Jeder, der gern zeichnet oder malt, wird diese an Sucht grenzende Liebe zu den Materialien kennen. In einem Geschäft mit Künstlerbedarf kann in einem Meer aus Acryl-, Öl- und Aquarellfarben, aus Kreiden, Tuschen und Tinten, aus Buntstiften, Kohle und Markern geschwelgt werden; nicht zu vergessen, die diversen Untergründe wie Leinwände, Skizzenbücher und Aquarellpapier. Allerdings gilt es auch, eine Auswahl zu treffen: Da kann es leicht zu einem Gefühl von Überforderung kommen. Zum Glück muss sich niemand auf nur ein Malmedium beschränken, sondern darf ausprobieren und kombinieren.
In "Beautiful Faces" gibt die Autorin Jane Davenport preis, welche Malmedien und Untergründe sie am liebsten nutzt und warum. Außerdem erhält der Leser einen Chrashkurs im Zeichnen von Gesichtern. Auf je einer Doppelseite geht es um Hilfslinien, kritische Zonen, Proportionen, Lichter und Schatten, Längen- und Breitengerade, Details zu Lippen, Nasen, Ohren, Augen und verschiedenen Frisuren. Es folgen fünfzehn Projekte, in denen die Autorin ihre Leser einlädt, hinter die Kulissen zu schauen und anhand einzelner Schritte zuzusehen, wie ihre Bilder entstehen und wie sie darin Acrylfarben, Buntstifte, Chinamarker und Papierservietten zusammenführt.
Begonnen hat Jane Davenport ihr Berufsleben mit Modeillustrationen, heute ist sie freischaffende Künstlerin und Kursleiterin. Einige Workshops bietet sie auch online auf ihrer englischsprachigen Webseite an. Wer kein Englisch kann oder lieber auf Bücher als auf Videos zurückgreift, kann mit ihrem im EMF Verlag erschienenen Buch "Beautiful Faces" arbeiten. Dort gibt sie eine gelungene Einführung in das Zeichnen von Gesichtern. Darin geht es nicht um naturgetreue Porträts und korrekte Anatomiekenntnisse, sondern darum, zunächst die Proportionen eines Gesichts korrekt einzufangen, die Darstellung der wichtigsten Details zu üben, diese spielerisch zu verfremden und sich auszuprobieren. Davenport will den Mythos zerstören, dass Gesichter schwierig zu zeichnen seien und so beginnt ihre Einführung mit dem Zeichnen vieler kleinformatiger Gesichter sowie der Bemerkung, dass unser vorhandenes Wissen über die Merkmale von Gesichtern ausreichend sei, um einfach loszulegen.
Hat der Hobbykünstler diese vielen, vielen Gesichter gezeichnet, lernt dieser noch einige Tricks kennen, die beispielsweise das Schattieren erleichtern oder das Zeichnen von Gesichtern, welche zur Seite geneigt sind. Nach dieser Einführung führt Jane Davenport den Leser schrittweise durch den Entstehungsprozess von fünfzehn ihrer Bilder. Dabei nutzt sie verschiedene Ansätze und Materialien, aber natürlich kommen auch in einem einzigen Bild verschiedene Medien zum Einsatz. Der Untertitel "Mit Mixed-Media-Workshops" hat also seine Berechtigung und jeder kann das für sich Passende heraussuchen. Die verwendeten Malmedien und -materialien stellt Davenport zu Beginn des Buches vor, was den Leser natürlich nicht davor bewahrt, sich durch die in Deutschland erhältlichen Marken zu testen. Hin und wieder nennt die Autorin zwar ihre bevorzugte Marke, aussagekräftig ist dies allerdings nur bedingt, da die Künstlerin in Australien lebt.
"Beautiful Faces" ist ein gelungenes Arbeitsbuch zum Zeichnen von stilisierten Gesichtern. Es vermittelt die wichtigsten Fertigkeiten und Tricks und stellt diese nachvollziehbar und gut strukturiert dar. Außerdem ermutigt Davenport, Fehler zu machen, Fehler zu begrüßen und seinen eigenen Weg zu finden. Ihr Stil ist verspielt und farbenfroh und natürlich Ausgangspunkt sämtlicher Zeichnungen und Malereien. Das Cover vermittelt einen sehr guten ersten Eindruck, um was für Bilder es sich handelt. Wem das Cover gefällt, der kann hier bedenkenlos zugreifen.
Wer unsicher ist, kann zudem auf der Verlagsseite einen Blick in das Buch werfen.