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Merirê hat den Beruf des Frauenarztes gewählt, weil er sich am Tod seiner Mutter schuldig fühlt, die an den Folgen seiner Geburt gestorben ist. Er erwirbt sich bald einen guten Ruf und ein volles Wartezimmer, und schließlich heiratet er. Doch die Ehe gerät in eine Krise; Merirês Frau lässt sich scheiden. Danach scheint dem Arzt das Glück holder zu sein: Er wird in die Königsstadt geholt, wo er eine der Nebenfrauen des Pharaos behandeln soll. Allerdings gestaltet sich dies nicht so erfreulich wie erwartet. Dennoch schickt der Pharao Merirê zusammen mit einem Amunpriester auf eine Mission in die Hauptstadt der Hethiter, eine Mission, die zwar vordergründig absurd anmutet, sich jedoch als höchst brisant erweist. Der wenig vom Glück verwöhnte Arzt scheint ausgerechnet dort etwas zu finden, wovon er kaum mehr zu träumen gewagt hat.
Zur Zeit Ramses' des Großen ist dieser Roman angesiedelt, fast dreieinhalb Jahrtausende vor unserer Zeit. Ein tüchtiger, erfolgreicher ägyptischer Frauenarzt aus Passion träumt davon, für die Damen des Königshofes zuständig zu sein, und fast erfüllt sich dieser Traum - nach vielen Höhen und Tiefen. Doch das Schicksal hat für den temperamentvollen, stolzen Merirê etwas anderes vorgesehen, nämlich eine diplomatische Mission. Ägypten und das Hethiterreich nähern sich einander gerade zaghaft an, und die Entsendung Merirês und eines Amunpriesters namens Rahotep, der ihn begleiten soll, an den Hof des hethitischen Großkönigs gehört zu diesem heiklen Aussöhnungsbestreben. Doch bald zeigt sich, dass die Kontaktaufnahme von einer dritten Macht nicht gern gesehen wird. Und der mit einer scheinbar unmöglich zu meisternden Aufgabe betraute Merirê erfährt weiterhin einen raschen Wechsel von Höhen und Tiefen mit immer heftigeren Ausschlägen in beide Richtungen.
Es ist dem Autor gelungen, interessante und glaubwürdige Charaktere zu schaffen - und dies in einer gut rekonstruierten historischen Umgebung. Für die weniger Ägyptenkundigen unter den Lesern gibt es einen informativen Anhang, in dem auch die für die Handlung wichtigen Personen und ihre unmittelbaren Funktionen aufgeführt sind. Deren treten etliche auf und aufgrund wechselnder Perspektiven und Schauplätze kann sich ein solches Verzeichnis als nützlich erweisen.
Merirê als fast schon pathologischer Pechvogel wächst dem Leser zusammen mit wenigen anderen Figuren ein Stück weit ans Herz. Mag der Roman recht ruhig beginnen, so kommt doch bald Fahrt auf, und irgendwann beginnt das Mitfiebern. Die unkomplizierte Sprache erlaubt flüssiges Lesen. Nur wäre es schön, wenn sich die mit "weil" beginnenden Nebensätze der klassischen deutschen Satzstellung bedienten und nicht der umgangssprachlichen. Zum hochgebildeten Rahotep etwa passt "weil ohne meine Hethitischkenntnisse hätte seine Majestät […] nicht ausgerechnet an mich gedacht" (S. 205) überhaupt nicht, und die verdrehte Wortreihenfolge kommt auch außerhalb der direkten Rede mehrfach vor.
Spannung vermag der Autor gut aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Außer zu Beginn dümpelt die Handlung fast nie gemütlich vor sich hin. Dennoch hat der Roman nichts Hektisches. Es macht einfach Spaß, ihn zu lesen und Merirês Achterbahnfahrt durchs Leben zu verfolgen.