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"Overworld", das Computerspiel, ist der virtuelle Ort, an dem Marisa ihre Freunde trifft. Im Jahr 2050 gibt es in Los Angeles wohl niemanden, der nicht online ist -und zwar direkt. Smartphones werden schon lange nicht mehr gebraucht, ein Implantat verbindet das Gehirn des jeweiligen Users rund um die Uhr mit dem Internet. Ein Blinzeln reicht um Essen zu bestellen, ein Taxi zu rufen oder Rechnungen zu bezahlen.
Marisa kann weitaus mehr. Sie ist eine begabte Hackerin und eben Teil des Teams Cherry Dogs in Overworld. Als es ihrem Team gelingt, sich für ein hoch dotiertes Turnier anzumelden, sind Marisa und ihre Freunde komplett aus dem Häuschen. Doch etwas ist faul in Los Angeles. Mit Mirador, dem Stadtteil in dem Marisas Familie lebt, geht es immer mehr bergab und so wie es aussieht, wird das für alle Bewohner Folgen haben. Kann es wirklich sein, dass wirtschaftliche Interessen dahinter stecken? Für Marisa und ihre Freundinnen wird es gefährlich, als sie diesem Geheimnis auf die Schliche kommen.
Es ist gerade einmal ein paar Monate her, dass Marisa und ihr Team, die Cherry Dogs einem Virus auf der Spur waren, der Menschen komplett unter seine Kontrolle brachte. Möglich war der Sieg über einen übermächtigen Gegner nur dadurch, dass die Freundinnen nicht nur Mut bewiesen, sondern auch Hilfe, sowohl von der Polizei als auch vom organisierten Verbrechen, bekamen. Kein Wunder, dass ihnen die Jagd nach dem Virus alles abverlangte und sie sich nun gerne wieder auf ihr Hobby konzentrieren würden, dem Computerspiel "Overworld". Doch Marisa hat noch einen anderen Wunsch, nämlich den, das Geheimnis eines Autounfalls zu lösen, bei dem sie als Kind einen Arm verlor. So hackt sie sich in die Daten des Konzerns KT Sigan ein, um einen Informanten zu finden, doch stattdessen wird sie Zeuge, wie jemand empfindliche Daten des Konzerns zerstört und damit auch sie in Gefahr bringt.
Da geht es ja gleich wieder richtig los. Autor Dan Wells schmeißt seine Hauptfigur gleich zu Beginn der Handlung mit Nachdruck ins Getümmel, und ehe der Leser einmal tief Luft geholt hat, muss Marisa auch schon um ihr Leben laufen. Was heute schon nicht einfach wäre, ist im Jahr 2050 nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, ermöglichen doch Implantate im Gehirn eines jeden Menschen nicht nur, jederzeit Zugang zu allen Informationen zu haben, sondern auch umgekehrt, immer und überall gefunden werden zu können. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um heimlich zu agieren. So sieht Marisas Strategie auch meist so aus, dass sie im Getümmel untertaucht, sowohl im echten Leben, als auch online. Als sie jedoch auf ein ungeheuerliches Verbrechen stößt, kann sie nicht anders, sie muss die Wahrheit herausfinden und das Schlimmste verhindern. Auch dieses Mal trifft sie dabei auf ungewöhnliche Verbündete und muss sich auf alte Freunde verlassen.
Freundlich soll die Welt sein, sagt Alain, ein junger Mann, den Marisa bei ihrem Abenteuer trifft und der auf sie großen Eindruck macht. Gerechtigkeit könne auch grausam sein, Freundlichkeit wäre ihm lieber. Ein schöner Wunsch, hat er Marisa doch gerade erst erklärt, wie kaltblütig Großkonzerne ihre Interessen verfolgen. Dabei kann die junge Frau die Folgen gleich in ihrer Umgebung entdecken und sich, nachdem sie die Hintergründe erfahren hat, einen Reim darauf machen. Aus unbestimmten Gründen verlieren immer mehr Menschen ihre Arbeit, das Trinkwasser wird immer ungenießbarer und Marisas Familie läuft Gefahr, ihr Haus und ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Wie aber kann ein Onlinespiel da helfen?
In der Welt, die Dan Wells da entworfen hat, ist das durchaus möglich, wenngleich auch verwirrend. Ganz so unwahrscheinlich kommt dem Leser die Welt in Mirador nicht vor, schließlich besteht auch heute schon die Möglichkeit, ununterbrochen online zu sein und wohl jeder, der sich im Internet bewegt, kennt die Möglichkeiten der personalisierten Werbung. Was also können Cookies noch alles? Dan Wells hat da ein paar interessante Ideen, sogar in solcher Menge, dass der Leser durchaus zwischendurch den Überblick verlieren kann. Erstaunlich, dass Marisa sich so gut zurechtfindet. Zwar ist sie eine begnadete Hackerin, aber so ein paar Probleme dürfte sie schon auch haben. Gäbe es nicht in der Geschichte immer wieder auch Momente, in denen sie einfach ein junges Mädchen sein darf, mit aller Schüchternheit und den Problemen eines Teenagers, sie wäre einfach zu perfekt.
Sicher, weder die Hauptfigur noch der Leser kommen dazu, Atem zu holen, so schnell prescht die Handlung voran, doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass Marisa nicht nur eine tolle Spielerin, eine gute Freundin mit dem Herz am rechten Fleck und technisch begabt ist, sie hat auch noch das große Glück, die richtigen Leute zur richtigen Zeit zu finden. Uff, Dan Wells, mehr geht wirklich nicht. Zum Glück macht sie wenigstens ein paar Fehler, sonst wäre sie zu perfekt und das in einer Welt, die durch die ständigen Wechsel zwischen realer Welt und Onlinespiel über die Maßen verwirrend ist.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite erhältlich.