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Eigentlich scheint es ein Standardfall für das Sonderdezernat Q unter der Leitung von Carl Mørck zu sein: der schon etliche Jahre zurückliegende Mord an einer Lehrerin, der nie aufgeklärt wurde. Doch bald zeigt sich, dass dieser Fall mit mehreren anderen Morden zu tun hat, die gerade geschehen sind und von den Kollegen ein Stockwerk höher bearbeitet werden.
Ohne Absprache mit der "normalen" Mordkommission nehmen Carl und seine Mitarbeiter die aktuellen Verbrechen ebenfalls unter die Lupe und stoßen auf ein Netz von verwirrenden Beziehungen und Verbindungen.
Als dann auch noch Kollegin Rose an ihren psychischen Problemen zu zerbrechen droht und schließlich spurlos verschwindet, ist das Chaos komplett. Während das Sonderdezernat Q Rose sucht, macht jemand weiterhin Jagd auf junge Sozialhilfeempfängerinnen. Die Zeit drängt.
Es passiert viel in diesem Thriller. Vier oder fünf Fälle – wenn Roses Verschwinden mitzählt – halten die Polizei in Atem. Eigentlich gehört nur einer von ihnen in den Verantwortungsbereich des Dezernats Q, doch Carl Mørck und sein Team scheren sich nicht darum, als ihnen aufgeht, dass sämtliche Taten etwas miteinander und somit direkt oder indirekt auch mit dem vor Jahren verübten Mord an einer Lehrerin zu tun haben.
In dem siebten Band um Carl Mørck, Assad und die anderen geht es ganz wesentlich um ihre Kollegin Rose. Woher deren psychische Erkrankung rührt, zeigt sich erst in dieser Folge. Während jedoch Rose den meisten Hörern sympathisch sein dürfte, sind in dem Hörbuch noch etliche weitere und sehr unangenehme psychisch kranke Charaktere unterwegs.
Was fesselnd sein könnte, erweist sich dann doch als etwas zu viel des Guten. Bei dem Durcheinander - es mischt auch noch ein nerviges Fernsehteam mit - bleibt die Spannung oft über längere Zeit auf der Strecke, was für einen Thriller tödlich ist. Wie gut, dass der Hörer um Rose bangen muss, immerhin die Sorge um sie zieht sich durch einen guten Teil des Romans.
Adler-Olsen pflegt stets einen leichten, angenehmen Erzählstil. In dieser Folge wirken einige relativ bedeutsame Charaktere - vielleicht gerade dadurch - etwas flau. Auch Carl und seine Truppe mit Ausnahme von Rose wirken blasser als sonst; zum Glück kennt der Fan sie noch von den vorhergegangenen sechs Teilen. Eine Entwicklung machen sie in diesem Band jedenfalls nicht durch. Da kann auch Wolfram Kochs exzellente Lesung nicht viel bewirken.
Kurz und gut (oder auch nicht), "Selfies" – die Titelwahl bleibt übrigens ziemlich rätselhaft – ist zwar ein Muss für jeden Fan der Reihe, erweist sich jedoch definitiv als bislang schwächster Teil. Mit dem vorhandenen Stammpersonal geht einiges mehr, wie Adler-Olsen mehrfach bewiesen hat. Es kommt zwar immer wieder Fahrt auf, trotzdem wirken die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Fällen konstruiert und die Charaktere außerhalb des Sonderdezernats Q überwiegend irre oder blutleer.
Fans sollten zugreifen, um den Faden gerade um Roses willen nicht zu verlieren; Neueinsteigern seien die ersten Teile empfohlen.
Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite.
Die beiden mp3-CDs befinden sich in einem Karton-Leporello mit Steckfächern.
Während ich mir diesen Thriller anhörte, musste ich bisweilen für ein paar Minuten den Raum verlassen und verzichtete immer öfter auf das Drücken der Pausen-Taste. Meistens stellte ich bei der Rückkehr fest, dass ich den Faden keineswegs verloren hatte. Bei einem Thriller kommt das doch etwas unerwartet.