Seit neunzehn Jahren haben die Magislande keinen Krieg mehr gekannt, da ein für zwanzig Jahre geltender Waffenstillstand geschlossen wurde. Nun muss neu verhandelt werden. Sowohl für den Adel als auch für das gewöhnliche Volk ist es eine gefährliche Zeit, denn natürlich laufen die Friedensverhandlungen zwischen den Reichen nicht so einfach, wie gewünscht. Auch die Strangschwestern Safiya und Iseult sind davon betroffen, denn während die eine dem verachteten Volk der Nomatsi abstammt, gehört die andere zu den Adeligen ihres Reiches. Verbunden sind die beiden durch Freundschaft und Magie, sodass sie sich ein Leben ohne die jeweils andere kaum vorstellen können. Doch Safiya ist eine Wahrmagis; eine der seltensten magischen Begabungen. Ihr magisches Talent ist heiß begehrt und bald schon werden die Freundinnen verfolgt. Es wird ihre ganze Magie und ihre Freundschaft zueinander brauchen, um der Gefahr zu entkommen.

"Truthwitch", so lautet der englische Titel des Romans und handelt von Safiya, die auf magische Weise Wahrheit von Lüge unterscheiden kann, und ihrer mit ihr durch Magie verbundenen Freundin und Strangschwester Iseult, die Gedanken und Gefühle sehen kann. Beide sind einander herzlich zugetan, wobei Safiya spontan und unüberlegt handelt, Iseult dagegen, dass Gegengewicht bildet. Keine schlechte Idee an sich, denn diese Gegensätze könnten der Handlung durchaus zusätzlichen Reiz verleihen. Da auch noch magische Reiche dazu kommen und dementsprechend viel Magie, die sowohl verlockend als auch brandgefährlich sein kann, ließe sich aus der ursprünglichen Idee durchaus etwas machen.

Leider entwickeln weder die Figuren noch die Handlung wirkliche Tiefe, da Autorin Susan Dennard viele Dinge unerklärt lässt. Was genau sind die magischen Stränge, die Iseult sehen kann und was sind Strangschwestern? Wer sind die Cahr Arwen und warum werden sie von Priestern verehrt? Die Nomatsi werden verachtet und sind faktisch rechtlos, doch warum? Nein, mit Hintergrundinformationen und Beschreibungen hat es Susan Dennard nicht so, da bleibt das Buch flach.

Außerdem krankt es an einer Heldin, die unglaublich besonders ist. Mutig, ausnehmend schön, adelig und mit einer Begabung gesegnet, die seit hundert Jahren nicht mehr gesehen wurde, scheint Safiya zu jedem Zeitpunkt praktisch im Scheinwerferlicht der Handlung zu stehen. Iseult kann da nicht mithalten, sie bleibt zu blass, um wirklich eine gleichberechtigte Hauptfigur zu bilden. Nun ja, "Truthwitch", das Buch ist förmlich nach Safiya benannt, da darf sie ruhig etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen. Was tut sie also, außer schön, von edler Herkunft und begabt zu sein? Sie wird gejagt, wieder und wieder und wieder. Ebenso oft gerät sie in Schwierigkeiten, da sie wirklich immer erst handelt und dann nachdenkt. Das sorgt für ordentlich Tempo in der Geschichte, ist aber nicht dauerhaft spannend.

Gut, dass auch noch ein gut aussehender Kapitän auftaucht, Merik, der Safiya gleich auf den ersten Blick nicht mag, aber dennoch von ihr angezogen wird. Da die Wege der beiden sich immer wieder treffen, ist dafür gesorgt, dass Gefühle nicht zu kurz kommen, so widersprüchlich sie auch sein mögen. Da es sich hier um den ersten Band einer Reihe handelt, besteht durchaus die berechtigte Hoffnung, dass viele offenen Fragen in den nächsten Bänden beantwortet werden und auch die Figuren an Tiefe gewinnen. Bis dahin kann "Schwestern der Wahrheit" nicht überzeugen, wenngleich die Grundidee faszinierend bleibt. Es ist Safiya und Iseult zu wünschen, dass ihre Welt etwas mehr Struktur bekommt und den Leser fesselt. Bis jetzt gelingt das nicht.

Weitere Informationen und eine Leseprobe finden sich auf der Verlagsseite.