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Bakterien sind in unserer Wahrnehmung primär mit mangelnder Hygiene, Krankheiten aller Art und Ekligem assoziiert. Daher rücken wir ihnen mit Seife, Wasch-, Putz- und gern auch Desinfektionsmitteln zu Leibe - und wenn es hart auf hart kommt (oder uns zumindest so erscheint), mit Antibiotika.
Dass der Großteil der Bakterien um und vor allem auf und in uns jedoch gar keine Bedrohung darstellt, sondern sich uns gegenüber schlimmstenfalls neutral und bestenfalls hilfreich verhält, zeigen Hanno Charisius und Richard Friebe in ihrem Buch. Im ersten Teil geht es um die uralte Wohngemeinschaft Mensch-Bakterien, im zweiten darum, wie wir dieses Gleichgewicht durch manche Medikamente stören. Der dritte Abschnitt befasst sich mit den aus übertriebener Hygiene resultierenden Krankheiten. Im vierten greifen die Autoren den "Hype" um Probiotika & Co. auf und untersuchen, was dran ist an Heil- und Vorsorgemöglichkeiten durch Bakterien. Der letzte Teil zeigt schließlich auf, wie und wer mit Bakterien ordentlich Geld verdient. Den Abschluss bildet ein Ausblick.
Wer davon überzeugt ist, dass ein Mensch eben einfach ein Mensch mit menschlichen Genen und Zellen ist, wird seine Natur bei der Lektüre dieses Buchs des Öfteren hinterfragen, denn es erläutert schon sehr früh, dass und warum es sich bei einer haushoch überwiegenden Zahl der Zellen im menschlichen Körper um Bakterien handelt: Bakterien, die vor allem im Darm, aber auch auf der Haut inklusive sämtlicher Schleimhäute, im Mund, anderen Körperöffnungen und sogar in den Augen sitzen, und von denen die meisten sehr friedliche und unauffällige Zeitgenossen sind.
Davon, wie diese uralte Symbiose entstand und wie sie sich konkret gestaltet, handelt das erste Kapitel des Buchs. Der Leser mag ein paar Fakten schon kennen; im Kontext und in Verbindung mit den anderen aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ergibt sich jedoch ein neues und erstaunliches Bild vom Menschen und seinen ihn intensiv mitgestaltenden Mitbewohnern. Um die manchmal verheerenden Auswirkungen von Antibiotika auf dieses Gleichgewicht, das auch im Eigeninteresse der Bakterien von diesen möglichst gegen Eindringlinge verteidigt wird, geht es im zweiten Teil. Hier wie auch im Abschnitt über die Zivilisationskrankheiten durch übertriebene Hygiene zeigt sich, wie gefährlich es für den Menschen ist, dem Immunsystem seine Arbeit abzunehmen, insbesondere wenn dies prophylaktisch erfolgt.
Anschaulich und dabei voller Humor und Wortwitz vermitteln die Autoren einen Eindruck vom Nutzen unserer winzigen Mitbewohner, natürlich auch von der Gefahr, die von manchen von ihnen ausgehen kann - und nicht zuletzt davon, wie in der heutigen Gesellschaft kräftig Geld gemacht wird mit Produkten, deren Nutzen wissenschaftlich nicht erwiesen und deren potenzielle Gefährlichkeit gar nicht erst erforscht ist. Esoterik spielt dabei im Kielwasser naturwissenschaftlicher Erkenntnisse wie üblich eine nicht unerhebliche Rolle.
Originelle Zeichnungen lockern die Texte ein wenig auf und sorgen für ein Schmunzeln. Und so vermittelt diese so unterhaltsame wie interessante Lektüre nützliches Wissen, das der Leser durchaus auch anwenden kann.