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Als sich im Jahre 1967 zahlreiche Bands wie die "Animals", "Jefferson Airplane" oder "The Who" beim "Monterey Pop Festival" zum Stelldichein trafen, war dies der Startschuss für eine der erstaunlichsten Bewegungen der Musikgeschichte. Es war das Jahr, in dem sich eine musikalische Subkultur aufmachte, das Lebensgefühl vieler junger Menschen grundlegend zu verändern, mit unbeschwerter Musik, Flower-Power und jede Menge bewusstseinserweiternder Substanzen. Mit dabei waren natürlich auch zahlreiche Bands, die der einheimischen Szene im kalifornischen San Francisco entwachsen waren, darunter der 30-jähriger Folksänger Scott McKenzie, der mit seinem Song "San Francisco" jene Hymne lieferte, die fortan stellvertretend für dieses Lebensgefühl stand.
For those who come to San Francisco / be sure to wear some flowers in your hair / If you come to San Francisco, / summertime will be a love-in there ...
Fünfzig Jahre danach setzt der Musikjournalist Ernst Hofaecker, der unter anderem für die Zeitschriften "Musikexpress" sowie "Rolling Stone" arbeitet, mit dem vorliegenden Buch jener Bewegung ein Denkmal. Am Beginn seiner Reise in die Anfänge unserer Popkultur steht dabei der Haight-Ashbury-District in San Francisco, in dem sich ab 1964/65 eine musikalische Undergroundszene entwickelte, die als Urzelle des Hippiebwegung gilt und mit dem Monterey Festival seinen ersten Höhepunkt fand. Seine "Tour" führt Hofaecker weiter nach Memphis und Alabama, wo die ebenfalls in Monterey aufgetretenen schwarzen Künstler ihre Wurzeln hatten, sowie an die Westküste in ein unscheinbares, abgelegenes Haus im Bundesstaat New York, in dem kein geringerer als Bob Dylan eine Jam-Session abhielt. Fortgesetzt wird die "Tour" mit einem Flug über den Atlantik nach London, wo nicht nur die Rolling Stones und die Beatles für Furore sorgten, sondern auch ein junger amerikanischer Gitarrist - kein Geringerer als Jimi Hendrix. Am Ende steht schließlich auch die bis dato eher von einem biederen Musikgeschmack geprägte Bundesrepublik Deutschland auf dem Tourplan Ernst Hofaeckers.
Bereits nach wenigen Seiten wird deutlich: Wer dieses Buch liest, spürt den Geist der Zeit, und kann sich dem unglaublichen Sog, welcher den "Summer of Love" begleitete, kaum mehr entziehen. Wie die Musik der Zeit treiben die Zeilen den Leser beglückt durch das Buch und lassen ihn den Spirit, wenn er beispielsweise das Festivalwochenende in Monterey mit der unvergessenen Janis Joplin, den exotischen Sitar-Klängen Ravi Shankars oder dem "Gitarren-Gott" Jimi Hendrix beschreibt, nachempfinden. Der Leser taucht so in ein Jahr ein, das vordergründig als unbeschwert galt, gleichwohl jedoch hinter den Kulissen durchaus auch mit Problemen zu kämpfen hatte. So beschränkt sich Hofaecker eben nicht nur auf die musikalische Entwicklung der Zeit, sondern schafft an vielen Stellen Querverweise oder Exkurse mit gesellschaftlichen Entwicklungen wie der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung oder die sich anbahnenden studentischen Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht.
Der Schwerpunkt des Bandes liegt jedoch unzweifelhaft auf dem musikalischen Werdegang jener Bewegung, die Pate für zahlreiche Stilrichtungen moderner Pop- und Rock-Musik stand. Kenntnisreich führt Hofaecker seine Leser entlang einschneidender Wegmarken in diese Anfänge ein - vom ersten "Free Concert" über die erste im privaten Rahmen produzierte Platte bis hin zur Zusammenarbeit zwischen Musikern und Künstlern wie Andy Warhol - und weiß seine Erkenntnisse in markante Formulierungen zu bündeln, wenn er beispielsweise Bob Dylan als "Gottvater der Popkultur" bezeichnet oder der Band Velvet Underground zuschreibt, dass sie den Pop
"mit den Gesetzen der Straße vertraut" gemacht habe. Auch technische Entwicklungen wie die Marshall-Verstärker spielen in seinen Ausführungen immer wieder eine Rolle. Gespickt ist der Band außerdem mit Verweisen auf unzählige Bands und Solokünstler, die alle ihren Anteil zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Die wichtigsten werden im Anhang im Rahmen der "Platten-, Buch- und Filmempfehlungen" nochmals kapitelweise übersichtlich aufgelistet.
FAZIT: Die in diesem Buch dargebotene "Tour" vom kalifornischen San Francisco über die Westküste Amerikas ins Musik-Eldorado London wird jeden Musikinteressierten begeistern, denn diese ist genauso mitreißend und voller Esprit wie die Zeit, die sie beschreibt.
Weitere Informationen zum Buch, ein Blick ins Inhaltsverzeichnis sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.
Das Einzige, was man dem Band vorwerfen könnte, ist, dass er den Soundtrack nicht gleich mitliefert. So muss sich der Leser eben anders behelfen und die eigene Plattensammlung oder - wenn auch nicht ganz stilecht - seinen aktuellen Streaminganbieter nach den musikalischen Schätzen jener Zeit durchforsten.