Noch bis zum 25. Februar 2018 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt die Ausstellung "Glanz und Elend in der Weimarer Republik". Der dazugehörige Katalog ist im Hirmer Verlag erschienen.

Wie bei solchen Publikationen üblich, umfasst das Buch nicht nur Abbildungen der Exponate und Eckdaten zu ihnen, sondern auch, in Anlehnung an die Einteilung der Ausstellung, Textbeiträge zu deren einzelnen Abteilungen. Diese folgen auf das Vorwort des Museumsdirektors und eine chronologische Übersicht über die wichtigsten Ereignisse der abgebildeten Jahre. Die Essays tragen folgende Titel: "Glanz und Elend in der Weimarer Republik - Bilder vom Unbehagen einer Epoche", "Verismus bei Otto Dix und George Grosz - Kunst und Politik in der neuen Sachlichkeit", "Kultur des Spektakels – Vergnügung in der Weimarer Republik", "Glanz und Elend der neuen Frau in der Weimarer Republik", "Der Paragraf 218 und die 'Sache der Frauen' - Anmerkung zu einem immer noch aktuellen Thema", "Paragraf 175 und Magnus Hirschfeld", "Aufbruch oder Utopie? - Über Kunst und Literatur in der Weimarer Zeit", "'Deren Sorgen und Rothschilds Geld' - Künstlerinnen und ihre Arbeit für Zeitschriften in der Weimarer Republik", "Chancen und Errungenschaften der Weimarer Republik".
Im Anhang finden sich Künstlerbiografien, eine Auswahlbibliografie, das Verzeichnis der ausgestellten Werke sowie Impressum und Bildnachweis.

Wieder einmal bietet die Frankfurter Schirn eine Ausstellung an, die sich nicht auf die Präsentation der Werke weniger einzelner Künstler oder eines Kunststils beschränkt, sondern verschiedene Strömungen und Themen eines guten Dutzends Jahre aufgreift und eine Zusammenschau bietet, in der sich eine zerrissene Epoche mit einer zutiefst gespaltenen, haltlosen Gesellschaft auftut. Kein Wunder, dass die Ausstellung eine Fülle an Besuchern anzieht, von denen viele lange dort verweilen.

Wem der Besuch in der Schirn nicht möglich ist, der vermag sich mithilfe des Katalogs einen guten Eindruck der "Glanz und Elend in der Weimarer Republik"-Ausstellung verschaffen. In der Einleitung mit den chronologisch aufgeführten "Daten zu Politik, Wirtschaft und Kultur" werden alle im Kontext wichtigen Ereignisse aufgeführt, sodass sich auch zeitgeschichtlich weniger versierte Leser in die dargestellte Epoche einfinden können.

Entsprechend der Gliederung der Ausstellung sind die Abbildungen im Katalog auf neun themenbasierte Abschnitte verteilt, denen je ein Essay vorangeht. Diese Beiträge vermitteln einen guten Überblick und darüber hinaus auch viele interessante Details über die jeweiligen Stile, Künstler, Motive und Motivation, zugrunde liegende Ereignisse und Entwicklungen und Etliches mehr. So erfährt der Leser etwa, wie sehr der (Abtreibungs-) Paragraf 218 und auch der (so genannte "Schwulen-") Paragraf 175 bereits die damalige Gesellschaft spalteten. Der Aufschwung von Technik und Fabriken ist ebenso ein Thema wie das Elend der Arbeiter und vor allem der Arbeitslosen und Kriegsversehrten, die zunehmend verbreitete Prostitution nicht minder als Vergnügungssucht und zur Schau getragener Prunk. Dank den Essays lassen sich viele einzelne Werke sowie einzelne Künstlerinnen und Künstler gut verstehen und interpretieren – das gilt nicht nur für den Teil, der den prominenten Vertretern der Neuen Sachlichkeit Otto Dix und George Grosz gewidmet wurde.

Wie beim Verlag üblich, sind die Abbildungen in einem großzügigen Format gehalten und in bester Qualität abgedruckt, begleitet von den Angaben von Künstler, Titel des Werks und Jahr der Entstehung. Alle weiteren relevanten Informationen zu den einzelnen Exponaten befinden sich im Werksverzeichnis; auch die Künstlerbiografien enthalten zahlreiche interessante Informationen.

Ein bestens gelungener Katalog, der den Besuch der hervorragenden Ausstellung natürlich nicht zu ersetzen vermag, Exponate und Inhalte jedoch vorzüglich wiedergibt und sich ideal zur gründlichen Vor- und Nachbereitung eignet.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.