, wo er zumindest äußerlich zum Gentleman erzogen werden soll.
Tom Hawkins, Sohn eines Geistlichen, wandelt weiterhin zwischen den Welten von Arm und Reich. Geboren und aufgewachsen in besseren Kreisen, lebt er nun in einem der ärmeren Vierteln Londons, fühlt sich hier aber pudelwohl. Ursprünglich wollte er wie sein Vater Theologe werden, aber das Leben bot ihm mit dem Glücksspiel und anderen Verlockungen zu viel Spaß. An den Spieltischen trifft er weiterhin auf Adelige, gleichzeitig ist er mit so manchem Gesindel in Kontakt, manchmal freiwillig, manchmal weniger.
Wie schon der Vorgängerroman ist auch dieser historische Thriller sehr gut recherchiert und vermittelt dem Leser ein eindrucksvolles Bild des damaligen Londons. Antonia Hodgson schreibt so lebendig, dass jede beschriebene Szene wie ein Kinofilm mit zusätzlichen Sinneseindrücken wirkt. Besonders eindrucksvoll ist der Besuch einer Hahnenkampfveranstaltung geschildert, bei der zwei Frauen zur Belustigung des männlichen Publikums mit Waffen gegeneinander antreten.
Deshalb fällt es auch kaum ins Gewicht, dass einige Kapitel benötigt werden, bis tatsächlich der Mord passiert und klar ist, in welche Richtung der Roman gehen wird und die Spannung allmählich steigt.
Intrigen ziehen sich durch den gesamten Roman. Königin Caroline bestimmt geschickt die Politik ihres Ehemanns und hat ihr eigenes Netzwerk, über das sie alle nötigen Informationen erhält. Der König der Unterwelt, James Fleet, steht ihr in nichts nach. Auch er verfolgt seine eigenen Ziele, und so gerät Tom, der nichts ahnend aus Abenteuerlust einen scheinbar harmlosen Auftrag annimmt, unter die Räder, was ihm später zum Verhängnis wird.
Fazit: "Der Galgenvogel" ist eine würdige Fortsetzung des historischen Thrillers "Das Teufelsloch". Wieder ist die Handlung rasant und die Autorin lässt das London des 18. Jahrhunderts so lebendig werden, dass der Leser den Gestank der Gassen förmlich zu riechen vermag.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.