Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Sektion 9 ist eine geheime Anti-Terror-Einheit in Japan. Zu der Truppe gehört auch Major Motoko Kusanagi, eine junge Frau und ein Cyborg. Das bedeutet, ihr Körper ist komplett künstlich. In der Welt, in der der Comic spielt, ist es völlig normal, dass Körperteile oder komplette Körper ausgetauscht oder technisch modifiziert werden. Es entstehen Wesen, die meist wie normale Menschen aussehen, aber deutlich stärker und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Major Kusanagi ist als Hackerin und Expertin für (Nachkampf)-Einsätze eines der wertvollsten Mitglieder von Sektion 9.
Kaum gegründet, muss sich die Truppe mit verschiedenen Fällen auseinandersetzen. Besonders kurios wird es, als ein Hacker in Aktion tritt, der es fertig bringt, Cyborgs quasi fernzusteuern. Der sogenannte Puppetmaster kann sie so umprogrammieren, dass sie tun, was er will. Doch wer steckt hinter diesem ominösen und äußerst passenden Namen? Es dauert nicht lange, bis Major Kusanagi und ihr Team des Rätsels Lösung auf die Spur kommen. Allerdings steckt viel mehr dahinter, als sie anfangs vermutet haben. Es handelt sich nämlich nicht um einen einfachen Hackerangriff, sondern um die Kontaktaufnahme einer neuen Art von Cyberintelligenz. Major Kusanagi gerät zwischen die Fronten und hat eine schwierige Entscheidung zu fällen, die ihr zukünftiges Leben gehörig auf den Kopf stellen könnte.
Es gibt nur eine handvoll Mangas, die als Klassiker bezeichnet werden können und international bekannt sind. "The Ghost in the Shell" dürfte in dieser Liste einer der einflussreichsten sein. Nach Anime-Filmen und Serien sowie diversen Computerspielumsetzungen findet er 2017 sogar als Realverfilmung seinen Weg auf die Hollywood-Kinoleinwand. Passend zu diesem Großereignis hat der Egmont Manga Verlag die Geschichte in einer Hardcover-Neuausgabe veröffentlicht. Der erste Band enthält dabei die komplette Handlung, die als Vorlage für den ersten Anime-Film diente und ebenfalls in der Realverfilmung zu sehen sein wird. Inwiefern sich das Hollywood-Drehbuch am Original orientiert, muss sich allerdings noch zeigen, der Anime jedenfalls hat nur einige wenige Kapitel umgesetzt und sich eher der Essenz des Handlungsstrangs (mit Fokus auf die Action) gewidmet. Dadurch ist "The Ghost in the Shell" einiges an Tiefe verloren gegangen.
Der Manga ist nicht einfach zu verstehen und wirft den Leser von der ersten Minute an in eine vielschichtige Erzählstruktur, ohne ihn in die Welt einzuführen. Wer nicht bereit ist, sich darauf einzulassen oder das Buch sogar mehrfach zu lesen, wird es schwer haben. Vorwissen für die Welt, die Charaktere und Zusammenhänge wird einem nicht an die Hand gegeben. Dazu kommt die typische japanische Art zu erzählen, die für einen Europäer oftmals etwas fremdartig wirkt. Das fängt mit einzelnen Szenen an, die plötzlich extrem niedlich und lustig umgesetzt wurden und endet bei dem Verständnis für Gesellschaftsstrukturen. Der Autor und Zeichner des Werks, Masamune Shirow, hat außerdem zahlreiche Fußnoten und Randbemerkungen eingebaut. Sie lassen sich am ehesten mit den Audiokommentaren vergleichen, die manchmal bei einer DVD abrufbar ist. Shirow erklärt, was er sich bei einigen Szenen gedacht, warum er sich für eine bestimmte Darstellung entschieden oder aus welchem Buch er sein Fachwissen hat. Das ist zwar interessant, trägt aber nicht zum Lesefluss bei. Deswegen ist der Empfehlung am Ende des Buches (leider nicht vorne weg!), die Fußnoten erst nach der Lektüre durchzuarbeiten, unbedingt beizupflichten. "Hinten" ist hier übrigens das europäische "Vorne", da Egmont Manga sich bei der Neuauflage für die original japanische Leserichtung von rechts nach links entschieden hat.
Ein besonderes Schmankerl sind die farbigen Seiten. Meist am Anfang eines Kapitels, aber auch mal zwischendrin, befinden sich einige kolorierte Seiten, die ein durchaus verändertes Flair ausstrahlen und aus den ansonsten schwarzweißen Zeichnungen deutlich hervorstechen. Auch wenn die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Darstellungen ein wenig für Ablenkung sorgen, sind die leuchtend bunten Bilder trotzdem eine großartige Bereicherung für den Manga.
Obwohl die Geschichte über fünfundzwanzig Jahre alt und ihr das auch anzumerken ist, weiß sie trotzdem immer noch zu fesseln und Fragen aufzuwerfen, die längst noch nicht beantwortet sind. Was ist die Seele? Was macht einen Menschen aus? Oder generell ein Lebewesen? Wer bestimmt, was Leben ist? Gerade zum Ende hin wird die Handlung immer philosophischer und entfernt sich von den anfänglich eng gestreuten Action-Szenen. Echte Antworten gibt es nicht, aber der Leser wird zum Nachdenken angeregt und in jedem Fall gut unterhalten. Auch durch die dünne Staubschicht hindurch, die sich im Laufe der Zeit auf "The Ghost in the Shell" abgelegt hat, ist immer noch der richtungsweisende und komplexe Manga zu erkennen, der es zu so großem Ruhm gebracht hat. Die Faszination ist ungebrochen und die hochwertig gemachte Neuauflage wird dem Klassiker in jeder Hinsicht gerecht.
Hier findet ihr "The Ghost in the Shell" auf der Verlags-Webseite von Egmont Manga.