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Da es während der Revolution den Kubanern nicht erlaubt war, Autos mit einem Baujahr nach 1959 zu besitzen, ist Kuba eine Art überdimensionales Freilichtmuseum für Oldtimer, insbesondere eindrucksvolle US-amerikanische Karossen. Dies dürfte sich freilich in den nächsten Jahren ändern, weshalb das Buch von Harri Morick und Rainer Floer mit Bildern aus den Jahren 2015 und 2016 auch ein Versuch sein dürfte, etwas Aussterbendes zu dokumentieren und Erinnerungen zu bewahren. Gezeigt werden die herrlichen Oldtimer als Teil des nostalgischen Straßenbildes in Havanna, Sancti Spiritus, Trinidad und anderen ausgewählten Orten, in Gänze und in Form zahlreicher charmanter Details wie Kühlerfiguren, Spoilern und so fort, als romantisches Vehikel bei Hochzeiten und anderen Festivitäten, in Reparaturwerkstätten einfachster Art und manchmal auch mehr tot als lebendig - ein Schicksal, das mittelfristig vielen von ihnen blühen dürfte.
Ach, Kuba. Dein unverwechselbarer Stil, deine Architektur, deine Musik, deine Menschen. Und nicht zu vergessen: deine Autos. Oldtimer, um genau zu sein. Rund 60.000 von ihnen sind noch unterwegs, überwiegend US-Nobelmarken. Kaum noch sind diese irgendwo sonst zu finden. Restriktionen wie die Beschränkung auf Autos mit einem Baujahr von höchstens 1959 können für Nostalgie-Fans auch ihren Reiz haben. Und genau diesem spüren Harri Morick und Rainer Floer nach und machen ihn mit ihrem Bildband erfahrbar.
In drei Sprachen - Deutsch, Spanisch, Englisch - stehen die Texte zur Verfügung, welche so fundiert wie liebevoll die Beziehung zwischen Kuba, Kubanern und Autos schildern. Am Anfang des Buchs stehen beeindruckende Impressionen aus Havanna, in denen bezaubernde Oldtimer und romantisch verfallende Kolonialarchitektur miteinander interagieren. Aber auch Graffiti dienen hier und da als Hintergrund. Und wenn die Flut kommt, setzen sich die Oldies auch mit dem nassen Element auseinander. Immer wieder werden einzelne Fahrzeuge leidenschaftlich porträtiert, im Ganzen wie im Detail, mit exakt auf sie zugeschnittenen Hintergründen - Kuba eben!
Eine Doppelseite mit Oldtimer-Frontansichten fehlt genauso wenig wie zahlreiche ausdrucksstarke Studien zu Kühlerfiguren, originalen oder nachempfundenen. Insbesondere das Kapitel über Werkstätten hat einen ganz besonderen Charme. Den Liebhaber schmerzen indes die Abbildungen verwaister, vor sich hinrostender, ausgewaideter Oldtimer. Das Kapitel "Ausflüge" stimmt dann jedoch wieder positiv. Kleine liebenswerte Städte, teils UNESCO-Weltkulturerbe, bilden eine reizvolle Kulisse für prachtvolle Karossen. Der Fotograf beweist einen großartigen Blick für Farbzusammenstellungen, Details und Bildgestaltung und verdient allen Respekt. Auch das eingebettete großformatige Foto eines kleinen glücklichen Mädchens gehört einfach dazu. Ganz viel Liebe steckt nicht zuletzt im Kapitel über Autos und ihre Besitzer. Und immer wieder begeistern kühne Perspektiven, die Brennweitenwahl, die perfekten Hintergründe und generell der Blick für das Besondere. Ihm frönen auch die begleitenden Texte.
Dieser Band verdient eine besondere Position im Bücherregal. Die Liebe, mit der er erstellt wurde, überträgt sich auf den Leser und Betrachter, ob er nun Oldtimer- oder Kubafan ist oder einfach ein Freund zauberhafter Fotos. Liebevoller und dabei gekonnter "geht nicht". Ein Muss!
Weitere Informationen sowie ein Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags .