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Noch bis zum 20. August 2017 präsentiert die Bundeskunsthalle Bonn eine einzigartige Ausstellung über die frühen Kulturen im Gebiet des heutigen Irans – einschließlich eines bezaubernden persischen Gartens.
Im Verlag Hirmer ist der Katalog zur Ausstellung erschienen. Dieser enthält erwartungsgemäß nicht nur Abbildungen der Exponate, sondern auch eine Fülle an Essays zu den für den historischen und geographischen Kontext relevanten Themen. Der Leser lernt die unterschiedlichen Regionen des Irans kennen, wie sie sich nicht zuletzt vor etlichen Jahrtausenden den Menschen erschlossen. Und er folgt den Spuren der ersten Kulturen sesshaft werdender Gruppen bis hin zu jenen frühen Städten und "Ländern", denen es gelang, ein größeres Umfeld zu kontrollieren.
Am Ende des Buchs haben die Achämeniden als Begründer Persiens ihren Auftritt, und die frühen Kulturen verabschieden sich still, doch unter Hinterlassung von Spuren, die wir heute noch entdecken und bewundern dürfen.
Kein Buch kann den Besuch einer hochwertigen Ausstellung ersetzen, und "Iran – frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste" gehört zweifellos zu den Höhepunkten musealer Angebote im Jahr 2017. Der Faszination der Exponate, teils über 5.000 Jahre alt und auch für heutige Menschen ästhetisch ansprechend, kann sich wohl kaum ein Besucher entziehen. Hinzu kommt der persische Garten, in dem sich die Besucher entspannen und zugleich ein wenig Kulturgeschichte "tanken" dürfen.
Ein Katalog wird nie ganz eine Ausstellung ersetzen. Doch die Essays in diesem Buch vermögen eine Fülle an Inhalten zu vermitteln, die teilweise über die Angaben innerhalb der (zu einem guten Teil durch aufschlussreiche Videos begleiteten) Ausstellung hinausgehen. Dem Leser erschließt sich nicht nur die Historie der Besiedlung der Regionen im heutigen Iran, sondern auch die Handelsbeziehungen zwischen den dortigen Orten und Mesopotamien sowie etlichen weiter östlich gelegenen Zentren – etwa Afghanistan, das den begehrten Lapislazuli bot. Selbstverständlich sind kriegerische Auseinandersetzungen ebenfalls ein bedeutendes Thema. Das südwestiranische Elam und seine Vorläufer entwickelten sich, wie Ausstellung und Buch zeigen, anhand einer ständigen Reibung an Einflüssen aus anderen, meist weiter westlich gelegenen Zentren früher Kultur.
Bei aller Sachlichkeit fesseln die Essays, nicht minder jedoch die Abbildungen. Wer zur "Stoßzeit" im Museum war, dürfte die sorgfältig freigestellten, optimal belichteten und oft auch im Detail verfügbaren Aufnahmen der Exponate schätzen. Ihnen sind im Buch alle relevanten Angaben beigefügt. Landkarten, Skizzen und andere Grafiken tragen zur Verständlichkeit bei. Darüber hinaus gibt es einen komplexen Anhang mit weiterführenden Informationen – nicht nur zu den ausgestellten Gegenständen.
Jahrtausende alte Kunst spricht auch unser ästhetisches Empfinden an, so könnte die Zusammenfassung subjektiven Erlebens sowohl der Ausstellung als auch des Katalogs lauten. Besser hätte das Buch kaum gestaltet werden können – sowohl die wunderbar plastischen Fotografien der Exponate, die selbige jedoch nicht entzaubern, als auch die Fülle an gut aufbereiteten Informationen machen das Buch zu einem wertvollen Begleiter.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.